Sonnenschnelle
Liebe Bürgerpostleser,
um die Jahreswende etwas Astronomisches. Wer erinnert sich noch an die Collage mit den Bildern vom 20. und 30. Dezember 2004? Das ist immerhin 20 Jahre her. Wissen Sie auch noch, was zum Ausdruck gebracht werden sollte? Ich muss dazu sagen, dass die Voraussetzung war, dass beide Aufnahmen vom gleichen Platz und mit demselben Teleobjektiv erstellt wurden. Wenn Sie die Pfeile in Ruhe anschauen, erkennen Sie bestimmt, dass die Sonne in 10 Tagen nur einen Sonnendurchmesser nach Norden gewandert ist. Den Tag 21. Dezember als Winteranfang, 2024 war das um 10.21 Uhr, vernachlässigen wir, vermutlich war damals die Sonne wegen schlechtem Wetter nicht zu fotografieren.
Jetzt schaut Euch auf unten die Situation kurz vor Frühlingsanfang an. Es sind die Sonnenuntergänge drei Tage hintereinander von unserem Westbalkon am gleichen Punkt – übrigens über dem Feldbergmassiv – festgehalten. Und was ist zu sehen? Einen Sonnendurchmesser je Tag ist die Veränderung, die gleiche Strecke wie nach Winteranfang in zehn Tagen. Ist das nicht seltsam? Wie kommt es dazu? Es hat einen ganz normalen physikalischen Hintergrund: Der Verlauf der schräg geneigten Erde um die Sonne entspricht einer Sinuskurve. Eine Sinuskurve hat einen Hoch- und einen Tiefpunkt und zwei Wendepunkte. Ein Grundgesetz der Sinuskurve ist, dass die Veränderungsraten über die Zeit um den Hoch- und Tiefpunkt sehr gering sind aber an den Wendepunkten recht groß. Der Hochpunkt ist der Sommeranfang und der Tiefpunkt der Winteranfang, das heißt langsame Veränderung der Tageslänge. Die Wendepunkte sind der Frühlings- und der Herbstanfang, da ist die Tageslängenänderung sehr schnell.
Oben ist die Sonne bei Sonnenferne als schwarze Scheibe auf die Sonne bei Sonnennähe aufgelegt worden. Man sieht, dass die Sonne bei Sonnennähe die schwarze Scheibe bei Sonnenferne etwas überragt. Der Grund ist, dass die Umlaufbahn der Erde um die Sonne keine Kreis-, sondern eine Elipsenbahn beschreibt. Wie beim Mond um die Erde auch. Und bei Elipsenbahnen gibt es einen Fernpunkt und einen Nahpunkt. Bei der Erdbahn um die Sonnen ist es der 4. Januar und der 6. Juli. Bei Sonnennähe ist die Sonne etwa 147.000.000 Kilometer von uns weg und bei Sonnenferne etwa 152.000.000 Kilometer also etwa 5.000.000 Kilometer Differenz. Nun eine Preisfrage, wann ist Sonnenferne? Wenn Sie sagen am 4. Januar, weil es da Winter ist, dann liegen Sie nicht richtig. Es ist am 6. Juli. Da die Verbindungslinie der Erde zur Sonne in der gleichen Zeit gleiche Flächen durchläuft – Johannes Kepler hat das festgestellt -, läuft die Erde um den 4. Januar schneller um die Sonne und um den 6. Juli langsamer. Das heißt, wir auf der Nordhalbkugel kommen etwas schneller durch den Winter als die Bewohner der Südhalbkugel.
Herzliche Grüße
Franz Maus