Alpenbock

Alpenbock

24. Juli 2024 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser, 

es krabbelt zur Zeit so richtig. Kaum ist der Hirschkäfer durch, kommt der nächste beeindruckende Geselle. Mein Freund aus Referendariatszeiten Albrecht Siegel aus Herbertingen schickte mir diese Bilder. „Wir sind grad auf Fahradtour am Königssee und da hängt dieses Tier am Garagentor. Weißt Du, was das ist“? Ich musste kurz überlegen, dann war klar, es ist der unverwechselbare Alpenbock. Die Färbung ist doch herrlich. Nun, wie der Hirschkäfer für die Vermehrung die Eiche braucht, so braucht der Alpenbock die Buche. Neben den Alpen kommt er auch auf der mit Buche bestandenen Schwäbischen Alb und im Donautal vor. Mit etwa drei Zentimeter Körperlänge ist er ein stattlicher Bursche. Charakteristisch für die Bockkäfer sind die langen Fühler. Denken Sie an den bei uns heimischen Moschusbock, über den ich schon geschrieben habe. Die Geschlechter können anhand der Fühlerlänge unterschieden werden: Beim Männchen überragen die Fühler das Hinterende der Flügeldecke bei weitem, beim Weibchen erreichen sie dieses knapp. Ich muss ehrlich sagen, ich will mich da nicht festlegen. An den mittleren der Fühlerglieder befinden sich schwarze Haarbüschel, wodurch die entsprechenden Fühlergelenke schwarz verdickt erscheinen. Auf dem Bild ist das am rechten Fühler gut zu sehen.


Nach dem Schlüpfen der Käfer Ende Juni/Anfang Juli erfolgt die Paarung und die Eiablage. Wenn frischgeschlagene Buchenholzstämme oder Brennholzklafter mit Buchenholz in der Nähe sind, wird der Käfer durch diese angezogen. Andernfalls wird der besonnte untere Stammteil eines möglichen Brutbaumes angeflogen. Das Weibchen tastet mit der ausgestülpten Hinterleibsspitze den Untergrund nach Verletzungen der Rinde oder Risse im Holz ab. Dann dringt der Legeapparat bis zu vier Zentimeter ins Holz oder unter die Rinde vor. Die Eier werden gewöhnlich einzeln abgelegt. Die aus dem Ei geschlüpfte Larve frisst im Bereich des austrocknenden Holzes weiter, später dringt sie ins Totholz ein. Es dauert gewöhnlich drei bis vier Jahren bis die Larve sich in einer Puppenwiege verpuppt. Nach dem Schlüpfen zwängt sich der Käfer durch eine ovale Öffnung ins Freie. Diese Öffnungen dienen dem Käfernachweis. Das ist doch ein interessantes Detail, finden Sie das nicht auch? Jetzt kommt eine aus menschlicher Sicht traurige Wahrheit, die erwachsenen Käfer werden nur zehn Tage alt, Literaturangaben nennen auch 20 bis 40 Tage.

Der Alpenbock ist europaweit geschützt. Die Schutzmaßnahmen haben zu einer Stabilisierung der Bestände geführt. Man sieht, dass Totholz eben auch einen Lebensraum darstellt, den man im Rahmen des Möglichen schützen soll. 

Ganz herzlichen Dank Dir Albrecht Siegel für die Überlassung der Bilder und die Einwilligung, daraus einen Beitrag zu schreiben. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie Ihre Freude daran haben. 

Herzliche Grüße 
Franz Maus