S‘ fromm Roß
Friehlingsgfühl mit gruusigem Uusgang
En uuglaubliche Storiax usem Wälderwald
Daß es lammfrommi Rösser giht die König, Kaiser, Äbt, Bischöff und Päpst als Zelter dorch ihre grosse Reiche im Abendland geduldig und güetig trait hond , des hommer alle scho glese und in gwaltige Hischtoriefilm gsehne. Und dass beim Weingartner Bluetritt 3000 Roß s` Allerheiligscht und de Wettersege dorch die schee Basilika- Stadt und die Flure rund um des volksfromm Oberschwäbisch Ort traget, des hät mer auch scho mitgriegt. Am Eulogi- Ritt z` Lenzkirch word au im treueschte und hilfreichschte Freund vu iis Menschekinder ghuldigt. Und sogar am Roßfescht z` St. Märge wered all drei Johr a de Schwarzwälder Roß- Olympiade d` strohblonde Schwarzwälder Füchs gsegnet und globt als lammfromme, schaffigi Arbetstier in Feld, Wald und Flur, im Garte des Herrn. Mol ehrlich, hond ihr schomol ebbis vunere Hunde- Goesse oder Schoofprozession ghert ?
Ufem Helewald im Schwärzebach, im riiche Helewander Buur, isch vor so 200 Johr mol so en blonde Schwarzwälder Fuchs, natierli wars s` Bescht und Schönscht Roß woner je kha hät, uffs mol vertloffe. Ame Sunntig wo d ` Liit und d` Roß Ruhe ghet hond vum Wochetagwerk und verschnuufet hond, sind die müede Gäul uf de Waid gstande und hond gmietlich graset. Und uff oemol isch de Bruu, de Hengscht, uffs mol verschwunde. Wie vum Erdbode verschluckt.
S’Helewand isch im Hochdaal westlich vu Iisebach wemer im Sunnerank z` Iisebach gege d Hohebbni abbiegt. Es isch en scheene, mächtige Hof uff ere frei, grosse Hofflächi. Fascht scho am Waldrand gege d` Magrutt und Schwärzebach zue und me hät en einmalig scheene Blick übers Wäldermeer vum Oberholz, d` Baarmulde und gege die Schwäbisch Alb. Sogar d` Hohezollerburg kha mer ame klare Tag sehne.
Noch eme guete Sunntig- Mittagesse mit Nudlesuppe, Siedfleisch mit Staibeer und guete Salzherdepfel , de Buur hät uf de Kuuscht no e erholsams Schläfli ghalte , hät`s de groß Bue, de Kajethan, uff s` mol gmerkt. Die ganz Familie mit Kind und Kegel isch uusgschwärmt und uusgruckt zum sell prächtig Roß sueche. Sie sind alli Weag abgloffe wo sich des Roß mit sim uusprägte Sinn guet uskennt hät. S` Tal nab gege de Sunnerank, gege de Hohebnibuur, gege Schwärzebach, gege d` Magrutt, gege die Ober – und Unter Schoole. Nähnets hät mer ebbis vu dem Roß gsähne oder au ebbis gschmeckt. Nit emol e Paar frische, dampfendi Roßbolle hät mer gfunde. Wie wenns sech`s i Luft ufglöst het.
Bei allne Nochberhöf hät mer nochgfroget und gucket. Des Roß war wie vum Erdbodde verschluckt. Jetzt het mer mol en Indianer zum Fährte sueche guet bruuche kinne. Sogar noch de rossige, hübsche Wälderfüchs- Maidli, die i de nähere Umgebung au uf de Waide graset hond, hät mer guckt, ob der stark Hengst nit uff Brautschau war und vu de Friehlingsgfühl überwältigt wore isch. Nit emol dert war der scharf glade Kaib aaztreffe. S` isch ene nint meh iigfalle.
De Buur hät gfluecht. Sakramentiert und gfuuschtet. Immerhin war des Roß so wertvoll wie hit zutag so en Fend- Bulldog- Bolle mit 240 PS.
Der Sunntig isch nint meh gsii, der war verkaibet und verdriesslich. D` Knecht , d` Mägt und d` Kinder hond scho gschmeckt und gwisst, dass die näscht Woche nit guet Kirsche Esse sie word mit em Hellewander Buur, mit em stolze Holzkönig vum Schwärzebach. D` Kinder honds no am beschte khaa. Sie sind frieh us de Feddere und noch eme Kriezli us em Wihwasserkesseli vu de guetige Motter sind sie de ganz Tag in de Schwärzebacher Schuel am Ahorn- Wirtshiesli gsii. So hond sie Laune vum Vadder nit so mitkriegt und liede messe. Nu am Obet bim Melke, wo i dere Woche aber au gar nint reacht war, hond sie`s au eweng abgriegt. I de Schuel, i de Wirtshieser, bi de Andachte und bim z` Liicht gau rundum, am Wirtstisch im „Ahorn“, im „Schneckehof“, im „Schwarze Krietz“, im „Bäre“, im „Obere Wirtshuus“ in de Oorne isch die Kummedi natierli meh oder weniger, eher meh wie weniger, schadefroh verkartet und uffbloose wore. Natierli het mers Roß im Helewander zruckgähe wenn mers gfunde het. Am Brandzoache het mer des schee Roß kennt und genau gwisst wem` s ghert. Soviel Aastand, Hilfsbereitschaft und Gmeinsinn isch ufem Wald scho immer ummenand gsi, wenns emol druff aa kumme isch. Wemer au sunscht eweng giffizig und neidisch uf enand gucket hät.
Neid, Habgier und Missgunscht hond aber manchmol au Drama durch Spiele, Suufe, Wiebere und au Bschiesse beim Holz- und Viehhandel aazettlet. De Grossvätterlestriit war allgegewärtig.
S` war e uuliedigi, e verdriesslichi Woche ufem Helewand. D ́ Bierin, D` Grosseltere und de Knecht hond alli Händ voll z` dond khet, sie hond alli Zueversicht und Frohmuet uustrahle messe, dass de eigentlich immer grad hängend Huussege nit ganz so krumm und schäps im Huuswese ghanget isch.
Am Samschtigobet noch dere arbetsriiche und uuluschtige, überzwerissne Woche isch d` Grossmotter zum de gheiligt Sunntig iistimme zu de Hofkapelle an Waldroa uffigraitet. Die stoht obe im Weste am Kamm gege de Salehof im Obet- Schatte vu de mächtige Trauf- Tanne.
An dem uralte Handelsweg, wo scho d` Kelte vu Tarodunum geg Laubehuuse gwacklet sind, isch noch de Christianisierung vum Wäderwaald des Käppeli baut wore. Später denno wars au de Weag und de Saumpfad uf de Höhe vu fascht immer 1000 m Höhe ver d` Mönch, ver d` Pilger, ver d` Husierer und Handwerksbursche uf de Stöhr. Und später au ver d` Glasträger, d` Uhreträger, d` Strohschuheflechter, d` Bürschtebinder, ver Holz- und Spanschachtlemacher mit ihrne riesige Tragkrätze. Aber au ver d` Hambbis, d` Brigante und zu fascht allne Ziite au leider en Heer- Weag ver die verkummene Soldate mit ehrene liederlichne Maketenderinne. Verbunde hät der schmal Saumweag vor allem d` Talvogtei ( Kirchzarte) über St. Peter, St. Märge, s` Widiwanderegg, de Hohberg, de Brend, Mischtelbrunn mit em Vorderösterreichisch Briilinge, mit de alte Römersiedlung Hifinge und wiiter nuus „ins Schwobe“, wie d Wälder saget.
In dem Käppeli hond die fromme Wandersliit und Saumtierkolonne e kurze Andacht verrichtet und e Stossgebet ghalte fer e guets Glinge, wenn sie draa vorbeigwacklet sind.
S` Grossi hät en frische Feldbluemestruuß abzupft und zämetgwunde, den sie i die Tonvase und Kiebeli am kleine Altärli vu de Kapelle hät innischoppe und schee ännitrapiere hät welle. De aalt Struuß vum letschte Samschtig war bestimmt verbliet und verdooret. Im Schoopesack hät sie de Rosekranz, e Kerzli, Zündhölzli und e kleis Betbuech gschobbet ghet. Zum Heilige Antonius hät sie bete welle. Desell hilft immer wemmer ebbis verlore, verleit oder ebbis verschobbet hät und nimme findet. Die Gebetssprich und Fürbitte zum Wiederfinde vu dem starke und scheene Roß hät sie sich scho die ganz Woch bi de Arbet i de Kuchi und i ihrem liebevoll pflegte Hofgärtli z` reacht gleit und scho eweng uuswendig glehrt.
Bim Uffibaischte an d` Kapelle hät sie sich scho gwunderet dass d` Türe vum Käpelli zu war. Sunscht isch sie immer innizues uffgstande, dass die frisch und trocke Friehlings- Luft inni kunnt und sie nit so vermauchet und vermodderet schmeckt. Schad, do words baigott wieder eweng miechtle und muffle, hät sie denk. Wo sie deno die garrig Türe uffmacht und scho wie gwähnlich mit de Hand as Wihwasserkesseli lange will, waihet ihre en uufromme Guu entgege, der ihre d` Luft fascht abgstellt hät. Vu wege miechtele. S` war uf konn Fall die restlich Weihrauchwolke vu de letzte Andacht und de Nebel vu de Opferkerze, wo ihre entgege gwaihet isch. Nei, Jessesmaraie: En Guu vu Mischt, aalte Fürz und Angstschweiss stinkt ihre vergege. Die überblendete Auge vum helle Sunnelicht gwehnet sich nu langsam a die Duschterniss vu de Kapelle Wa sie denno sieht loht sie wegem Gstank und em Aablick fascht i Ohnmacht kaie. En healle , spitze, verzwieflete Schroa usem sunscht wälderisch eher verschlossen Muul lot sie uffjoddle: „ Heilige Muetter Gottes und alli ihr Heilige, Jesses Gott“ stacklet sie i oe Fiddle inni vergelschteret und verzwieflet.
S` schee Wälderfüchsli, s` bescht, s` sterkscht und s` blondescht Roß vum Helewand und de ganze Gegend liet vor em Altärli. S` Kniebänkli isch zu Kuder und Fetze verdruckt, nu no Spriesseli. De verdtloffe Bruun liet verkrimmt und leblos vor em Altarbild. Nint ischs mit de vorgsehnene fromme Andacht. So schnell die aalte, krumme und wacklige Fiess sie traget, gaitschet sie nab an Helewanderhof und verkündet abghackt, stacklick, im Bläre, mit em Sacktuech vor em Gsiecht, die uubache Uuglücks- Botschaft.
Zertscht monet die Helewander „ Jetzt isch sie übergschnappt “. Schnell sind aber alli uf de Fiess, rennet a d` Kapelle uffi und sehnet mit eigene Auge des gruusig Uuglick: Des verhungeret und verdorschtet Roß liet mit broochen Glotzbeppel vor em Altärli. I sienere Not, noch dem d` Türe innizues hinter ihm für immer am letschte Sunntigmittag zuegschnapt isch, sogar des vu de Oma no vollgfillt Weihwasserkesseli war forztrocke uusgsoffe. Au de Feldstruuss isch rubis und stubis gfresse gsii. S` prächtig Roß isch im Lauf vu de Woche still und liisli, meh oder weniger friedlich, direkt usem Kapelleli in Siebte Rosshimmel uffgfahre.
Daß die Wälderhengstli amel eweng e Lotterlebe führet und nit so ganz bibelfescht sind, des hät mer gwisst und drum hät mer zerscht uf de Nochberwaide bei de Stute gucket. Aber dass des Hengschli am Sunntig sogar Heiligebildli gucket und nit noch de blonde Rössli, des war scho selli neu.
So fromm und gottergebe, so keusch, so würdig und seelig, fascht scho heiligmässig isch no nie e Roß im Hochschwarzwald verstorbe. Und sit dem hoasst die Kapelle im Volksmund:
„D ` Roßkapelle uffem Helewand“
…des häschder schee usdenkt!