Ameinsensackkäfer

Ameinsensackkäfer

2. Juli 2025 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser, 

wie schrieb ich ich letzte Woche über die Sackträgermotte? Etwas ganz Verruckts. Den gleichen Kommentar vergebe ich zum heutigen Thema über den Ameisensackkäfer. Was ist das denn für ein komischer Name? Abwarten, die Auflösung kommt. 

Das erste Bild schickte mir Tierzuchtleiterkollege Dieter Kraft aus Schwäbisch Hall. Schöner Käfer dachte ich mir, fast wie ein Marienkäfer, aber der ist runder. Dann schickte mir kurz darauf Edmund Zeiser aus Zimmern unter der Burg das zweite Bild und schrieb:
Die Brutbiologie von diesem Käfer würde einen interessanten Beitrag abgeben“.

Ameinsensackkäfer

Ich wurde stutzig und nachdem ich nachgeschaut hatte, war vollkommen klar, dass das wieder ein Hammer ist. In meinem Hirn ratterte es, Mensch, den hast Du doch auch schon fotografiert und tatsächlich am 27. Juni 2024 auf einer verblühten Margerite in unserem Garten.

Ameinsensackkäfer

Der Hammer sind nicht die Käfer, sie ernähren sich ganz normal von Blättern verschiedener Baum- und Straucharten. Der Hammer sind die Larven. Sie leben in Ameisennestern und fressen Reste der eingetragenen Ameisenbeute oder auch tote Ameisen. Und nun kommt der Oberhammer, wie kommen sie in die Ameisennester hinein? Ich glaube, man kann es sich nicht vorstellen. Die Käfermama dreht zwischen den Hinterbeinen eine Eikugel. Dabei wird das Ei am Hinterleibsende immer wieder mit etwas betupft. Es wird dadurch mit einer Exkrementhülle umgeben. Dann wird das Ei in der Nähe eines Ameisennestes, meist von Nestern der Roten Waldameise fallen gelassen. Entweder wird es dann von den Ameisen aktiv in das Nest eingetragen, weil sie es irrtümlich als Nistmaterial verwenden wollen, oder die Larven dringen selbstständig in das Ameisennest ein.

Nach dem Schlüpfen aus dem Ei verbleibt die Larve in der Exkrementhülle, von daher kommt die Bezeichnung „Sackkäfer“, und erweitert sie sogar. Der Kopf der Larve ist stark geschützt. Zieht sie sich in ihren „Sack“ zurück, verschließt sie mit der Kopfkapsel ihr Refugium wie mit einem Deckel, der von den Ameisen nicht zerbissen werden kann. Ich würde sagen, hier kann man vom Oberoberhammer sprechen.

In der Zeit, in der sie sich im Ameisennest entwickeln, werden sie von dem Ameisen nicht als Feind wahrgenommen. Für erwachsene Ameisensackkäfer scheint das nicht zu gelten, weswegen sich die Larve kurz vor der Verpuppung möglichst nah an eine Stelle innerhalb des Nests begibt, die es dem geschlüpften Erwachsenen ermöglicht, das Nest schnell zu verlassen. Aus diesem Grund findet auch die Verpuppung innerhalb des Kotsackes statt. Diese Schutzhülle wird erst verlassen, nachdem der Käfer geschlüpft und sein Chitinpanzer ausgehärtet ist.

Was denken Sie, wie lange diese Entwicklung dauert? Erstaunliche zwei bis vier Jahre, bevor im Frühjahr das Ameisennest verlassen wird. Erwachsene Tiere findet man von Mai bis August beispielsweise an sonnigen Waldrändern, aber auch im menschlichen Umfeld wie Parks und Gärten können sie einem begegnen.

https://www.welt-im-verborgenen.de/Insekten/Kaefer/Ameisensackkaefer.html

Vielen Dank Dieter Kraft und vor allem Edmund Zeiser, er mich ermuntert hat, das Erstaunliche des Ameisensackkäfers zu thematisieren. 

Herzliche Grüße
Franz Maus