Zecken auf der Baar

Zecken auf der Baar

20. April 2023 0 Von Hannah Miriam Jaag

Etwa zwanzig Zeckenarten kommen in Deutschland vor. Die Schildzecke Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) ist dabei die deutsche Zeckenart, die am häufigsten Menschen befällt. Andere häufige Schildzeckenarten sind hier z. B. die Igelzecke (Ixodes hexagonus), die Schafzecke (Dermacentor marginatus), in Süddeutschland auch die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Weltweit die häufigste Art, die auch auf dem Menschen parasitiert, ist die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), die in Deutschland wegen zu geringer Wärme aber nicht dauerhaft leben kann.

Zecken übertragen beim Zeckenstich aufgrund ihrer Lebensweise häufig Krankheitserreger zwischen den Wirten, ohne jedoch selbst zu erkranken. Es handelt sich dabei um mehr Arten von Krankheitserregern als bei jeder anderen parasitischen Tiergruppe. Auch Menschen sind durch Erkrankungen wie Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Babesiose, Ehrlichiose, Rickettsiosen oder Neoehrlichiose betroffen.

Borelliose

ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi oder verwandte Borrelien ausgelöst wird. Die in drei Stadien verlaufende Erkrankung kann verschiedene Organe in jeweils verschiedenen Stadien und Ausprägungen betreffen, speziell die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Bei dem dritten Stadium der Erkrankung könnte es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung handeln. Die Infektion mit Borrelia burgdorferi kommt beim Menschen, verschiedenen Säugetieren und Vögeln vor, und sie geschieht in der Regel über einen Zeckenstich.

Bei einer Borelliose ist wichtig, dass sie korrekt diagnostiziert wird und dann möglichst schnell mit Antiobiotika behandelt. Die Prognose nach frühzeitiger antibiotischer Behandlung im ersten Stadium ist gut! Deshalb ist eine frühzeitig Diagnose wichtig.

Nach einer Borelliosefinfektion können rote Flecken auftreten.

Diese roten Flecken treten nur bei Borelliose auf!
Gegen eine Borelliose kann man nicht impfen!

Hier auf der Baar gibt es aber eine deutlich schlimmere Gefahr:

FSME – Frühsommer-Meningoenzephalitis – TBEV

Diese ist der Grund für meinen Artikel hier!

Endemiegebiete in Deutschland liegen vor allem in Baden-Württemberg, in Bayern, im südlichen Hessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Darüber hinaus sind einzelne Kreise in sechs weiteren Bundesländern betroffen. Eine aktuelle Karte der FSME-Risikogebiete, eine Zusammenfassung der FSME-Epidemiologie in Deutschland und die FSME-Impfquotenwerden jährlich im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht: www.rki.de/fsme-karte

Karte der FSME-Risikogebiete 2022
veröffentlicht im Epidemiologischen Bulletin des RKI 9/2023

Erreger

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und verwandte Virusenzephalitiden werden durch ein Virus des Genus Flavivirus in der Familie der Flaviviridae verursacht. Weltweit gibt es drei relevante Virussubtypen mit hoher phylogenetischer und antigener Ähnlichkeit, die impfpräventabel sind.

Das heißt: Man kann impfen!

In Deutschland kommt der europäische Subtyp vor, der vor allem durch die Zecke Ixodes ricinus übertragen wird. Daneben gibt es auch einen fernöstlichen und einen sibirischen Subtyp, die in Europa im baltischen Raum und an der finnischen Küste sowie im asiatischen Raum vorkommen und dort von der Zecke Ixodes persulcatus übertragen werden. Tick-borne encephalitis (TBE) ist der englische Überbegriff für alle Virussubtypen; der deutsche Begriff „FSME“ bezeichnet die Erkrankung mit dem europäischen Subtyp.

In den FSME-Verbreitungsgebieten Deutschlands sind kleinräumig in sogenannten Naturherden ca. 0,1-5% der Zecken mit dem Virus infiziert.

Die o.g. Zecken können auch das Bakterium Borrelia burgdorferi übertragen, das zur Lyme-Borreliose führen kann. Diese Erkrankung tritt wesentlich häufiger als die TBE auf, da etwa 10-35% der Zecken mit Borrelien befallen sein können.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich 7–14 Tage, in Einzelfällen bis zu 28 Tage.

Klinische Symptomatik

Der typische Verlauf einer FSME-Erkrankung ist biphasisch und beginnt mit unspezifischen, grippeähnlichen Beschwerden. Nach einem kurzen symptomfreien Intervall von bis zu einer Woche folgen die spezifischen neurologischen Manifestationen der FSME (Meningitis, Enzephalitis, Myelitis). Ein hoher Anteil der Infektionen (ca. 70–95%) verläuft jedoch asymptomatisch oder die zweite Krankheitsphase bleibt aus. Bei schweren Verläufen besteht insbesondere bei Erwachsenen die Gefahr von bleibenden neurologischen Ausfällen, in der Regel in Form von Paresen, aber auch von Anfallsleiden oder lange andauernden Kopfschmerzen. Diese Symptome können oft Monate nach der Erkrankung persistieren. Häufig kommt es jedoch selbst nach schweren Verläufen zur völligen Heilung. Schwere Krankheitsverläufe werden bei Erwachsenen häufiger beobachtet als bei Kindern. Bei ca. 1% der Erkrankten führt die Erkrankung zum Tod.

Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen

1. Präventive Maßnahmen

Expositionsprophylaxe

Ein wichtiger Grundsatz der Prävention der FSME und auch der Borreliose ist, Zeckenstiche nach Möglichkeit zu vermeiden.

Nach naturnahem Aufenthalt in Gebieten mit Zeckenvorkommen wird ein sorgfältiges Absuchen des Körpers nach Zecken empfohlen. Insbesondere bei Kindern können die Zecken am Haaransatz sitzen. Bei Zeckenbefall muss die Zecke umgehend entfernt werden. Dabei sollten möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche, also an ihrem Kopf (niemals am Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Die Zecke sollte dabei auf keinen Fall vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt. Nach Entfernung der Zecke ist eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen. Falls der Tetanusschutz nicht (mehr) gegeben ist, sollte dieser aktualisiert werden.

Impfung

Die Immunisierung stellt einen wirksamen Schutz für potenziell gefährdete Einwohnerinnen und Einwohner und Besuchende von Risikogebieten dar.

Für die Grundimmunisierung sind drei Impfstoffdosen erforderlich. Auffrischimpfungen sind bei fortbestehender Exposition in Abständen zwischen drei und fünf Jahren erforderlich, je nach Alter und verwendetem Impfstoff (siehe Fachinformationen).

Weitere Informationen finden Sie in den Antworten auf häufig gestellte Fragen zur FSME-Impfung.

Bitte, lassen Sie sich und Ihre Kinder impfen!