Covittchens Reise

Covittchens Reise

27. Mai 2020 0 Von Heike Boeke

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Covittchen und ich lebte einst zusammen mit meinen Freunden Ebolatto und Sarstino in einem fernen tiefen Urwald. Wir bewohnten dort herrliche Wohnungen. Ich persönlich lebte in Klara einer Flughündin. Mit ihr flog ich über die Wipfel des Waldes, genoss die Freiheit und lebte lange in Frieden und Freude. Sarstino wohnte nebenan bei Tarzan, einem etwas vorlauten Flughund und Ebolatto hatte sein Zuhause in Bodo dem Schimpansen gefunden.

Wir konnten uns natürlich nicht treffen, denn dann wäre wohlmöglich jemand anderes dort eingezogen. Allerdings hörte ich davon, dass Bodo irgendeinem Wilderer zum Opfer gefallen war. Ich denke Ebolatto musste sich ein anderes Zuhause suchen, zwar vielleicht nicht so komfortabel wie Bodo und vermutlich auch nicht so dauerhaft. Ihr müsst wissen, manche Wohnung ist nicht unbedingt für uns geeignet aber, wenn auf die Schnelle nicht die richtige ausgesucht werden konnte, muss man sich halt mit der zweiten Wahl begnügen. Ebolatto ist nicht gerade ein netter Mieter. Er kann manchmal ganz schön anstrengend sein und nicht jede Mietwohnung kann so was lange ertragen. Aber wie schon gesagt, das liegt leider nicht in unseren Händen.

Wir kommen ganz gut mit unseren Wohnungen im Urwald zurecht. Ab und zu gibt es jedoch Streit, und dann machen wir unseren Vermietern mit ein bisschen Schnupfen klar, dass sie sich bitte mal zusammenreißen sollen. Es kann ja nicht angehen, dass jeder macht was er will!

Ja, leider ging es mir und einigen meiner Freunde genauso wie Ebolatto. Und das trug sich wie folgt zu.

Klara war in die Jahre gekommen und konnte nicht mehr so gut fliegen. Sie hatte schon schwere Arthritis in ihren Flügeln und daher war es wohl ein leichtes sie zu fangen. Ich wurde mit ihr und einigen anderen Flughunden zu einem sehr unangenehmen dreckigen und lauten Platz gefahren.

Was sah ich das alles. Es war ein wahres Gruselkabinett. Frösche, Affen, Fledermäuse ja sogar die Köpfe von großen Tieren lagen blutig und aufgeschlitzt auf den diversen Tischen. Klaras Herz klopfte gewaltig, denn sie ahnte dass es ihr wohl genauso an den Kragen gehen würde. Ich versprach ihr in die Hand, dass ich sie rächen würde und alle die schönen Wohnungen, die da leer und verlassen vor mir lagen auch.

Über das weitere Leiden von Klara möchte ich lieber den Mantel des Schweigens breiten. Was mich allerdings betrifft und meine Reise um die Welt, davon möchte ich euch nun erzählen. Klara kam also auf den Esstisch eines Menschen und mit ihr verspeiste er auch mich. Und ich habe ihm wohl nicht geschmeckt, denn bald darauf bekam er keine Luft mehr und hustete, dass sich die Balken bogen. Was bei Klara einen leichten Schnupfen verursacht hatte war bei dieser Art von Wohnung wohl etwas heftiger. Während er so hustend durch die Gegend tappte nutzte ich eine seiner Attacken dazu weiterzureisen. Unterwegs traf ich noch andere meiner Rasse und wir machten uns gemeinsam auf den Weg um die Welt.

Zuerst blieben wir in unserer Heimat aber nachdem wir dort so manche Wohnung ausprobiert hatten die nicht wirklich nutzbar war, begaben wir uns auf die anderen Kontinente dieses Planeten. Und ich muss schon sagen, es gab Wohnungen, die waren durchaus auch mal für einen längeren Aufenthalt geeignet. Warum das so war, kann ich mir auch nicht erklären, aber vielleicht hatten die ein bisschen Klara im Blut oder ich hatte dort mal keine Lust Tische und Stühle durcheinander zu werfen.

Mir wird nachgesagt, dass ich auf meiner Reise ziemlich viel durcheinandergewirbelt habe. Auch habe ich viele Wohnungen vernichtet und wohl damit auch eine Menge Elend und Trauer verbreitet. Das mag sein, doch wie würden sie sich fühlen, wenn sie aus ihrem Paradies vertrieben wurden und die Wohnung in der sie solange glücklich gelebt haben einfach sinnlos zerstört wurde?

Gut, ich hätte vielleicht nicht so rabiat sein sollen. Schließlich konnten einige der Wohnräume nichts für das Elend in meiner Heimat. Aber es liegt nun mal in meiner Natur und Klara war damit immer ganz gut umgegangen. Wir kannten uns eben und irgendwie mochten wir uns ja auch. Apropos Natur. Meine Reise hat wohl auch einiges Gutes gebracht. Der Himmel über euren Planeten war noch nie so blau, die Luft noch nie so sauber und das Wasser noch nie so kristallklar.

Die Frage stellt sich mir nur, wie lange das so bleiben wird? Ihr seid ja nicht gerade als die großen Erkenntnisverwerter auf der Erde bekannt. Nehmen wir nur einmal die Kriege, die ihr ständig führt. Eigentlich müsste doch klar sein, dass es nur Verlierer bei solchen Gemetzeln geben kann.

Zudem habt ich wohl durch mich auch erkannt, dass es an so einigem fehlt in eurer schönen bunten Partywelt. Statt also weiter fleißig Dreckschleudern zu produzieren und das Land, auf dem ihr steht und das euch ernähren soll, weiter auszubeuten wäre es wirklich an der Zeit, sich mal um die wichtigen Dinge zu kümmern. Wenn ihr mich fragt wären das zunächst einmal eure Kinder und der Planet auf dem ihr lebt. Vielleicht besteht Hoffnung, dass zumindest die nächste Generation es dann besser machen kann und wird, sofern ich und meine Freunde noch ein paar Wohnungen stehen lassen nach unserem Besuch. Vielleicht findet ihr ja auch ein Mittel gegen mich aber ihr müsst wissen, es gibt noch viele andere aus meiner Rasse. Ob ihr für alle rechtzeitig ein Mittel findet halte ich für äußerst fraglich, auch wenn ihr denkt, ich könnt den großen Zampano auf diesem Planeten spielen. Überschätzt euch nicht und unterschätzt uns nicht!

Ach, und was ganz wichtig wäre. Wisst ihr immer nur an Party und Vergnügen zu denken kann auch Dauer nicht gut gehen. Sollte ich daher irgendwann meine Reise um euren Planeten beendet haben und wieder eine schöne geräumige Wohnung im Urwald finden, habt ihr evtl. erkannt, dass die Pflege eurer eigenen Wohnungen und eures Planeten wesentlich wichtiger ist als Geld und Macht. Bis ich aber eine solche Wohnung wie in Klara wieder gefunden habe wird es noch eine Zeit dauern, denn ihr sorgt ja täglich dafür, dass der Urwald aus dem ich komme immer kleiner und mickriger wird und die Wohnungen in denen wir leben tagtäglich weniger werden. Wenn ihr also wollt, dass wir unsere Reise beenden, ihr nicht dauernd mit einem bunten Lappen vor dem Gesicht herumstolpern wollt und auch das eine oder andere Vergnügen in Maßen genießen möchtet, solltet ihr wissen, dass das alleine in euren Händen liegt.

Es grüßt euch Covittchen