Waldliebe
Rezension:
Waldliebe als Geschäftsmodell
Gelüftet: Das Geheimnis von Wohllebens Baum-Geheimnis
Von Wilhelm Bode
J. D. Sauerländer´s Verlag, Bad Orb
9,80 €
Den phänomenalen Bucherfolg von „Deutschlands bekanntestem Förster“ hat auch aus der Forstbranche schon manch einer kritisch zu hinterfragen versucht. Nun hat Wilhelm Bode, streitbarer Jurist und Forstakademiker, vormals Leiter der saarländischen Forstverwaltung und der Obersten Naturschutzbehörde, eine ganze Broschüre (36 Seiten, 11 Abbildungen) dazu verfasst. Versehen mit einem Vorwort von Dr. Christoph Bartsch, Bürgermeister der Stadt Brilon und Präsident des Europäischen Kommunalen Waldbesitzerverbands FECO, hat Bode mit schwerem Geschütz eine ganze Breitseite abgefeuert, die den Bestsellerautor mitsamt seiner Waldakademie in ein denkbar ungünstiges Licht rückt.
Weil sich die Waldökologie für Klimasünder hervorragend zum Greenwashing eigne, habe der „nationale Forstexperte Peter Wohlleben“ nach dem Hype um sein (5 Millionen mal verkauftes) Buch Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt mit seiner Waldakademie ein Geschäftsmodell ersonnen, um seine sprudelnden Autorenhonorare in Dienstleistungsangebote für waldliebende Bürger, kommunale Waldbesitzer umzumünzen, „gerne auch für die produzierende Wirtschaft“. Womit er „zu saftigen Preisen eine völlig neue Marktnische „für eine vermeintlich gute Sache, nämlich gegen die den Waldraubbau betreibende Holzerzeugung im Wald“ eröffnet habe. Der einstige Kampfruf „Baum ab, nein danke“ werde hier mit neuer ideologischer Begründung gegen die Wald-Erzeugung von Holz mobilisiert. Ziel sei der Urwald oder mindestens ein weitgehend dem natürlichen Urwald ähnlicher Naturwald.
Unter staatlichem Schutz in größeren Reservaten und Nationalparks ist dies durchaus auch ein Anliegen Wilhelm Bodes, der einräumt, selbst einer derjenigen gewesen zu sein, die den Autor Wohlleben zunächst in Schutz genommen haben; zumal bei dessen Kritik an naturferner Altersklassenwirtschaft wie auch „gegen die unwissenschaftliche Reaktion der deutschen Waldbauwissenschaft“ auf Wohllebens Rezept der Vermenschlichung und Verniedlichung der Bäume („stillende Mutterbäume“, ihr „Kuscheln“ und Schmerzempfinden, ihre Kommunikation untereinander).
Mittlerweile hat freilich eine internationale Literatur-Vergleichsstudie von 35 führenden europäischen und nordamerikanischen Ökologie- und Waldbauwissenschaftlern Wohllebens „Anthropomorphismen“ gründlich widerlegt und als „Fake“ überführt. Wilhelm Bodes Fazit: „Forstpolitisch schadet Peter Wohlleben den gesellschaftlich notwendigen Bemühungen um den Wald und die Holzerzeugung. Er macht die begründete Kritik an der realexistierenden Forstwirtschaft, die natürlich primär der Holzerzeugung dient und auch künftig dienen muss, in Deutschland unglaubwürdig, ja unmoralisch.“
Man darf gespannt darauf sein, wie der Mainstream der Medien auf die Streitschrift reagieren wird.