Kommentar einer Virologin Teil 2

Kommentar einer Virologin Teil 2

6. Oktober 2021 2 Von Hannah Miriam Jaag

Im März 2020 haben mich eine Reihe Verschwörungstheorien zu einem Kommentar bewegt. Es war mir klar, dass ich hiermit selbsternannte Virologen, Schwurbler und “Wahrheiterfühler” nicht stoppen kann.

Seit letztem Jahr ist nicht nur das Virus mutiert, sondern auch das Geschwätz drum herum. So wird nicht mehr die Evolution oder gar die Existenz des Virus angezweifelt, sondern wissenschaftliche Methoden wie PCR, Impfstoffe und auch gleich das ganze menschliche Immunsystem.

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Also erst mal: Lassen Sie sich keinen Bären aufbinden von Menschen die nicht den Unterschied zwischen Replikation, Rekombination und Transkription kennen. Lassen Sie sich nicht eine PCR erklären von Leuten, die nie eine solche gemacht haben und nie verstanden haben, was da gemacht wird. Lassen Sie sich nicht die Virologie von Physikern erklären. Selbst die allermeisten Ärzte haben nie im Leben eine PCR gemacht und kennen Viren nur aus der Perspektive von Krankheitssymptomen.

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All dies ist sehr komplex, füllt Millionen von wissenschaftlichen Veröffentlichungen und erfordert ein jahrelanges Studium und Forschung um überhaupt im Ansatz zu begreifen was vor sich geht.

Das Prinzip der Impfung anhand der Geschichte

Was eine Impfung ist, lässt sich anhand der Geschichte und am Beispiel der Pocken am einfachsten erklären.

Die Pocken, oder auch Blattern, waren eine gefährliche Viruskrankheit, die über Jahrtausende nicht zu heilen war, wirkungsvolle Vorbeugungsmaßnahmen gab es auch nicht, und an der etwa 30% aller infizierten Menschen starben. Im Jahre 1794 machte sich Edward Jenner ein uraltes Wissen zu Nutze, nach dem einmal von den Pocken genesene Menschen nie mehr an dieser Krankheit litten. Jenner benutzte zum Immunisieren die für den Menschen relativ ungefährlichen und nahe verwandten Kuhpocken.

Was beim Immunisieren passiert, ist im Grunde ein „scharfmachen“ vom körpereigenen Immunsystem. Man zeigt dem Immunsystem den Eindringling und der Organismus bildet Antikörper dagegen. In dem Beispiel hat Jenner dies anhand der relativ ungefährlichen Kuhpocken getan.

Hier zeigt sich auch schon die Problematik der Impfung: Man braucht etwas relativ ungefährliches, das man dem Immunsystem zeigen kann, aber das auch ähnlich genug mit dem gefährlichen Erreger ist, um diesen effektiv zu erkennen und unschädlich zu machen.

Eine Impfung mit dem Kuhpockenerreger ist zwar relativ ungefährlich, aber trotzdem sterben etwa zwei Menschen pro einer Million Geimpfter an den Kuhpocken. Dies erscheint wenig angesichts der Schwere der Erkrankung, aber für diese zwei Menschen und deren Familien ist dies natürlich unerheblich.

So stellt und stellte sich immer wieder die Frage der Gefahr einer Impfung im Kontext zur Gefahr einer Erkrankung. Hinzu kommt: Je höher der Prozentsatz der Geimpften ist, um so geringer ist das Risiko eines Einzelnen an der Krankheit zu erkranken. Aber auch, um so mehr Geimpft, um so größer die Anzahl der Menschen mit Impfschäden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass diejenigen, die das Risiko der Impfung auf sich nehmen, nicht nur gegen die Krankheit relativ gut geschützt sind, sondern auch diejenigen schützen, die das Risiko einer Impfung nicht auf sich nehmen wollen oder dazu keine Möglichkeit haben.

Das Impfrisiko und seine Bedeutung

Anhand der Kuhpocken und der Pocken kann man erkennen, dass die Frage des Risikos immer eine statistische Abwägung ist. Solange die Pocken überall verbreitet waren und alle Menschen direkt bedroht haben, war eine Impfung aller Menschen sicher wichtig. Seit die Pocken aber fast ausgerottet worden sind, konnte man in den 1970er Jahren die Impfpflicht aufheben, da das Impfrisiko bei weitem über der Gefahr einer Erkrankung lag.

Es wird zwischen LebendimfstoffenTotimpfstoffen (RNA-Impfstoffe) und Adjuvanzien unterschieden. In der Immunologie werden Adjuvanzien eingesetzt, um die Immunantwort auf eine verabreichte Substanz zu steigern. Man braucht also beim Einsatz eines Adjuvans weniger vom Erreger oder sogar nur einzelne Zellwandproteine (Spike Protein vom Coronavirus), um eine Immunantwort zu erreichen.

All diese verschiedenen Möglichkeiten haben ihre ganz spezifischen Risiken und Vorteile. Da man nicht in die Zukunft schauen kann, wie sich Krankheitserreger und deren Pathogenität entwickeln, kann jede einzelne Impfung nur eine Abwägung vom Risiko und Nutzen sein. Hilfreich bei dieser Abwägung ist erst einmal zu wissen, wie gefährlich eine Krankheit ist und ob man überhaupt impfen kann. Wenn man impfen kann, sollte man schauen, in welcher Form geimpft wird. Gegen welchen Erreger wird geimpft?

Des Weiteren sollte man auch beim Impfschutz die Möglichkeiten und Unterschiede von Grundimmunisierung, Auffrischimpfungen, die „Immunologische Lücke“, Impfdurchbrüche und die Antikörper-Titerbestimmung im Blut in betracht ziehen.

Die Grundimmunisierung und der Impfschutz

Wie schon oben erwähnt, sagt man bei einer Impfung dem Immunsystem was es bekämpfen soll. Das Immunsystem produziert daraufhin Antikörper und der Körper macht sich bereit, alles was genauso aussieht zu bekämpfen.

Zum Zeitpunkt der Geburt hat jeder bereits ein voll entwickeltes Immunsystem, aber die Antikörper sind noch von der Mutter. Nach der Geburt werden weitere Antikörper mit der Muttermilch aufgenommen. Diese maternellen Antikörper werden nach und nach abgebaut und diese Restmenge an mütterlichen Antikörpern kann die Impfung stören. Diese kritische Phase wird als „immunologische Lücke“ bezeichnet.

Hier soll noch erwähnt werden, dass neben der „immunologischen Lücke“ auch Stress oder Krankheit den Impferfolg beeinträchtigen können. Deshalb sollte man sich nur impfen lassen, wenn man sich wirklich gesund fühlt.

Impf­durch­bruch

Das Robert Koch-Institut (RKI) definiert einen Impf­durch­bruch als eine Infektion bei vollständig Geimpften, die auch mit Symptomen einhergeht.

Dies ist nichts neues! Impfdurchbrüche gibt es mit allen Impfstoffen schon immer.

Keine Impfung und kein Medikament ist perfekt und wirkt bei jedem zu 100%. Dies wäre nicht realistisch.

Fragen?

Es gibt eine unüberschaubare Anzahl von Seiten und youtube Filmen die gefühlte Wahrheiten verbreiten und ebenso eine unüberschaubare Menge an Verschwörungstheorien anbieten. Ich nenne all diese Seiten jetzt der Einfachheit halber “Schwurbelseiten” 

Wegen dieser Schwurbelseiten habe ich 2013 angefangen zu bloggen. Nicht, um diese Seiten einzeln zu widerlegen, sondern um wissenschaftsbasierte Informationen anzubieten. Klar könnte ich den ganzen Unfug schnell widerlegen, aber mir ist ganz einfach die Zeit dafür zu schade. 

Aus diesen Gründen lösche ich hier alle links auf Schwurbelseiten konsequent. Ich bitte alle sich über Wikipedia, das Robert Koch Institut oder andere seriösen Quellen zu informieren!

Aber hier möchte ich doch öffentlich Fragen beantworten! 
Da eben wegen diesen vielen Falschinformationen einige Menschen verunsichert sind. Und nicht jeder hat ja gerade Molekularbiologie studiert.

Sie dürfen mir hier in der Kommentarspalte Fragen stellen und ich werde versuchen sie zeitnah und verständlich zu beantworten. Es darf gerne anonym gefragt werden, nur sollten Sie sich an die Regeln halten.

Und: Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten!