
Beerliwieber und Sepples Geheimnis
Beerliwieber vorgelesen von Maria Simon in Mundart
Beerliwieber vorgelesen von Maria Simon auf Hochdeutsch
Bis in die 60-er Jahre waren die Halden, Döbel und Hochflächen des Unteren Bregtales wichtig für den Lebensunterhalt der Bevölkerung. Sobald die Heidelbeeren, Preiselbeeren und Himbeeren reif waren durchstreifen ganze Familienverbände den Hallenberg, das Oberholz, den Pfarrwald und den Ross- Schmelz- und Wilddobel. Zum z‘ Nieni gab’s bis Drei König Beermues aus dem Wald. Für den Rehbraten und das Siedfleisch an den Feiertagen, Kirchen – und den Familienfesten haben die „gluubete“, aromatischen Preiselbeer bis nach Pfingsten gereicht. Ausgestattet also mit z’Nieni Vesper im Rucksäckle, Eimern, Milchkannen, Riffeln und Weidenkörben, schwärmte die grossen Familien aus, um an ihren Familien Claims die Früchte des Waldes zu ernten.

Oma, Gotte, d Maidle, d Mamme sammelten Schwarzbeer, Staibeer und Himbele in ihre Milchkännle und leerten die vollen Känntle bei der Mutter in die grossen Zinkeimer. De Sepple lieferte uuliedig immer nur ein halbes Känntle voll ab und wurde von Mutter gescholten mit der Ermahnung, dass er deshalb beim Vespern halt auch nur einen halben Landjäger bekäme. Der pfiffige Sepple hatte natürlich eine Idee. Er stopfte das Milchkännle zu 3/4 mit Moos aus und schüttete ab jetzt ein „gschochet“ volles Känntle in Mutters Eimer. Wegen des liebevollen Lobes der Mutter strahlte er vergnügt wie ein Putzeimer.
Der Lohn für diese gnitze Bescheisserei waren sogar zum Landjäger noch ein Wienerle. Von der lässlichen Sünde erfuhr bei der Probebeichte vor Sepples Erstkommunion nur der Pfarrer. Und der erzählte es ganz bestimmt nicht seinen auch sammelfaulen Kamerädle. Dafür sorgte auch Nepomuk, der Patron des Beichtgeheimnisses.
Sepples gut gehütetes Geheimnis „verhebte“ so noch viele, viele erfolgreichen Beerensammeljahre.

Beerliwieber und Sepples Geheimnis
Bis i d ‚ 60-er Johr waret d Halde, Döbel und Hochflächen vum Untere Bregtal wichtig für de Lebensunterhalt vu de Bevölkerung. Sobald d Heidelbeere, Preiselbeere und Himbeere riif waret hond ganze Familienverbänd de Halleberg, s Oberholz, de Pfarrwald und de Ross- Schmelz- und Wilddobel uusboenet. Zum z‘ Nieni häts am Kochitisch bis Drei König Beermues us em Wald gähe. So lang hond die siesse Gottesgabe us em Wald ghebt. Für de Rehbrote und s Siedfleisch a de Fiiertig, de Kirche – und de Familienfescht hond die gluubete, aromatische Preiselbeere mit dem wunderbare Guuh bis noch Pfingsten uusglanget.
Uusgstattet also mit z’Nieni Vesper im olivgräene Rucksäckle, mit Eimer, Milchkanne, Riffle und Wiedekratte, sind die grosse Familene uusgschwärmt, zu ihrene Familien Claims, ihrene meischt vererbte, überlieferte Plätz. Dä hond sie gsellig, luschtig und fidel die Frücht vum freigiebige Wald gsammlet.
D Oma, s‘ Gottle, d Maidle, d Mamme hond Schwarzbeer, Staibeer und Himbele i ihri Milchkänntle gsammlet und hond die volle Känntle bei de wachsame Motter i die grosse Zinkeimer gleert.
De uuliidig Sepple hät immer nuu e halbes Känntle voll abgähe. D Motter hät all goschet und gescholte und ihm aakündt, dass er beim Vespern halt au nuu en halbe Landjäger überkumme dai. De pfiffig Sepple hät natierli e gnitzi Idee ghet. Er hät denno hählinge sii Milchkänntle zu 3/4 mit Moos uusgstopft. Jetzt hät er e „gschochet“ volls Känntle in grosse Zinkeimer bei de Motter leere kinne. Wegem liebevolle Lob vu de Motter hät er gstrahlt wie en Putzeimer und sich uff d Schenkel klopft.
De Lohn für die gattig Bschiesserei war sogar zum Landjäger no e Wienerle beim Vesper dezue.
Vu dere lässliche Sünd hät bei de Probebiicht vum Sepple vor de Erstkommunion natierli nuu de Pfarr ebis erfahre. Und desell verzellt den Trick ganz bestimmt nit sinne au stinkfuule, lahmarschige Sammelkamerädle. Dodefür sorgt au de Nepomuk, de Patron vum Biichtgheimnis.
Im Sepple sii guet ghüetets Gheimnis hät so no vill erfolgriichi Beeresammeljohr verhebt.
Erscht i de Post – Wildfrüchtesammeljohr hät sich der Trickser verschämt am Schwarze Buebe Stammtisch zum Feetz vu de ganze Runde doch emol uusgmärtet, „geoutet“, wie mer Hit zu Tag halt leider sait.
©Hubert Mauz, Feb. 2025