Zaunkönignest
Liebe Bürgerpostleser,
heute geht es um spektakuläre Zaunkönignester. Erinnern Sie sich noch an die beiden Nester in einem Quaderballen Heu bei Paul Franch in Kraichtal-Neuenbürg? Also, vor wenigen Jahrzehnten gab es noch keine Quaderballen. Man sieht, die Vogelwelt lernt dazu. Was sagen Sie aber zu den Bildern unten? Beim letzten Beitrag ging es um das Fremdnesten einer Blaumeisenbrut in einem Mehlschwalbennest. Dieses Mal könnte man sagen, es geht um eine nicht genehmigte Umnutzung.
Frau Nadine Lienhard-Blum aus Hohberg, südlich von Offenburg gelegen, hatte diese Bilder in die Hinterwälder-Whatsapp-Gruppe gestellt. Meine Neugier war geweckt. Sie hatte die Jacke, wahrscheinlich weil es ihr zu warm wurde, auf dem Heuboden an einen Nagel gehängt und dort belassen. Sie war beschäftigt, über dem Milchziegenstall Heu auf den Futtertisch zu gabeln. Dreimal am Tag macht sie das. Das hat den Zaunkönig nicht vom Nestbau im Kapuzenbereich abgehalten, was nur zwei Tage dauerte. Vermutlich herrschte Legenot und es eilte ein bißchen. Freundlicher Weise hatte Nadine vollstes Verständnis für die Umnutzung und lies die Zaunkönige gewähren.
Für die Brutzeit bis zum Ausfliegen kann man mit gut vier Wochen rechnen. Das Brüten erfolgt nur vom Weibchen, es muss sich sogar selber versorgen. Auch die Jungenversorgung ist großteils Frauensache. Erst wenn die Jungen ab Tag 8 nach dem Schlüpfen betteln, helfen die Männchen sporadisch mit. Unmögliches Verhalten möchte man sagen. Was auf der Jacke zu sehen ist, die enorme Staubbildung innerhalb kurzer Zeit. Aber Abstauben war natürlich verboten. Logisch, oder?
Etwa zeitgleich schickte Edmund Zeiser aus Zimmern unter der Burg die Bilder unten. Zu sehen ist eine Skaterbahn. Finden Sie das herrliche Nest auf der Skaterbahn? Man muss wirklich genau hinschauen, um anhand des braunen Laubknäuels an der zweiten Stangen von hinten gesehen die Nestlage zu finden. Man hat fast den Eindruck, dass der Zaunkönig das Nest gegen die Schwerkraft erbauen konnte. Er ist natürlich ein Leichtgewicht mit etwa 9 Gramm Körpergewicht, so dass diese Aufhängung gereicht haben sollte. Trotzdem ein richtiger Nestbauhammer, das finden Sie sicherlich auch.
Vielen Dank Nadine Lienhard-Blum und Edmund Zeiser für die Möglichkeit, die besonderen Zaunkönignester zu sehen und über sie zu schreiben.
Herzliche Grüße
Franz Maus