Wanderblühten – Friedenweiler und Fürstenberg

Wanderblühten – Friedenweiler und Fürstenberg

14. April 2023 0 Von Hannah Miriam Jaag

Ich möchte hier erwähnen, dass ich das alte Buch mit der sehr eigenwilligen Schreibweise in Frakturschrift vorgelesen habe, um den gesprochenen Text von einem Programm namens f4transkript in Buchstaben umzuwandeln. Den umgewandelten Text habe ich danach bearbeitet, da viele der Wörter dem Programm nicht bekannt waren. Aus diesen Gründen ist der Text ein Gemisch aus alter und neuer Schreibweise.

Was es in den verschiedenen Kapiteln des Buches gibt, ist diese vorgelesene Tonspur mit dem Transkript in schwarz.
In blau sind unten noch Erklärungen und Fotos dabei.

Mehrere Jahre, erzählt unser Reisender weiter, waren seit meinem ersten Aufenthalt über Wald verflossen, als mich Geschäfte wieder in jene, mir in mancher Beziehung liebgewordenen Schwarzwald-Thäler führten. Und da es stets etwas Ansprechendes hat, Orte und Gegenden zu betreten, wo wir früher heitere Stunden verlebt haben, so unternahm ich manche Wallfahrt zu bekannten Plätzen und Menschen. Wie wir aber eine Landschaft nach Jahren zwar unverändert als dieselbe wieder finden, manches Bäumlein darin jedoch zum Baume aufgewachsen, manch vormals blühendes Gewächs verdorrt sehen, also ergeht es auch mit den Menschen und ihren Verhältnissen: die Gesamtheit erscheint uns unverändert dieselbe, am Einzelnen jedoch bemerken wir den allmächtigen Einfluss der Zeit.

So fand ich auch bei meinen Besuchen Manches, was mich des Lebens Flüchtigkeit mahnte. In dem bekannten Wirtshause zum Beispiel traf ich meinen gesprächigen Freund, der mir vor Jahren seine Lebensgeschichte erzählt hatte, nicht mehr; ein Fremder, der das Haus an sich gebracht, bewillkommente den Fremden, während der frühere Eigentümer seit Monaten von dem Mühseligkeiten dieses Lebens ausruhte – auf dem Kirchhofe zu Friedenweiler.

Nach kurzer Rast trieb es mich weiter, hinaus in die sonnig-grüne Landschaft mit ihrem ruhsamen Talgründen und hohen von Pfriemen vergoldeten Bergkuppen, über welche das Auge frei hinaus schweifte bis zu den fernen lichtblauen Linien des Jura.

Mittag war vorüber, und jene Stunde eingetreten, welche die Alten die Schlummerstunde des Pan nannten, wo die ganze Natur schweige, um den träumenden Feldgott nicht aufzuwecken. Und wahrlich, die Stille ringsum schien Alles, was Leben hatte, in Schlummer gewiegt zu haben, so vereinsamt lagen die Hütten und Höfe, und wie blankgeschliffene, von keinem Hauch getrübte Spiegel, die Weiher und Lachen in den grünen Tälern; das einzige Lebendige in der Landschaft waren allein die ruhelos fortwellenden Bächlein und plätschernden Brunnen, sowie ein Paar Schmetterlinge, die über die sonnigen Halden flatterten.

Ich hatte langsam eine letzte Höhe erstiegen und war stille gestanden, die zu meinen Füßen liegende Landschaft zu überschauen. Vor mir, gegen Süden, drang der Blick hinaus, bis wo die Landschaft in vielen Abstufungen gegen den Rhein sich verliert, während die nächsten Taleinschnitte zu meiner Linken, schon der jungen Donau ihre Quellen und Bächlein zutrugen.

Eine Weile hatte ich so gestanden, als eine Pilgerin, welche des Weges daherkam, meine Betrachtung ablenkte. Der gelbe Strohhut sowie die üppige übrige Tracht zeigten eine Landeseingeborene, während das schwarzseidene Halstuch und die gleiche Farbe der anderen Kleidungsstücke die Leidtragende verrieten. Die Züge schienen mir bekannt, und als sie näher gekommen war, erkannte ich die Tochter meines verewigten Freundes; dieselbe, welche an jedem Morgen bei meiner ersten Einkehr in dem Wirtshause den Kindern die Kränze und Blumen geordnet hatte: Philippine, das Ebenbild der seligen Mutter, wie sie ihr Vater genannt hatte.

Wir begrüßten einander als Bekannte, denn auch sie hatte mich folglich wiedererkannt. Ihr verständiges blaues Auge nahm einen eigenen Glanz und Ausdruck an, als ich in warmen, lobenden Worten ihres verewigten Vaters gedachte. Es war etwas von wehmütigen Dank für meine Anteilnahme darin zu lesen.

Ich erfuhr, dass sie seit dem Tode ihres Vaters bei der Schwester ihrer Mutter und dem Onkel Valentin wohne, im Augenblick aber im Begriffe stehe, eine Wallfahrt zum “Schneekreuz” bei Löffingen zu machen und zur Begleitung noch eine Freundin in der Nähe abholen wollte. Auch sagte sie mir ferner, dass sie Lust habe, nach Amerika auszuwandern – und fragte, was ich hier rathe?

In solchen Fällen”, meinte ich, “ist guter Rat teuer. – Im Allgemeinen, ich muss es gestehen, will es mir nicht sonderlich gefallen, wenn ich sehe, dass namentlich Frauen und Mädchen gar keine Anhänglichkeit an ihre Heimat haben. Liebt ja doch die Blume, der Baum, seinen heimatlichen Boden, warum nicht auch der Mensch? Doch wenn es einmal sein muss, und ein solcher Schritt durch Umstände geboten ist, so soll er auch resolut ohne verzagenden Kleinmut geschehen, mit dem man in der Regel ja nur sich und Anderen das Leben versauert. – Was Euch anbetrifft, werteste Freundin, fuhr ich im Ton eines Predigers fort, so glaube ich nicht, dass Ihr Ursache habt, zeitlicher Güter wegen fremde Weltenteile aufzusuchen. (ich wusste nämlich, dass er Vater ein ansehnliches Vermögen hinterlassen hatte), es müßte denn nur sein, fügte ich scherzhaft bei, dass etwa euer Holderstock drüben blüht”, und deutete auf einen goldenen Ring, den sie am Finger trug. – Das Mädchen aber schüttelte den Kopf. “Ihr Männer,” sagte sie mit treuherziger Schalkhaftigkeit, “meint auch gar immer, wir täten Alles nur um Euretwillen. Es kann ja auch noch etwas anderes sein, was mich forzieht. Hab’ ich nicht die einzige Schwester drüben, und mit Ausnahme der Schwester meiner Mutter selig gar niemand Eigenes mehr hier? Und doch – je mehr ich es überlege, desto unschlüssiger werde ich. Vor einigen Tagen hab’ ich einen Brief bekommen aus Amerika von meiner Schwester. Sie können ihn lesen, und dann will ich hören, was Sie dazu sagen.” Mit diesen Worten hatte sie den Brief hervorgezogen und mir dargereicht. – So viel mir noch erinnerlich, lautet das Sendschreiben etwa folgendermaßen:

Teure, liebe Schwester Philippine!
Dass Ihr mein Schreiben zu spät erhalten habt, und solches dem gottseligen Vater nicht mehr am Leben getroffen, hat mich schwer gekränkt. Doch will ich das, was mich anbetrifft, in Gottesnamen mit Stillschweigen übergehen. Was aber das anbelangt, was Du mir geschrieben hast, dass die Mutter nach ihrem Ausspruche, am großen Gerichtstage mir die Rechnung selber vorlegen werde, weil ich durch meine Heirat und mein Fortziehen ihr so viel Kummer verursacht habe, darauf ist mir gar nicht bange; denn mein Gewissen hat mir noch niemals Vorwürfe gemacht. – Auch habe ich meine Kindespflicht immer redlich an ihr erfüllt. Übrigens hatte ich manchen stillen Kummer, sie in ihrer Krankheit nicht verpflegen helfen zu können. – Doch, was man nicht ändern kann, tut man besser, sich darein zu schicken. – Liebe Schwester, wenn Du von heim abreisest, so tritt die Reise in Gottesnamen an, und lasse frischen Mut. Ich bitte Dich, wenn Du etwas gegen Jemand hast, so versöhn dich noch und trage nichts Böses in deinem Herzen fort; lass alles Böse zurück, das Gute aber nehme mit – Bringe mir, wenn du kannst, auch die Bücher mit, verfaßt von Christoph Schmid, und dem Alois, meinem Mann, ein konstanzer Gesangbuch. Vergesse auch nicht, mir etwas Zeichnungsgarn, sowie wenig Blumen-, Kopfsalat- und Rettichsamen mitzubringen. Sonst, liebe Schwester, nehmen mir nicht zu viel unnötige Sachen mit, aber Weißzeug so viel du hast. Tu alles in Kisten und nehme sie wohl in Acht, denn in der Fremde darf man auf die Ehrlichkeit der Leute nicht allzu viel bauen.

Es hat freilich viel arme deutsche Leut in Amerika, aber auch viele, die es wieder besser haben, als draußen. Es kostete uns sehr viel, bis wir alles in guter amerikanischer Ordnung hatten, und doch müssen wir noch Manches entbehren, was wir daheim hatten und wenig schätzten. Überhaupt mache dir sowohl von dem Guten wie Schlimmen, was dich hier erwartet, keine zu übertriebene Vorstellung, ziehe aber auch die Annehmlichkeiten in Betracht, die du zu Hause zurücklassen mußt.

Ich bitte Dich, gehe noch einmal für mich nach Löffingen zum Winterschneekreuz, und bete für mich und grüße mir alle Freunde und Bekannte herzlich u.s.w.
Deine Schwester Martha”

“Sie sehen”, nahm die schöne Pilgerin wieder das Wort, “dass von nichts der Art, wie Sie meinen die Rede ist. – Was raten Sie mir aber? Man folgt oft lieber fremden Leuten, als den eigenen oder sich selbst.”
“Weil ihr mich”, versetzte ich, “durchaus zu Eurem Rat haben wollt, ich diesen Titel aber nicht, wie so viele Räte in Germanien, lediglich umsonst haben möchte, so rate ich Euch: in dem Lande zu bleiben, wo ihr geboren seid und wo Eure braven Eltern und Vorältern gelebt haben und begraben liegen. Überhaupt ist, meiner Meinung nach, das Streifchen irdischen Lebens zu kurz, als dass es sich der Mühe lohnte, gar zu große Logisveränderung vorzunehmen. Was jedoch den Umstand mangelnder Angehörige anbelangt, so denke ich, hat ein hübsches Mädchen Gelegenheit genug, diesem Übelstand in Ehren abzuhelfen. Sindtemal und alldieweilen es eine Menge Junggesellen im Vaterlande gibt, denen es zu ihrem Glück nichts mehr und nichts weniger fehlt, als die schönere Hälfte des Lebens, ein braves Weib!”
Ich sehe wohl”, unterbrach mich lachend die Schöne “Ihr macht halb Spaß halb Ernst,doch will ich’s überlegen und das Beste daraus wählen.” Ich versprach ihr, wenn sie meinen Rat befolgen würde, ihrer Hochzeit als Gast und wirklicher Geheimer Rat anzuwohnen, worauf sie mir lachend die Hand gab.

Und so schieden die Pilgrime, auf entgegengesetzten Wegen ihre Reise weiter fortsetzend.

Über Berg und Tal war ich gewandert und kehrte erst spät am Tage zurück. Die Sonne war schon untergegangen, als ich auf die Höhe kam, und die aus der Tiefe wachsenden Schatten verkündeten das Nahen der Nacht. Wie in zärtlichem Geflüster scheidend zog der Abendwind durch Gras und Laub, und über dem blaßgrünen Saatfelde wirbelte allein noch eine Lerche ihr einsames Lied. Höher in der Luft schwebten einzelne rosige Wölklein, wie abgeschiedene Seelen, gegen Osten, der Nacht und dem Norden entgegen; und die Vögel flogen ihrer Herberge zu, dem schweigsamen Walde. Erstorben war das unruhevolle Jagen und Tosen des Tages, nur ein Paar ferne, weitgetragene Stimmen von Wandernden trafen das Ohr des Lauschers. – Endlich verloren sich auch diese, und tiefes Schweigen herrschte ringsumher.

Jetzt erklang es fast wie Gesang – näher und näher unterschied ich die Stimmen Betender. Es waren Wallfahrerinnen, die unten durch das Tal zogen; ich glaube die Gestalt Philippines zu erkennen. Und wie das Beten mehr und mehr verklang, schien in jedner Richtung Erd’ und Himmel in lichtem glühendem Dufte sich zu vermählen, und unwillkürlich kamen mir die Worte des Psalms in den Sinn:

Wir sind nur Pilger dieser Erde,
und sehnen nach der ew’gen Heimath uns!


Wir kehren zu unserem Junker Harold zurück und begleiten ihn hinaus in die Hochebene der Baar, zu den grünen Buchenwäldern der “Länge“, wo, alles breit gelagerter Vorberg des Jura, der Fürstenberg sich erhebt:

“Als sey er Ausgang einer Bergesreihe,
Ein Vorgebirg, nur daß die See ihm nicht
Den Fuß umringt; statt ihrer siehet man
Lebendig sich die Landschaft vor ihm breiten,
Der Wälder und der korngefide Wellen,
Der Menschenwohnung auch umhergestreut
Und Rauch, der von des Bauern Dach sich hebt”

Von seinem Gipfel, auf dem ehemals das Städtlein Fürstenberg gestanden*, schauen öde, ausgebrannte Mauerzacken in die Niederung, und vergeblich sucht der Besucher die Reste des der Stammburg des durchlauchtigen Hauses der alten Landgrafen der Baar. Die Stürme des 30-jährigen Krieges haben, wie vermutet wird, die Veste in Trümmer gelegt, und auch diese sind im Laufe nachfolgender Zeiten verschwunden. Der Fernblick, der uns dieser hohe Punkt thun läßt, gibt uns ein deutliches Panorama der fruchtreichen, von der jungen Donau durchschlängelten Ebene, die südöstlich mit dem Jura, und westlich mit dem Schwarzwald zusammenhängt, welch’ letzterer wie ein fernes grünes Meer vor unseren Blicken liegt.
* Das Städtlein brannte im Jahr 1841 an einem stürmischen Sonntag (den 18. Juli) gänzlich ab, und wurde später am Fuße des Berges wieder aufgebaut.

So anziehend ein solches Gemälde auch immer sein mag, so weiß ich doch nicht, ob es einem Landschafts- und Aussichtenschwärmer modernsten Schnittes die halbstündige Mühe des Aufsteigens lohnen wüde. Wahrscheinlich möchte ein solcher finden, dass ein Sonnenaufgang auf dem Rigi oder Montblanc eben doch ungleich “wundervoller”, eine Landschaft aber ohne Ruinen, Schweizerhäuser und Alpen gar nicht “romantisch” und nichts sei, gegen eine italienische mit “tiefblauen” Himmel u.s.w.

Ich hatte den Berg im Geleite des alten Schulmeisters und Meßners erstiegen, und er versicherte mich, dass er früher, zur Zeit, als die Stadt noch oben gestanden, selten Morgens bei Tagesanbruch vom Betläuten zurückgekommen sei, ohne noch einen Rundgang um die stillen Ringmauern des Städtleines zu machen, und hinauszuschauen in die dämmernde Hochebene, in welcher er 98 Ortschaften und Meierhöfe zählte. –

Auch berichtete er mir von einem geisterhaften Reiter, der früher zuweilen am Fuße des Berges sich gezeigt habe. Er selbst habe ihn einmal gesehen, als er, noch ein kleiner Bub’ mit mehreren Kindern an einem schönen Sonntag-Mittag in die Buchenwälder der Länge gegangen, um Erdbeeren zu pflücken. Auf dem Heimweg in der Talschlucht, wo die Kapelle steht, hätten sie einen Reiter erblickt, der in halbem Trab daher geritten und im Walde verschwunden sei. Diese Gestalt habe eine schwarze Kriegsrüstung getragen, sowie auch Sattel und Reitzeug von derselben Farbe gewesen seien. Während die Kinder noch unter sich gezankt hätten, ob der Reiter zu Fuß oder zu Pferd gewesen, habe sie ein alter Kuhhirt am Wege um die Ursache des Streits gefragt, und als er solche vernommen, gesagt: “den schwarzen Reiter habe sich schon oft gesehen, und jedesmal, wenn er sich zeigt, gibt es Unwetter, was auch sicherlich jetzt der Fall sein wird”.

Ob solches eingetroffen, war meinem Gewährsmann nicht mehr erinnerlich, doch, meinte er, sei es das letzte Mal gewesen, dass der Reiter gesehen worden sei. –

Noch heut zu Tage aber ist der Berg, den Bewohnern der Ebene ein Wetterkündiger. So lange nämlich Nebel seinen Gipfel umlagern, ist anhaltend trockene Witterung nicht zu hoffen.

Statt jedoch dem Leser ein weitläufige Beschreibung der Gegend liefern zu wollen, nehmen wir Veranlassung ein kleines Geschichtlein hier einzuschalten, welches in der Baar seine Heimat hat, und eine frühere Arbeit des Verfassers ist.

Vorher nur die kurze Bemerkung, dass damals bei diesem Geisteskindlein ein schriftgeübter Freund und Sohn der Musen zu Gevatter gestanden und dem Neugeborenen manch’ gute Regel und poetische Blume als Angebinde unter das Deckbettlein gelegt hat, so wie auch im Vorbericht (der hier unverändert beibehalten worden) der kleine Held meist an dieses Freundes Hand in’s Leben eingeführt wird.


Nachdem Lucian Reich die Chronik des Kirner abgeschrieben hatte, geht er unvermittelt zurück auf einen späteren Besuch in Friedenweiler, um seinen Freund, der bei den Befreiungskriegen auf beiden Seiten mitgekämpft hatte, zu besuchen.

Lucian Reich ergeht sich hier in längeren Beschreibungen der Landschaft und dass sein Freund, der Wirt gestorben sei und auf dem Friedhof in Friedenweiler begraben liege.

Schäppel aus dem Schwarzwald
Mehr Trachten hier: https://hieronymus-online.de/rudolf-gleichauf/

Schäppel und Seidenhaube aus Kirnbach

Die Schneekreuzkapelle bei Löffingen 1855 von Nikolaus Ganter.
Aus “Der Maler Nikolaus Ganter” in den Schriften der Baar Band 55, 2012 von Gerrit Müller.

Die hölzerne Wallfahrtskapelle war erst 1849/50 neben einer schon bestehenden offenen Andachtsstätte errichtet worden. Die heute das Landschaftsbild eindrucksvoll prägende neoromanische Kapelle wurde erst 1894–97 in der direkten Nachbarschaft erbaut und nach Fertigstellung der Innenarbeiten 1901 geweiht. Die Wallfahrt zum wundertätigen Schneekreuz spielte im 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle auf der Westbaar und den angrenzenden Waldgebieten. Da hier ein entsprechend guter Absatz für Heiligenbildchen, Agathenzettel u.ä. bestand, ist gut denkbar, dass auch Nikolaus Ganter am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn für diesen Markt produzierte. Die auf dem Bild dargestellten Biedermeier-Figuren sind Ganter gut gelungen, auch wenn sie dem Geiste der Zeit folgend alle nur von hinten zu sehen sind. Der an zwei Stöcken gehende gut gekleidete Herr dürfte ein Pilger sein, der sich am Gnadenort Besserung seiner Gesundheit erbitten will. Die Mühle in der Mitte des Bildes und auch die links oberhalb davon sichtbaren Häuser am Ahlenberg sind in der Höhe überproportioniert und wirken wie gegenüber dem ansonsten klein gemalten Städtchen wie Riesenbauten. Rechts im Hintergrund sieht man den Schnee des Säntis in den Schweizer Alpen, die bei klarer Luft tatsächlich aus diesem Blickwinkel sichtbar sind. Es ist das einzige Mal, dass Ganter in seinem Werk den Alpenblick dokumentiert, der doch von Friedenweilers Höhen aus keine Seltenheit ist und den „echten“ Schwarzwaldmalern um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sicher ein dankbares Motiv gewesen wäre.

“Der Maler Nikolaus Ganter” in den Schriften der Baar Band 55, 2012 von Gerrit Müller.

Schneekreuz 1980

Dann kehrt Lucian Reich spontan “zu unserem Junker Harold zurück” (keine Ahnung was er damit meint) und begleiten ihn hinaus auf die Hochebene der Baar, “zu den grünen Buchwäldern der Länge, wo, als bereit gelagerter Vorberg des Jura, der Fürstenberg sich erhebt”

Fürstenberg von Guido Schreiber (13.05. 1886-12.11.1979)

Da Fürstenberg am 18.Juli 1841, “einem stürmischen Sonntag” abbrannte, kannte Lucian Reich noch die “öden, abgebrannten Mauerzacken“.

Fürstenberg von oben 2021 Foto: Simon Rottler (ArchaeoTask)

Blick vom Fürstenberg über die Baar 2020

Geschichten von Schwarzen Reitern gibt es viele. Hier einer in Niederbayern

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