
Symbiosen
Im Januar habe ich darüber geschrieben, dass zahllose Konflikte und Kriege auf unserer Erde toben.
Um welchen Preis?
Eine unbewohnbare zerstörte Heimat, viel Leid auf allen Seiten. Wozu führt Hass und Unverständnis füreinander? Die vielen Kriege auf unserer Erde sind ein Musterbeispiel für das Beharren auf Standpunkten und letztendlich für den Verlust von Leben. Die Natur gibt uns dagegen viele Lehrbeispiele darüber, wie trotz unterschiedlicher Lebensformen Zusammenarbeit gelingt. Bodenbakterien z.Bsp. nehmen Stickstoff aus der Luft auf und machen diese pflanzenverfügbar für die Bohne. Im Gegenzug liefert die Bohnenpflanze den Bakterien Zucker als Nahrung. Besonders in Regenwäldern in denen Nährstoffe knapp sind, weil sich durch den ständigen Regen kein Humus bilden kann gibt es viele solcher Symbiosen. Daher tun sich dort viele Tiere und Pflanzen mit einem Partner zusammen, statt in Konkurrenz zu leben, denn davon profitieren am Ende Beide. Manchmal ist die Symbiose so wichtig, dass der eine Partner ohne den anderen nicht mehr überleben kann. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensweise haben diese Tiere und Pflanzen verstanden, dass sie einander brauchen, und das ohne viel Tamtam. Sie teilen und sind auf diese Weise füreinander da.
Als Menschen, die wir über weit mehr Hirn – so glaubt man – verfügen, als Tiere und Pflanzen sind wir dennoch nicht in der Lage zusammen zu leben. Warum ist das so?
Weil wir im Gegensatz zur Symbiose bei Pflanzen und Tieren den Gegenüber als Feind wahrnehmen, als jemand der etwas wegnimmt, mir schadet oder für mich fremde Lebensmodelle lebt. Doch sollten wir von den Pflanzen und Tieren lernen, denn am Ende können beide, das Fremde und das Gewohnte, voneinander profitieren. Dazu bedarf es jedoch ein aufeinander Zugehen, ein Kennenlernen und nicht ein Säen von Hass und Zwiespalt. Lernen wir daher von der Natur und nicht von denen, die jegliches Miteinander durch Sprache und Intoleranz vergiften. Letztendlich teilen wir uns nur diese eine Erde. Nutzen wir die Vielfalt des menschlichen Lebens für Symbiosen und nicht in dem Betonen von Unterschieden. In vielen Bereichen des Zusammenlebens klappt das sogar. Im Sportverein, am Arbeitsplatz, in der Gemeinde. Auch im Urlaub suchen wir das Fremde und Erleben, dass Vielfalt etwas Schönes sein kann.
Und wenn jetzt jemand äußert das in der Natur invasive Arten heimisches Leben ja auch zerstören, so gibt es inzwischen viele Wissenschaftler die Neuankömmlinge im Pflanzen- und Tierreich als etwas Positives sehen, da sie entweder keinen oder sogar einen positiven Einfluss auf die heimische Natur haben. Die Stärkung des gesamten Lebensraumes und seine Entwicklungsdynamik ist wichtiger als die Wiederherstellung eines früheren „Urzustandes„. Ökosysteme sind nicht statisch. Sie haben sich immer verändert und werden es auch in Zukunft tun. Und zwar immer schneller, als Reaktion auf die galoppierende Erderhitzung und wegen des ebenfalls vom Menschen verursachten weltweiten Artensterbens. Daher suggeriert das Gerede von gefährlichen Einwanderern, das es einen optimalen, idealen oder irgendwie ursprünglichen Zustand von Ökosystemen gebe, der gegen Veränderung von außen geschützt werden muss. Diese konservative Sicht hat ihre Vorläufer in der Blut- und Boden- Ideologie des Nationalsozialismus.
Fassen wir also zusammen. Die Natur sucht die Symbiose und nicht die gegenseitige Zerstörung. Die Ökosysteme verändern sich durch Zuwanderung auch positiv. Der Mensch sollte sich mehr mit dem Gegenüber beschäftigen und die positiven Aspekte von Vielfalt erkennen. Der Mensch ist in erster Linie Schuld an Wanderbewegungen von Tier und Menschen die Lebensräume suchen, in denen ein Überleben noch möglich ist. Und das wird sich solange nicht ändern, bis wir erkennen, das wir selbst durch unser Streben nach immer höheren Wohlstand genau dazu beitragen.