Insel Mainau – Wollmatingen und Reichenau

Insel Mainau – Wollmatingen und Reichenau

20. März 2023 0 Von Hannah Miriam Jaag

Ich möchte hier erwähnen, dass ich das alte Buch mit der sehr eigenwilligen Schreibweise in Frakturschrift vorgelesen habe, um den gesprochenen Text von einem Programm namens f4transkript in Buchstaben umzuwandeln. Den umgewandelten Text habe ich danach bearbeitet, da viele der Wörter und Grammatik dem Programm nicht bekannt waren.

Man möge mir verzeihen: Ist mir das Deutsche vor 200 Jahren sehr fremd, so ist das oft Zitierte aus dem 18., 17. und sogar 16. Jahrhundert aus heutiger Sicht fast unverständlich. Dazu kommt die eigenwillige Rechtschreibung und eine fremde Denkweise. Da viele Worte der alten Sprache von mir gesprochen und vom Programm transkribiert wurde, sind viele Worte in moderner Schreibweise im Text. Ich habe dies meistens aus Bequemlichkeit und für den Leser so stehen lassen.

Was es in den verschiedenen Kapiteln des Buches hier gibt, ist diese vorgelesene Tonspur mit dem Transkript in schwarz.
In blau einige Fotos und Erklärungen.

Hier das Kapitel Wollmatingen und Reichenau

Wollmatingen und Reichenau

Der badische Bodensee hat den unbestrittenen Vorteil großer landschaftliche Abwechslung: Wenn der breite Obersee mit seiner Alpenkrone von verschiedenen Standorten aus gesehen, stets das gleiche Bild gewährt, so wechseln an den schmäleren Buchten des Überlinger- und Untersee’s die Details auf das Mannigfaltigste.

Wie auf dem Überlinger See die Burgen Bodman, Hohenfels und Heiligenberg herniederschauen, so bilden die abenteuerlichen Hegauer Berge für den stilleren Untersee einen erhabenen Hintergrund; dort die ritterliche Mainau als Herrscherin über den Wellen – hier Reichenau, die Trägerin uralter Kultur und Gesittung.

Der erste Ort, von Konstanz abwärts, Wollmatingen, hat eine äußerst anmutige Lage zwischen Weinbergen, Obstgärten und Getreidefeldern. Ein weites torfhaltiges Ried liefert den Einwohnern, sowie auch den Nachbarn wohlfeilen Brennstoff. Das Gemeinvermögen ist eines der bedeutendsten am See. – Von hier führt ein fester Weg in die Reichenau. Ehe dieser hergestellt war, mußte der Übergang mittels einer Fähre bewerkstelligt werden. – So sehr mich die grüne Au im silbernen Gewässer auch verlocken mochte, so ließ ich sie doch noch bei Seite liegen, um vorher Hegne und Allensbach zu besuchen.

Schloss Hegne, mit einem ummauerten Garten, an der Landstraße, hat wie die meisten geistlichen Sitze, eine außerordentlich behagliche Lage; es war früher die Sommerwohnung der Fürstbischöfe von Konstanz und gehörte ehedem der Familie Reichlin von Meldegg. Jetzt ist es Eigentum eines Privaten. Die Schlosskapelle enthält zwei Hochreliefs von Hans Moring.

Das umliegende Dörflein, von Bauern und Schiffern bewohnt, zählt beiläufig 160 Seelen, die nach Wollmatingen eingepfarrt sind. – Aus der Zeit des 30-jährigen Krieges und der Pest erzählt man, sei in Hegne eine Person mehr verstorben, als der Ort überhaupt Einwohner gehabt habe. Ein Handwerksbursche kam abends in den nächtlichen, verödeten Ort und setzte sich ermüdet auf die Steinbank vor dem Schloss, über Nacht beschlich ihn der “schwarze Tod”.

Das große Pfarrdorf (Marktflecken) Allensbach, eine halbe Stunde von Hegne, soll vorzeiten eine Stadt gewesen sein. Doch wird dieser Behauptung nur insofern Glauben geschenkt werden dürfen, als der wohlgelegene, dem Kloster Reichenau gehörige Ort am See, von jedem möglichst begünstigt und mit Vorrechten begabt worden ist. Allerdings mochten die Gräben und Tore, die Allensbach früher hatte, dem Ganzen den Charakter einer Stadt gegeben haben.

Im Schwedenkrieg wurde hier übel gehaust; der Feind brannte einen Teil des Fleckens nieder, und wer konnte, flüchtete sich. Zudem kam später noch die Pest, die den Ort schrecklich entvölkerte. Bei gänzlichem Mangel an Weltpriestern kamen die Kapuziner von Konstanz und reichten den Sterbenden die heiligen Sterbesakramente zu den offenen Fenstern hinein.

Als ein geflüchteter Bürger endlich wieder in seinem Vaterort zurückkehrte, fand er alles verödet; im Felde standen die überreifen Trauben an den Stöcken. Niemand kam, sie einzuheimsen. – Der Mann ging in die Pfarrkirche und zog die Glocke, um zu sehen, ob sich noch etwas Lebendiges im Flecken rege – da kamen drei Personen, die allein noch Übriggebliebenen.

Nur langsam erholte sich der Gemeindehaushalt. Die großen hiesigen Fruchtmärkte waren während der Verödung nach Radolfzell verlegt worden und blieben für immer daselbst. Ja, noch bis in die neuere Zeiten will man die Folgen jener Unheils Jahre verspürt haben. Als vor etwa 60 Jahren ein bewaffnetes Bürgercorps (sogenanntes Herrgotts-Corporäle) zur Begehung der Fronleichnamsprozession errichtet werden sollte, fanden sich nicht 18 taugliche junge Leute, und man mußte zu fremden, hier dienenden Knechten seine Zuflucht nehmen.

Als hübsches Beispiel brüderlich werktätiger Gesinnung, wie sie vielfach in den Einrichtungen des Mittelalters sich offenbart, kann das hiesige kleine Bürgerspital gelten, wo ehedem eine Stube war, in welcher durchreisende Handwerksgesellen unentgeltlich Herberge und im Winter einen warmen Ofen fanden.

Früher soll auch ein Schloss hier gestanden haben, noch wird der Platz gezeigt. – Ein schwarzer Pudel hütet dort vergrabene Schätze. – Zu Großvaterszeiten lebte im Dorfe ein außergewöhnlich zänkisches Weib; als sie einst in später Nacht mit ihren Geliebten Streit bekommen, verließ sie unter Verwünschungen das Haus. Es war Mitternacht, als sie am “Schloßbuck” vorbeikam -da vertrat ihr der Borstige mit glühenden Augen den Weg. In stillem Schrecken kehrte sie um – ihrer Wohnung zu; der Hund aber gibt ihr das Geleite. Sie klopft an der Haustüre, der Mann öffnet, und als er die Eskorte sieht, sagt er lakonisch: “Du hast e’n Saubern bei dir.” Die Xantippe aber soll von der Zeit an nie mehr vom Hauswesen fortgelaufen sein.

Das Dorf hatte eine umfangreiche Gemarkung; früher wurde fast durchgehenden Wein gebaut, bloß zwei Bauern “schnitten Brod”.- Jetzt wird mehr auf Getreide gehalten, während nur in den tauglichsten Geländen Wein gepflanzt wird. Das Allensbacher Gewächs ist übrigens ein sehr preiswürdiges, wovon ich selbst durch die altdeutsche Gastfreundschaft des Herrn Bürgermeisters mich genüglich überzeugt habe.

Die Ufer beim Dorfe sind außerordentlich quellig. Hart am See befindet sich ein Sprudel, der durch Deichel so hoch steigt, dass sämtliche Brunnen des Ortes, von dem ihr Wasser erhalten. Nahe dabei ist die “Fahr”, wo ein Schiffsmann immer bereit ist, Passagiere nach der Insel Reichenau und zurück zu befördern. – Wenn am Fronleichnamstag Kirchen und Brunnen mit grünen Bäumen geschmückt werden, so steckt nach altem Brauch auch der Fährmann seinen geweihten Maien – das “Haldenstäudle”, in den See, an die Halde.

Die Entfernung von hier nach Reichenau beträgt beiläufig eine halbe Stunde. Während meiner Überfahrt, abends vor einem hohen Kirchenfeste, verkündeten die Glocken ringsumher die kommende Feier. Es war, als summe und erklinge der See in seiner Tiefe. – Über dem alten Sankt Markusmünster lagen bereits die Schatten der Dämmerung und in verdüstertem Blau schauten die Hegauer Berge über die farblose Wasserfläche. Es wehte kühl und der Pilgrim, nachdem er in Mittelzell gelandet, war froh, im Wirtshaus zur “Krone” eine behaglich warme Stube zu finden. – Dieses Gebäude gehörte früher dem Kloster und diente zur Bibliothek. Der hübsche Hausgarten mit seiner grünen Laube gewährt einem bequemen Standort, den tiefer liegenden Klosterbau des einst so berühmten Ortes zu betrachten.

Die Bauart des breiten, massiven Turms mit seinem dreifachen Rundbogenbaien sagt uns deutlich, wie manches Jahrhundert über die mönchische Ansiedelung möge dahingegangen sein. – Und in der Tat müssen wir bis ins achte Jahrhundert zurückgehen, um das Datum ihrer Begründung zu finden. – Die Insel war zu jener Zeit im Besitz eines austrasischen Landvogts, namens Sintlas, der auf der benachbarten Burg Sandeck wohnte; von ihm trug das Eiland den Namen Sintlas-Au; es war aber öde und unbewohnt, ein Aufenthalt giftigen Gewürms und schädlichen Ungeziefer. – Erst durch das Christentum kam Kultur dahin. Der Landvogt Sintlas gestattete nämlich den frommen Bischof Pirmin und seinen Genossen auf der Insel sich niederzulassen. Sie reuteten die Wildnis aus, bepflanzten das Land und bauten sich ein kleines Kloster, dessen Stiftungsbrief von König Carl Martell ausgestellt, die Jahreszahl 724 trägt.

Die junge Pflanzung blühte freudig auf; Könige und Fürsten wendeten ihr besondere Gunst zu und vermehrten den Besitzstand durch fromme Schenkungen. Carl der Große gab ihr zehn Ortschaften, darunter die Dörfer Ulm und Radolfzell. Gerold, Herzog in Schwaben, die Orte Tuttlingen, Wangen, Stetten am Kalten Markt und 24 Dörfer; Karlmann Vier kleine Städte am Comersee; Herzog Berthold aus Schwaben 35 Dörfer, worunter Geisingen und Schaffhausen; Carl der Dritte den Ort Zurzach, Ludwig der Fromme sieben Ortschaften, – Herzog Berthold in Schwaben 30 Dörfer, und Konrad, Herzog von Zähringen Deningen im Breisgau. Dazu kam noch eine Menge geringerer Stiftungen.

80 Jahre nach dem ersten Klosterbau ließ Abt Otto I die jetzt noch (der Hauptsache nach) stehende Münsterkirche ausführen. – Das Kloster erwuchs bald zum reichsten im ganzen Alemannien. Der Hof des gefürsteten Abtes wurde von Kaisern und Päpsten besucht, während zahlreiche und mächtige Vasallen als Lehenträger dem Stifte dienstbar waren. – Aber nicht nur in materieller Beziehung errang sich das Gotteshaus auf der reichen Au große Bedeutung; auch in geistiger Hinsicht war es ein Mittelpunkt, von dem bis weithin wohltätiges Licht und Wärme ausstrahlte. Nicht in stillem Zurückziehen von der Welt suchten die Mönche ihren Beruf; ihre Anstalt war die Pflanzschule des Christentums, das Gehege alles Schönen und Guten, der Künste und Wissenschaften, der deutschen Sprache und Sitte, eine Erziehungsstätte des alemannischen Adels.

Aber wie eben Verwelken und Hinfälligkeit der Heimatschein alles Irdischen ist, so erhielt sich auch diese Einrichtung nicht lange auf ihrem Höhepunkt. Schon vor den Hohenstaufen ging es abwärts, und in Mitte des 14. Jahrhunderts sehen wir das Stift geistig und materiell völlig verarmt und bedeutungslos. Schlechte Verwaltung der Güter, mehr noch Schwelgerei und Ausgelassenheit der Mönche waren Schuld am Ruin. Das Kloster, von dem die Sage geht, dass sein Abt, wenn er nach Rom reiste, jede Nacht auf eigenem Grund und Boden habe übernachten können; oder wenn die Zehntfuhren aneinandergereiht, die erste Fuhre auf der Insel angekommen, die letzte in Ulm das Tor passiert habe; dieses Kloster hatte im Jahr 1385 nicht mehr so viel, seinen Vorsteher, den Abt Werner von Roseneck, mit dem nötigsten Lebensbedarf versorgen zu können. Der gute Mann mußte bei dem Pfarrer zu Niederzell alltäglich Imbiss und Nachtmahl suchen. Drei Mark Silber waren allein die Gesamteinkünfte des Stiftes. Um dieses erklärlich zu finden, mag ein einziger Zug von Verweichlichungen der Klosterangehörigen hier stehen. Ein Lehensbauer hatte mit seinen Leuten die Verpflichtung, zur Nachtzeit die im nahen Weiher quakenden Frösche, welche die frommen Mönche und ihrer vornehmen Gäste den Schlummer stören konnten, mit Stangen zur Ruhe zu verweisen.

Kümmerlich schleppte das einst so berühmte hochverdiente Kloster seine Existenz bis zum Jahre 1538. Längst schon hatten die mächtigen Bischöfe von Konstanz ein begehrliches Augenmerk auf dasselbe gerichtet; aber erst Bischof Johannes von Weza, von Kaiser Karl der Fünfte, begünstigt und im Einverständnis mit Abt Marr von Knörringen, brachte 1538 die Einverleibung des Stiftes ins Bistum Konstanz zuwege. Vergeblich war die spätere Protestation eines Mönches; die Bischöfe waren und. Lieben Herren der Reichenau. Sie ließen als Äbte des Stiftes durch zwölf Mönche den Gottesdienst besorgen, während ein bischöflicher Obervogt die Klostergüter und Einkünfte verwaltete.

Im Jahr 1757 wollten die beibehaltene Mönche, unter ihrem Prior Weichelbeck, von neuem die Selbstständigkeit des Stiftes erringen. Auswärtige Klöster und die Höfe von Frankreich und Preußen unterstützten sie, doch ohne Erfolg. – Kardinal Roth schickte eine Kommission unter dem Schutze bischöflicher Soldaten nach der Reichenau, welche die guten Väter, als sie eben an der Tafel saßen, aufhob und in verschiedene Abteien Schwabens versetzte. Von da an besorgten zwölf Missionäre aus verschiedenen benachbarten Klöstern den Kirchendienst, bis im Kriegsjahr 1799 und diese abgedankt und das Münster als Pfarrkirche der Gemeinde Mittelzell mit drei Weltpriestern besetzt wurde. Fünfundfünfzig Äbte vom Jahr 727 bis 1538, bildeten die Reihe seiner Äbte.

Nach dieser kurzen geschichtlichen Betrachtung steigen wir hinunter in den alten Bau, um zu sehen, was nach so vielen Jahrhunderten an Pracht und Reichtum noch übrig geblieben. – In der Tat verhältnismäßig wenig. Es ging eben auch hier wie anderwärts; während die Gelehrten über den Ort und seine Geschichte weitschweifige Abhandlungen schrieben, verwahrlosten und zerfielen die Denkmale, die ehrwürdigen Zeugen des Bestandenen, und manch anderes wurde verschleppt und verloren. So finden wir denn heute in dem Münster nur Weniges, was den bedeutenden historischen Erinnerungen einigermaßen entsprechend wäre.

Die alte Grabstätte des unglücklichen Kaisers Carl des Dicken ist nicht mehr zu finden. Ein wertloses Gemälde aus der Zopfzeit, den Kaiser darstellend, hängt über der Sakristeitüre und soll bedeuten, dass an dieser Stelle die Gebeine Carl’s ruhen, welche im Jahr 1728 aus ihrem ursprünglichen Grabe genommen und hierher gebracht wurden.

Von dem Ruheort des Herzogs Gerold von Bussen, der ein Schwager Carl’s des Großen, 798 in der Hunnenschlacht fiel, suchen wir vergeblich eine Spur, sowie von dem Grabe des Grafen Mangold von Beringen, der im Kampf gegen Herzog Ernst von Schwaben den Tod gefunden. Das gleiche gilt von den Gräbern der Herzoge Burkard, Berthold und Hermann von Schwaben, welche in der Evanuskapelle bestattet sind. Alte, meist schlecht erhaltene Grabsteine finden sich von mehreren Äbten den des 14., 15. und folgenden Jahrhunderts.

Der Hauptaltar enthält die namenhafteste Reliquie der Kirche, das heilige Blut, verschlossen in einem goldenen Kreuze. – Ein Gemälde, links im Chor, stellt eine Jubiläumsfeier desselben vor aus dem Jahre 1738 am 26. Mai. Das Bild vergegenwärtigt in seinen Einzelheiten recht gut die Pracht des damaligen fürstbischöflichen Hofes, denn der Bischof, als Landesherr und Abt von Reichenau, wohnte der Feier persönlich bei. In der Mitte des Gemäldes schreitet der geistliche Fürst, Bischof Johann Schenck von Staufenberg*, gefolgt von sämtlichen Lehensrittern, Vasallen und den Domherren von Konstanz nebst einer Menge verschiedener Ordensgeistlicher.
*Johann Schenck von Stauffenberg kam zur bischöflichen Würde 1704 und starb 1740 am Schlagfluss im Schlosse zu Meßkirch, wo er die Ehe des Fürsten Froben von Fürstenberg mit der Gräfin Theresia von Sulz eingesegnet hatte.

Zur Seite paradiert das weiß uniformierte bischöfliche Militär mit den von Meersburg hergebrachten Kanonen. Ein anderes, halb vermodertes Ölbild im Seitenchor bezieht sich auf die Besitznahme durch den Heiligen im Pirmin. Der fromme Mann landet auf der einen Seite, während auf der anderen Schlangen, Kröten und Eidechsen das Eiland verlassen. Das Gemälde aus dem vorigen Jahrhundert ist ohne Kunstwerth, verdient aber sorgfältiger Verwahrung, weil es die ganze Lokalität des Klosters mit der, in neuerer Zeit leider als abgegriffenen alten Pfalz und der nicht mehr vorhandene Johanniskirche getreulich darstellt.

Ein älteres Heiligenbild auf Holz und Goldgrund hängt hinter dem Hauptaltar. Es diente früher als Altargemälde und soll nach der Tradition aus der Schweiz stammen, wo es bei der Reformation in’s Wasser geworfen und landend an der Insel aufgefischt und in’s Münster gebracht wurde.

Die Sakristei besitzt noch mancherlei Reste früheren Reichtums. – 6 bis 7 Reliquiensärge von schöner Arbeit; von diesen enthält der eine die Gebeine des heiligen Markus, des Patron der Kirche; Bischof Egino brachte sie (830) aus Italien hierher. – Eine Urne von weißem Marmor, ohne sonderliches Kunstgepräge, wird als ein Krug von der Hochzeit zu Kana vorgewiesen. Ein zierlicher Reif von Silber, mittelalterliche Arbeit, hält das schadhafte Gefäß in der Mitte zusammen. Der griechische Fürst Simon Bardo soll es um’s Jahr 910 nach Reichenau gestiftet haben.

Ein in Silber gefaßter Zahn Carl’s des Dicken; ein sogenannter Smaragd von 28 Pfund, der aber ein bloßer Glasfluß ist. Carl der Dicke, verkappte ihn hierher. – Ein uraltes Evangelienbuch mit zierlichem Einband und figurreichem Beschläg. (Ein Abtsstab aus dem 14. Jahrhundert ist neuerer Zeit abhanden gekommen.) – Ein Siborium von Elfenbein mit geschnitzten Figuren. – Eine Monstranz aus dem 17. Jahrhundert. – Ein Zahn des heiligen Markus usw.. Unter den Messgewändern findet sich ein sehr altes, mit einer Stickerei den gekreuzigten Heiland darstellend, ein anderes soll die Kaiserin Maria Theresia selbst gestickt und anher verehrt haben.

Die Kirche an sich, obwohl zweimal durch Brand beschädigt, trägt noch ganz den einfachen ernsten Charakter der karolingischen Zeit. Als ursprünglich dürften der Turm und das Mittelschiff mit seinen massiven Pfeilern angesehen werden. Die Umfassungsmauern und der Chor gehören einem späteren Jahrhundert an. – Das Kloster, ein armer Überrest des früheren, ist gering an Ausdehnung und enthält nichts Bemerkenswertes. – Die Bibliothek war außerordentlich reichhaltig an seltenen Handschriften. Mit dem Verfalle des Klosters gerieten diese Schätze in Vergessenheit, bis im vorigen Jahrhundert der gründlichste Forscher seiner Zeit, der. sanktblasische Abt Martin Gerbert,* sie wieder hervorzog und teilweise ans Licht stellte.

*Dieser gebildete Prälat stammt aus dem alten Geschlecht der Gebert zu Hornau von Horb. Er wurde im Jahr 1764 Abt von Sankt Blasien und starb 1793. Unter seinem Regiment war das schwarzwaldische Kloster der Hort der Künste und Wissenschaften; und der Ruhm, den sich sein Vorsteher selbst durch Werke geschichtlichen und theologischen Inhalts erwarb, reichte weit über die engen Marken seines Landes. Er durchreiste, mit Altertumsforschung beschäftigt, Deutschland, Italien und Frankreich, und entdeckte eine Menge bisher unbeachtet gebliebener Kunstschätze. Nicht minder ruhmwürdig war sein stilleres, einheimisches Wirken als Vorstand seines Klosters und Sprengels. Die hinterlassenen Stiftungen sind zu wahrhaften Wohlthaten der betreffenden Gemeinden geworden. Erst der neueren Zeit war es vorbehalten, diesen verdienstvollen Mann durch ein öffentliches Monument gebührend zu ehren. Durch geistliche und weltliche Vorstände der Amtstadt Bonndorf angeregt, wird die Porträtstatue des Abtes vom Bildhauer Xaver Reich in Sandstein ausgeführt und im Lauf des nächsten Jahres in genannter Stadt aufgestellt werden.

Die meisten der wertvollen Werke bewahren die Bibliotheken zu Karlsruhe und Heidelberg. Doch verlassen wir die feuchten, düstern Räume und ihre Vergangenheit und begeben uns hinaus in die lebendige Gegenwart. Wir schweifen über die Höhen des gesegneten Eilands – welch’ liebliche Bilder zeigen uns seine drei Pfarrdörflein zwischen Weingärten, Wiesen und Fruchtfeldern umher gestreut! Hier das eben verlassene Mittelzell und seine Kloster, den See und die Waldhöhen bei Allensbach im Rücken. – Gegen Morgen, zwischen Baumgrün, Oberzell auf lichtschimmerndem Grunde des Sees, aus dem in zarten Silhouetten der Dom von Konstanz und die Hochberge Tirols emporsteigen.

Dort – die schlanken Türme von Niederzell und weiterhin, über der wasserblauen Fläche Radolfzell und die ritterlichen Vorposten des Schwarzwaldes, der gewaltige Hohentwiel und seine hochgeborenen Nachbarn. Wenn uns dieser Blick mit Sehnsucht in die Ferne zieht, so erregt dagegen die Aussicht südwärts auf die Städtlein und Edelsitze des nahen Thurgau’s behagliche Gefühle der Wohnlichkeit. Auf der Rheinseite der schweizerischen Kreisorte Ermatingen; über demselben die Schlösser Hard und Wolfsberg. Unserem Standort gegenüber, auf einer vorspringenden, malerisch bewachsenen Terrasse, die napoleonische Villa Arenaberg; die Burg Salenstein und das Dorf Mannenbach mit seinem Schlosse Eugensberg. – Im ganzen anzuschauen wie ein grüner Gürtel mit kostbarem Gesteine besetzt.

Zur Insel gewendet, betrachten wir zuerst die alte St. Georgskirche in Oberzell. Abt Otto III gründete sie im Jahr 888. Sie enthält als Reliquie das Haupt des heiligen Georg und ist vollständig erhalten, eines der merkwürdigsten Bauwerke der Gegend. Unter dem Chor befindet sich eine Krypta.

Unweit Oberzell sehen wir unförmliche Reste der Burg Schopfeln, die wie ein urweltlicher Zahn im äußersten östlichen Teil der Insel steckt. Ihren Erbauer kennt man nicht; in frühesten Zeiten sollen daselbst Ritter gehaust haben, die in Sankt Gögen (Oberzell) zur Kirche gingen. Später diente die Veste den reichenauischen Aebten zum gelegentlichen Aufenthalte. In einer Fehde der Konstanzer mit dem Abte Mangold von Brandis (dem späteren Bischof von Konstanz) und seinen Brüdern und Vettern auf der Reichenau, wurde sie (1382) zerstört. Die Streitigkeiten hatten schon unter Bischof Heinrich von Brandis, ihrem Oheim, viele Jahre vorher angefangen. Als im Jahre 1366 zwischen Weihnachten und Fastnacht sechzehn Konstanzer Patrizier und Bürger mit zehn Gesellen (Adligen) vom Lande auf ein Stechen nach Zürich reiten wollten, begegnete ihnen bei Bassersdorf, zwischen Winterthur und Zürich, sechsundzwanzig Wäppner, deren von Brandis aus der Reichenau, welche auch zum Turniere zogen. Sobald die Reichenauer aber die verhaßten Städter erblickten, sprengten sie auf sie ein und stachen ihrer fünfe von den Rossen. Ihrerseits aber bekamen Junker Wölfle von Brandis (ein Bruder Mangold’s) einen Stich in’s Gesicht, dass er tot auf dem Acker liegen blieb. Die Konstanzer behaupteten das Feld und machten vier Gefangene. Die Gegner, unter Ritter Türing von Brandis, ergriffen die Flucht, einen Konstanzer als Gefangenen mit sich schleppend. Nach längerem Verhandeln mussten später die Konstanzer eine Strafsumme von 2000 Gulden geben; jedoch machte der Rat dabei die Bedingung, dass weder die Bürger, welche bei dem Strauße zugegen waren, noch ihre Nachkommen sollten gehalten sein, etwas an der Summe zu erlegen.

Als in der Folge ab Mangold und seine Vettern einige Fischer von Konstanz, welche auf ihrem Gebiete fischten, auf das Grausamste mißhandelten, zogen die empörten Städter in die Reichenau und zerstörten die Veste Schopfeln und mehrere Mönchshöfe daselbst.

Die Kirche zu Niederzell verdankte ihr Dasein dem Bischof Egino von Verona, dem edlen Alemannen aus dem Geschlechte der Zähringer, die in der Bertholdsbaar ihren ursprünglichen Sitz hatten. Eine Messingplatte mit Inschrift in Mitte des Chores deckt seine Ruhestätte; sein Tod fällt ins Jahr 802. – Der Bau hat zwei hübsche Türme, die aber durch einen neuen, kreideweißen Verputz und Anstrich um ihr altehrwürdiges Ansehen gekommen sind. – Einige 100 Schritte von da liegt am See das Schlösslein Bürglein, ein ehemaliges Tusculanum der reichenauischen Mönche. – Zu bequemer Überschau der Seelandschaft hat ein Bewohner der Insel, Herr Hofrat Seyfried, auf dem höchsten Punkte, der sogenannten Hochwart (1469 Fuß über der Meeresfläche) ein Belvedere errichtet, wo sich ein Fraunhofer’scher Tubus befindet.

Die Insel an sich mißt fünf Viertelstunden in die Länge und eine halbe Stunde in die Breite; sie hat ungefähr 1400 Einwohner. – Das Leben des Insel Völkleins hat viel Eigentümliches. Ein Teil ihrer Felder liegt außerhalb des Eilands, in dem Gemarkungen Allensbach, Hegne, Radolfzell und Makelfingen, und ihre Produkte müssen auf Schiffen eingebracht werden. Nicht leicht wird ein Fremder auf der Insel ansässig. Seit Menschengedenken, versichert man, sei der Kronenwirth in der Mittelpfarrei der einzige, der sich von auswärts hierher verheiratet habe. Der Wohlstand der Bevölkerung hat zur Ablösung der Grundlasten außerordentlich zugenommen. Eine genügsame Lebensweise, der seltene Verkehr mit den Nachbarsorten, sowie ein löblich konservativer Sinn im Familien- und Gemeindewesen haben diesen Aufschwung mit befördern helfen.

Der Auer”, sagte mir der greise Hirschenwirt in Mittelzell, “ist bereits (etwas) gelinder als alle seine Nachbarn; er muss dienstfertig gegen diese sein, weil er ihre Hilfe, bei Vorfällen auf dem See, namentlich beim gefährlichen Westwind, oft in Anspruch nehmen muss. Händelflüchtiges Wesen ist ihm fremd, auch hat er blutwenig bei Amt zu schaffen, weshalb der selige Geheimrat Ittner in Konstanz zu sagen pflegte: Die Auer seien ihm die Liebsten, sie hätten. Am wenigsten mit ihm zu tun.” –

Dann erzählte der Mann mit großer Naivität, wie es zu seiner Zeit noch viele Gespenster gegeben, die so oft bis in die Au herübergekommen, seit dem Jubiläum des Papstes Pius VI aber gänzlich verschwunden sein. –

Auf dem “Ergat” (wo eine alte Linde im Umfang von 36 Fuß steht) habe dazumal eine Hexe gewohnt, die Betrunkene usw. verhext habe; und wenn der Hört-Geist am jenseitigen Gestade über dem Wasser erschienen sei, habe es jedes Mal Unwetter gegeben. Seine Großälteren hätten oft erzählt, wie das Kloster in arger Verderbnis gekommen, und ein Mönch einmal nachts in Niederzell ein Mädchen besucht habe, von dem jungen Burschen erschlagen und der Leichnam vor die Klosterpforte gelegt worden sei.

Nach der Sage ist die ganze Bevölkerung zu Zeiten der Pest ausgestorben; nur drei Männer sind am Leben geblieben; sie retteten sich dadurch, dass sie in einem Fasse sich aufhielten, wo vorher neuer Wein gewesen.

Das Inselland war in den ersten Zeiten als ein geheiligt es angesehen; weshalb der Fromme Wahn, solche Kinder, welche von der Taufe gestorben, oder tot geboren waren, außerhalb beim sogenannten Kindlebild am Wege nach Konstanz bestatten ließ. Auch durften auf der Insel keine Waffen getragen, und Todesstrafen mußten auswärts vollzogen werden.

In der Reichenau war es von jeher der Sitz des Oberfischermeisters über den Untersee. Zwei und zwanzig Ortschaften, acht schweizerische und 14 badische, haben gemeinschaftliches Fischrecht. Die immer noch giltige Satzungen dieser Zunft sind uralt und stammen von den Bischöfen von Konstanz. Alljährlich versammeln sich die Glieder auf der Reichenau, um unter dem Vorsitz des Oberfischermeisters die Bestimmungen für das laufende Jahr festzusetzen.

Unter den herkömmlichen Festen ist das Pirminsfest eines der sinnigsten.

Am Tage des Heiligen, zur Herbstzeit, opfert nämlich jeder Einwohner etwas von den Erzeugnissen der Inselfelder auf dem Pirminsaltar im Münster: Trauben, Getreide, Obst und Gartengewächse aller Art, in dankbarem Andenken der Verdienste des Heiligen um die erste Kultur der Insel. Die dargebrachten Früchte bilden zugleich eine Competenz des Messners.

In sehr feierlicher Weise wird auch das Fest des heiligen Blutes, im Monat Mai begangen. Früher kam an diesem Tage von allen umliegenden Orten die Pfarrgemeinden in Prozessionen nach der Insel. Seitdem jedoch eine Prozession, von der Neubirnau kommend, auf der Fahrt über den See, vom Sturme überfallen, in Todesgefahr gekommen, findet die Zuzüge nicht mehr in dieser Weise statt.

Eben so große Feierlichkeiten bringt das Markusfest, an welchem Tage der silberne Sarg mit den Gebeinen des Heiligen in feierlichem Umgange verehrend zur Schau getragen wird.

In sehr poetischer Weise, und bezeichnend für die Reichenau, wird am Pfingstdiensttag die Inselfahrt abgehalten. An diesem Kirchenfeste macht die ganze Bevölkerung auf etwa 15 Schiffen eine Fahrt um die Au. – Voran die Geistlichkeit mit dem Allerheiligsten und Kreuz und Fahne. An vier verschiedenen Plätzen, Mittelzell, Nieder- und Oberzell und auf der Rheinseite an der “Städe” werden die Evangelien gelesen. – Man denke sich einen sonnigen Frühlingstag; über Land und See. Der Blütenhauch linder Maiendüfte – Sonntagsruhe rings umher – nur Glockenklang und Chorgesang der Jungfrauen auf einer eigenen Jacht begleiteten im Weiterziehen den Rudertakt der Bootsleute.

“Horch! wie über’s Wasser hallend,
Klar die Vesperhymne klingt!
Näher jetzt und näher schallend,
Jubilate, Amen!
Ferner jetzt und ferner hallend,
Bis sie sanft im Ohr verklingt,
Jubilate, Amen.

Jetzt, wie Mondscheinwellen rollend
An das Ufer stirbt sie hin;
Jetzt, wie zorn’ge Brandung, grollend
Wächst die Fluth des Liedes kühn,
Jubilate, Amen!
Wieder hoch! wie Wellen rollend
An das Ufer stirbt sie hin;
Jubilate, Amen.

Fortsetzung hier:

Aussicht auf die westliche Hegaulandschaft vom Hegaublick aus. Foto: Suedkollektiv, Wikimedia

„Pietà von Hans Morlock (jetzt in Karlsruhe)“ laut Lucian Reich Hans Moring, um 1600; ursprünglich in St. Johann, Konstanz, 1819 nach Schloss Hegne gekommen Abbildung aus: Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 1: Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz. Freiburg i. Br. 1887 (Wikimedia)

Schloss Hegne, Abbildung aus: Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 1: Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz. Freiburg i. Br. 1887 Rudolf Redtenbacher (1840–1885)
(Wikimedia)

“Trinität von Hans Morlock (jetzt in Karlsruhe)” laut Lucian Reich Hans Moring, um 1600; ursprünglich in St. Johann in Konstanz, 1819 nach Schloss Hegne gekommen. Abbildung aus: Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 1: Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz. Freiburg i. Br. 1887
(Wikimedia)

Das zänkische Weib und der Borstige

Im Dorfe Allensbach erzählt die Sage, hüte ein schwarzer Pudel auf dem Platze, wo früher
das Schloss gestanden, vergrabene Schätze.
Vor langen Jahren lebte in selbigem Orte ein zänkisches Weib, das mit ihrem Manne tagaus
tagein Händel hatte. Einmal in später Nacht, als sie wieder mit ihrem Ehegespons im Streite
lag, verliess sie das Haus unter lauten Verwünschungen und sprang zornentbrannt durch das
Dorf. Wie sie nun am »Schlossbuck« vorbeikam, war es gerade Mitternacht. Da vertrat ihr
der »Borstige« den Weg, flösste ihr mit seinen glühenden Augen einen solchen Schrecken
ein, dass sie schnurstracks umkehrte und zu ihrer Wohnung eilte. Doch der schwarze Pudel
geleitete sie bis vor die Haustüre. Hier begann das böse Weib dermassen zu klopfen, als ob
die ganze Hölle hinter ihr her wäre und bis ihr der Mann öffnete. Als dieser den gespenstischen Begleiter sah, den seine Frau bei sich hatte, sagte er spöttisch: »Du hast bei Gott einen
sauberen Gesellen mitgebracht!« Seitdem ist das zänkische Weib geheilt gewesen und nie
mehr vom Hauswesen fortgelaufen.

SAGEN, SCHWÄNKE UND LEGENDEN
aus dem Thurgau und der Nachbarschaft:
https://www.gigers.com/ernst/Sprache/TG_SAGEN.pdf

Kindlebildkapelle vor dem Zugang zur Reichnau



laut Wikimedia: “Reichenau, Münster Mittelzell, Elfenbeinpyxis und Blut-Reliquie” Lucian Reich schreibt:
Siborium von Elfenbein mit geschnitzten Figuren.
Der Hauptaltar enthält die namenhafteste Reliquie der Kirche, das heilige Blut, verschlossen in einem goldenen Kreuze”.….

Abbildung aus: Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 1: Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz. Freiburg i. Br. 1887 (Wikimedia)

Grenzgebiet, Reichenau; Umrissradierung, koloriert. Zwischen 1788 and 1798. Swiss National Library, Prints and Drawings Department (Wikimedia)

Die Abbildung Hermann des Lahmen auf einer Kachel der Schatzkammer des Münsters in Reichenau-Mittelzell wird sehr häufig reproduziert. Der Ofen ist 1745-1746 gesetzt worden, hat schon damals “Ehre eingelegt” und “wegen schönerer als vereinbarter Malerei”, dem Hafner ein Trinkgeld eingebracht. Walter Berschin hat in “Hermann der Lahme, Gelehrter und Dichter”, Heidelberg 2004 die Schrift in der Kartusche folgendermaßen gedeutet: “Beatus Hermannus Contractus Monachus Augiae a devotione Mariae celebris obiit 19. Julii 1054.” (Der selige Hermann der Lahme, Mönch der Reichenau, berühmt ob seiner Marienverehrung, starb am 19. Juli 1054.) Foto: Thomas Fink, Veringen (Wikimedia)

Denkmal Abt Martin Gerbert von Franz Xaver Reich aus dem Jahr 1856 im Bonndorfer Martinsgarten (vor der Restaurierung von 2011/2012) https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Gerbert

Kirche Sankt Georg in Oberzell

Tatsächlich hatte der Reichenauer Abt und Mainzer Erzbischof Hatto im Jahr 896 König Arnulf zur Kaiserkrönung nach Rom begleitet. Wieweit allerdings der Bau dieser Kirche bis dahin gediehen war, ob sie bereits fertiggestellt war oder sich noch im Bau befand, läßt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen.

Der Platz für die neuerworbenen Reliquien war die vierstützige Krypta der Kirche, die sich unter dem Querhaus und der Ostchoranlage befindet und über eine Treppe erreichbar ist. Was Stilreinheit und Harmonie angeht, ist St. Georg die ausgeglichenste der noch erhaltenen Reichenauer Kirchen.

Nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist die Krypta, deren Ostwand frühmittelalterlich mit zwei Kruzifixen und jeweils einer anbetenden Heiligenfigur bemalt ist, sowie die Michaelskapelle über der heutigen Vorhalle. Dort auf der Westapsis ist eine Parusie Christi, die Wiederkunft Christi zum Weltgericht dargestellt.

https://www.reichenau-privat.de/insel-reichenau/wissenswertes/sankt-georg/index.html

Linde auf dem Ergat in Mittelzell 2023

Hark! the vesper hymn

‘Hark, the vesper hymn is stealing’ ist ein Text von Thomas Moore den Lucian Reich aus der Übersetzung von Ferdinand Freiligrath anscheinend frei zitiert hat.