Pressemitteilung Greensill
Pressemitteilung der Stadt Hüfingen vom 11. März 2021
Auch Hüfingen bangt um Einlage
Festgeld bei Greensill Bank – Bafin in Kritik – Kommune hat Rechtsaufsichtsbehörde eingeschaltet
Die Stadt Hüfingen ist eine der in den Medien genannten 50 Kommunen, die Festgeld bei der Greensill Bank AG angelegt haben. Auch das Land Thüringen und verschiedene Rundfunkanstalten sollen dort Gelder angelegt haben. Über die Greensill Bank AG hat die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) am vergangenen Mittwoch ein Zahlungsmoratorium verhängt. Dies bedeutet ein sofortiges Zahlungs- und Veräußerungsverbot.
„Es handelt sich um insgesamt drei Millionen Euro, aufgeteilt in zwei Festgeldanlagen – eine zu 1,5 Millionen Euro von Januar bis April 2021, die andere zu 1,5 Millionen Euro von Januar bis Oktober 2021“, sagt Bürgermeister Michael Kollmeier. Der Grund für die Einlage dort seien die Zinsbedingungen gewesen. Die Stadt stand vor dem Dilemma, entweder bei den Hausbanken Negativzinsen bezahlen zu müssen oder keine bei der Greensill-Bank. Die Greensill-Bank habe als seriös gegolten, informiert der Bürgermeister. Die Bankenaufsicht Bafin hatte den Kommunen, etwa über die kommunalen Spitzenverbände, keinen Hinweis gegeben, mit dieser Bank keine Geschäfte mehr zu machen. Die Kommunen sind seit 2018 von der Einlagensicherung ausgeschlossen.
„Um das Risiko zu minimieren, haben wir das Geld der Kommune bei 13 verschiedenen deutschen Banken und Geldinstituten sowie drei verbundenen Organisationen angelegt. Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es aber leider nicht“, betont Michael Kollmeier und fügt an: „Wir tun alles, um unser Geld zurückzubekommen. Noch ist offen, ob die Bank Insolvenz anmelden muss. Leider müssen wir damit rechnen, dass das Verfahren Jahre dauern wird“. Die Kommune hat den Gemeinderat sowie die Rechtsaufsichtsbehörde informiert und wird einen juristischen Beistand einschalten.
Rolf Schafbuch, Hüfingen, 13.03.202
Wie soll es jetzt weiter gehen?
Zunächst schicke ich voraus, dass mir derzeit keine belastbaren Sachvorgänge bekannt sind
-dennoch werde ich mich äußern, um etwas die sachlichen Weichen zu stellen.
Sicher muss diese traurige Hüfinger Verlust-Sache umfassend aufgearbeitet werden, um daraus Lehren zu ziehen. Es bleibt nur sich anzustrengen u. zu versuchen, ob evtl. noch etwas zu retten ist.
Allgemein ist der Finanzmarkt weltweit desaströs und tückisch/schwierig, das spüren wir alle schon lange und es wird wohl leider nicht besser werden -auch dieser Finanz-Virus greift um sich.
Zunächst darf man sich auch um diesen Millionen-Verlust mal richtig emotionell Luft machen, aber jeder der nun meint eine Schlammschlacht lostreten zu müssen, schadet der Stadt Hüfingen und wäre auf dem Holzweg.
Auf diesen Verhaltens-Fakt sollte bei solch sensiblen und nicht alltäglichen Thema das Augenmerk gelegt werden -jeder bei sich selbst und anderen.
Lieber Rolf,
eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema nicht mehr äußern. Doch es ist auch mir ein Anliegen, dass wie Du sagst keine „Schlammschlacht“ ausgetragen wird.
Gleichwohl sind die Macher des Hieronymus überaus glücklich, wenn über die vielfältigen Themen ein reger Diskurs geführt wird. Das macht es ja so interessant und lesenswert.
Trotz allem kann ich Dir versichern, dass unser Bürgermeister der letzte ist, der einen Fehler zugeben würde. Zu dieser Erkenntnis bin ich an verschiedenen Vor-Ort-Terminen und diversen Besprechungen gelangt. Gestützt wird diese Einsicht durch die Erfahrungen zahlreicher anderer Menschen.
Desweiteren ist völlig unverständlich – ich war stellvertretende Filialleiterin eines Freiburger Kreditinstitutes – , dass bei dieser Geldanlage nicht gewissenhaft recherchiert wurde, da für jeden, der sich ein Bild von dieser Bank machen wollte, aus diversen Publikationen ersichtlich war, dass das Risiko mindestens seit Oktober 2020 bestens bekannt war; man beachte zum Beispiel schon im Jahr 2019 die aufgeblähte Bilanzsumme.
Rolf, du sprichst es selber an:“…Finanzmarkt weltweit desaströs und tückisch/schwierig… Und genau das ist die Crux. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass das anvertraute Steuergeld im Zweifel bei einer hier ansässigen Bank sicher anzulegen ist. Um einen Zinsverlust zu vermeiden, könnte auch zukunftsweisend, innovativ in nachhaltige Projekte investiert werden.
Natürlich ist Fehlermachen menschlich, aber man muß auch bereit sein, zu seinen Fehlern zu stehen.
Deshalb erwarte ich auch im Namen aller Hüfinger Bürger*innen von unserem Bürgermeister nicht mehr aber auch nicht weniger, dass er zu seiner Fehlentscheidung steht, sich entschuldigt und für absolute Transparenz bei der Aufarbeitung dieses Vorgangs sorgt.
Und jetzt noch was zum Schmunzeln, da dieses Jahr die Fasnacht quasi ausgefallen ist. Ich glaube, dass der nachfolgende Spruch von Gottfried Schafbuch hier ganz gut passt:
s`sind nitt allwiil die Gschiitschte grad,
wo uff em Roothuus hucket
und mit vill Gschwätz und Wechtigdoa
i alli Winkel gucket.
Gottfried muss es gewusst haben, da er selber ein „Rathäusler“ war.
Ursula Albert
Liebe Hüfinger Bürgerinnen und Bürger,
unsere Stadt Hüfingen hat offensichtlich mit dem Geld ihrer Bürger spekuliert, ohne es zu wissen. Die Stadtoberen hätten dies bei einer Anlage von drei Millionen Euro aber wissen müssen und es auch wissen können, denn es gab Warnzeichen:
Neue Zürcher Zeitung, 08.03.21:
„Gab es bereits zuvor Warnzeichen? Die Turbulenzen bei Greensill kommen nicht aus heiterem Himmel. So schloss die GAM Holding bereits 2018 einen Fonds mit Verbindungen zu Greensill Capital. Vor einem Jahr brachte eine Reihe von Insolvenzen von britischen Unternehmen Greensill-Fonds in Schieflage. Im vergangenen Juli führte das Überschneiden von Beziehungen dazu, dass sich der japanische Beteiligungskonzern Softbank aus den CS-Supply-Chain-Finance-Fonds zurückzog. https://www.nzz.ch/wirtschaft/greensill-capital-meldet-in-grossbritannien-insolvenz-an-ld.1604891
Deutschlandfunk, 11.03.2021:
„Der Finanzmarkt ist derzeit – das sehen wir an diesen Negativzinsen – nicht mehr wirklich funktionstüchtig, sondern es gibt zu viel Geld, was nach Anlage sucht, und in dieser Situation gibt es keine optimale Lösung. Und wenn Kommunen dann das Risiko eingehen, doch einen positiven Zins zu wollen, den höchsten Zinssatz zu nehmen, dann müssen sie mit dem Risiko leben, dass es auch weg sein kann.“ Das ganze Interview finden Sie hier: https://www.deutschlandfunk.de/die-kommunen-und-die-greensill-pleite-die-kaemmerer-muessen.694.de.html?dram:article_id=493884
Spätestens jetzt müssen die Hüfinger Bürger erfahren, wieviel die Stadt (noch) auf der hohen Kante hat und was mit dem Geld passiert. Die Gelder enstammen aus hohen Überschüssen, für die nicht zuletzt die Bürger gesorgt haben durch üppige Gebühren und – ja – auch durch überhöhte Bauplatzpreise.
Viele Grüße,
Kurt Kammerer
Initiative 125 für Transparenz und faire Bauplatzpreise
Hallo,
jetzt bin ich schockiert!!!
Ich habe bereits letzte Woche bei der Neckarquelle gelesen das die Stadt Bad Dürrheim betroffen ist und nun 1 Woche später muss man erfahren, dass es auch die Stadt Hüfingen betrifft!
Es ist das Geld der Bürger und da finde ich muss es notwendig sein die Bürger direkt nach bekanntgabe zu Informieren.
Ich finde es eine Frechheut jetzt kurz und knapp was zu schreiben.
Dann werden hier 13 weitere Banken genannt, um was für Banken handelt es sich hier?
Es wäre mal schön hier eine gewisse Transparanz zu haben, die Bürger haben ein Recht dafür, denn es ist ja das Geld der Bürger und nicht der handelnden Personen.
Dankeschön