Antworten von Guido Wolf
Wir haben den Landtagskandidaten eine Liste mit vier Fragen zugesandt und um Beantwortung gebeten.
Ein Politiker hatte Hüfingen mal als Wurmfortsatz von Tuttlingen bezeichnet. Das stimmt ja auch, da Hüfingen bis jetzt irgendwie von den Kandidaten vom Schwarzwald-Baar-Kreis mitbetreut wird. Gerne hätten wir aber auch einen Ansprechpartner in Stuttgart, den wir auch wählen dürfen. Wie ist Ihre Meinung hierzu?
Guido Wolf:
Von wem auch immer dieses Wurmfortsatz-Zitat stammen mag: Es muss entweder als (schlechter) Witz gemeint gewesen sein oder zeugt von maximaler Ahnungslosigkeit. Hüfingen ist als Gemeinde fester und bedeutender Teil dieses Wahlkreises. Hüfingens Bedeutung steht der anderer Gemeinden in diesem Wahlkreis in nichts nach, warum sollte sie das auch?! Für meinen Teil – und das galt auch für meine Vorgänger – kann ich sagen, dass mir Hüfingen in den vergangenen Jahren in keiner Weise weniger wichtig war als andere Städte und Gemeinden in diesem Wahlkreis. Das lässt sich auch anhand meiner Präsenz in Hüfingen in den vergangenen Jahren belegen. Hüfingen wird auch künftig in Stuttgart vertreten und nicht, wie es in der Frage formuliert ist, lediglich mitbetreut.
Ein großes Thema hier in Hüfingen ist die Transparenz. Wie stehen Sie zur Veröffentlichung von Protokollen und zur Kommunikation von Ergebnissen von Sitzungen?
Guido Wolf:
Transparenz halte ich für wichtig. In den vergangenen Jahren wurden auf Landes- und auf Bundesebene zahlreiche Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht, die staatliche Stellen zu mehr Transparenz verpflichten. Ich halte das für richtig. Wo es keine zwingenden gesetzlichen Vorschriften gibt, zum Beispiel zum Schutz der Privatsphäre, die dem entgegenstehen, spricht aus meiner Sicht nichts gegen Offenheit und Öffentlichkeit.
Manche Kommunen schaffen die Unechte Teilortswahl ab, wenige führen sie wieder ein. Ein Argument für die Abschaffung führen manche an, dass diese Wahl undemokratisch sei, da Kandidaten/Innen aus kleinen Stadtteilen mit weniger Stimmen gewählt werden könnten, andere wiederum sind der Meinung, dass eben Parität auch zur Demokratie gehört. Wie sehen Sie das?
Guido Wolf:
Die Unechte Teilortswahl ist eine Sonderregelung des Kommunalwahlrechts in Baden-Württemberg und seit der Gebietsreform in den 70er Jahren ein Dauerthema für die Kommunen. Gleichzeitig ist sie der wohl komplizierteste und umstrittenste Teil der baden-württembergischen Kommunalwahlrechts. Viele Kommunen haben die Unechte Teilortswahl inzwischen wieder abgeschafft, weil sie auch einige Nachteile mit sich bringt. Über ihren Sinn und Unsinn streiten sich auch Wissenschaftler. Das schöne ist aber, über ihre Anwendung kann jede Kommune selbst entscheiden. Das ist eine originäre kommunale Angelegenheit, da steht es einem Landespolitiker nicht zu, sich einzumischen.
Die Biotopvernetzung ist auf dem Land ein großes Thema und es gibt große Spannungen zwischen Landwirtschaft, den vielen Neubaugebieten der Kommunen und dem Naturschutz. So braucht jede Ortschaft ein möglichst großes Neubaugebiet das auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen entsteht und die Landwirte werden wiederum immer mehr in die Natur gedrängt und müssen immer weniger Boden intensiver nutzen. Wie wollen Sie diesen Konflikt angehen?
Guido Wolf:
Die Nachfrage nach und der Bedarf an Flächen wächst stetig. Die Flächenknappheit wird in der Tat zunehmend zum Problem. Die Lösung kann nur ein fairer Ausgleich zwischen allen Beteiligten sein, unter besonderer Berücksichtigung der Gewissheit, dass unsere Ressourcen endlich sind.
Unsere regionale Landwirtschaft muss erhalten werden, um qualitativ hochwertige Lebensmittel in Deutschland zu produzieren. Unsere Landwirtschaft ist Garant für nachhaltiges Wirtschaften, für die räumliche Nähe von Produzenten, Verarbeitern und Verbrauchern sowie für den Erhalt unserer regionalen Kreisläufe. Aber der Naturschutz muss dahinter nicht zurückstehen.
Wir als CDU sehen außerdem großes Potential in der sogenannten Produktionsintegrierten Kompensation (PIK). Ziel ist es hierbei, auf ein- und derselben Fläche Bewirtschaftung und Ökologie gleichermaßen zu ermöglichen. Landwirtschaftliche Nutzung kann erfolgen und die Flächen können gleichzeitig dem bauplanungsrechtlichen Ausgleich oder der naturschutzrechtlichen Kompensation dienen. Zudem gilt es zu prüfen, inwiefern eine ökologische Aufwertung von Freiflächen im Innenbereich von Städten und Gemeinden gefördert werden kann, um die landwirtschaftliche Flächen, insbesondere vor dem Hintergrund der regionalen Versorgung, zu schützen.
Hallo Herr Wolf,
gerne möchte ich Sie in meiner Eigenschaft als Sprecher der BI Verkehrsberuhigung Hüfinger Außerstadt (Süden) https://bi-huefingen.jimdofree.com/ dazu einladen, sich mit mir zusammen für 15 Minuten an den Hüfinger Friedhof zu stellen, damit ich Ihnen die neuesten Verkehrsentwicklungen im Bereich der L 171/181 erläutern kann. Ich setze mich schon seit 2004 für die vielen betroffenen Anwohner im Süden von Hüfingen ein.
Bitte schlagen Sie einen Termin vor.
Hüfingen nennt sich staatlich geprüfter Erholungsort. Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger fragen sich, wie die Stadt zu dieser Auszeichnung kam.
Da wäre zuerst einmal der Luftsammelpunkt Rilax über der Stadt zu nennen und auch der Flugplatz Donaueschingen (über 90% Hobbyflieger), die Hüfingen und den näheren Umkreis täglich belasten. Bereits diese beiden Verkehrsbelastungen im Luftraum wären meiner Ansicht nach Ausschlusskriterien für einen Erholungsort.
Dann das Verkehrskreuz B27 und B31: Diese autobahnähnlichen Verkehrsachsen beschallen bei Tag und bei Nacht fast die gesamte Stadt von Süden und Osten.
Dazu kommen noch zwei stark befahrene Landstraßen, die die Innenstadt und damit die Anwohner mit Immissionen strapazieren. Hinzuzufügen wäre, dass dadurch in der Innenstadt leider wenig Aufenthaltsqualität gegeben ist. Außerdem bringen alle diese Straßen viel Schwerlastverkehr mit sich. Jeder Verkehrsteilnehmer, der nicht motorisiert ist (also Fußgänger, Radfahrer etc.), ist in Hüfingens Straßen großen Risiken ausgesetzt. Von einer Gleichberechtigung im Verkehrsraum für alle Teilnehmer ist die Stadt Hüfingen leider sehr weit entfernt.
Schredderarbeiten keine 80 Meter von Wohngebieten runden das Bild ab.
Wie lassen sich all diese Belastungen mit dem Prädikat „Erholungsort“ vereinbaren?
Welche Meinung vertreten Sie zu Geschwindigkeitsbegrenzungen innerorts und außerorts?
Ursula Albert
Der staatlich geprüfte Erholungsort Hüfingen plant in seinem Stadtteil Fürstenberg eine alte römische Villa Rustica samt Ziegelei sowie die daran vorbeiführende Römerstraße mit Wohnhäusern zu überbauen. Ist so etwas nicht zu wertvoll überbaut zu werden?
Gehört so etwas nicht für den Tourismus erschlossen, gerade jetzt wo viele im eigenen Land Urlaub machen, oder?
Mich würde Ihre persönliche Meinung als Wahlkreisabgeordneter und Minister für Tourismus dazu interessieren.
Sehr geehrte Frau Albert,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Sie stellen zu Recht fest, dass Baden-Württemberg als Urlaubsland viel zu bieten hat. Ich werbe im Rahmen meiner Funktion als Tourismusminister auch für die zahlreichen schönen Regionen jenseits der großen Marken wie dem Schwarzwald und dem Bodensee. Die Akteure in der Tourismusbranche leiden mit am heftigsten unter den Auswirkungen der Coronapandemie und es gilt, diese bestmöglich zu unterstützen, damit gewachsene Strukturen nicht wegbrechen und wir nach der Pandemie die Urlauber wieder mit attraktiven Reisezielen nach Baden-Württemberg locken können.
Im Fall der alten römischen Villa Rustica ist es aber zunächst die Entscheidung der Gemeinde, die über den Erhalt oder anderweitige Nutzungen der kommunalen Flächen befinden muss. Solche Entscheidungen ziehen langfristige und
auch weitreichende Konsequenzen mit Blick auf die Entwicklung der gesamten Gemeinde nach sich.
Als Landespolitiker, der früher auch selbst in der Kommunalpolitik, zuerst als Erster Bürgermeister, später als Landrat tätig war, ist mir dieser Vorrang der kommunalen Planungshoheit besonders wichtig.
Die Zuständigkeit einer ggfs. denkmalschutzrechtlichen Überprüfung obliegt dem Wirtschaftsministerium als oberste Denkmalbehörde des Landes Baden-Württemberg.
Mit freundlichen Grüßen
Guido Wolf MdL
Vielen Dank Guido Wolf für die schnelle Beantwortung unserer Fragen!
Falls hier jemand noch Fragen an Guido Wolf stellen will, werde ich ihn benachrichtigen, damit er antworten kann.