Spritzkern
Liebe Bürgerpostleser,
Hubert Buchholz aus Mühlenbach hatte dieses Bild im Status eingestellt. Dass das meine Neugier sofort geweckt hat, können Sie sich sicher vorstellen. Nur, wer kann mir erklären, was das zu bedeuten hat und was dahintersteckt? Natürlich die von Ihnen, die so etwas schon einmal gesehen und „erforscht“ haben. Ich schätze aber, dass das nicht sehr viele sind.
Ich erinnerte mich mit der Zeit, wer mir helfen könnte: Unser ehemaliger Dezernent und profunder Förster Reinhold Mayer aus Tennenbronn. Und wie nicht anders zu erwarten war, zauberte er den fachlichen Hintergrund sofort aus dem Zylinder: „Bei dem Bild handelt es sich um den Spritzkern einer Rotbuche, der nach Verletzungen an Wurzeln oder am Stamm, zum Beispiel durch Astabbrüche oder Streifschäden entsteht, wenn Luftsauerstoff in das Gewebe eintritt. Durch den eindringenden Sauerstoff werden vom Baum einerseits die Wasserleitbahnen als Abwehrreaktion verschlossen und andererseits werden Reservestoffe in den Holzzellen durch enzymatische Reaktionen in diese farbgebenden roten bis schwarzen Holzelemente umgewandelt.”
Ist das nicht eine erstaunliche Eigenschaft der Buche? Ich muss ehrlich sagen, ich dachte zeitweise, da ist etwas mit Farbe gewerkelt worden. Aber, mitnichten.
Reinhold Mayer führt weiter aus: „Die technische Holzqualität wird dadurch meist nicht beeinträchtigt. Früher galt die optische Veränderung als Holzfehler mit starken Preisabschlägen, doch lassen sich daraus sehr lebhafte Furniere oder auch individuelle schöne Massivmöbel herstellen. In unserer Wohnung haben wir alle Türen mit rotkerniger Rotbuche belegen lassen. Die gefallen mir auch heute noch. Andere Leute, die unsere Türen beim Schreiner in Tennenbronn stehen sahen, haben sich dann auch für rotkernige Türen entschieden“.
Interessanterweise waren auch sie überzeugt, dass es kein Holzfehler ist, sondern etwas Besonderes. In dem Zusammenhang habe ich auch erfahren, dass die gesunde Buche über den gesamten Stammquerschnitt Wasser leiten kann. Das sei bei anderen Gehölzen nicht so, bei der Eiche sind es nur die äußeren ein bis drei Jahresringe.
Hubert Buchholz erwähnte, dass die Färbung aussehe wie ein sitzender Schmetterling. Das war auch der Grund, dass er das Bild aufgenommen hat. Ich finde, dass man das leicht nachvollziehen kann und bin sehr dankbar, dass wir es sehen dürfen.
Herzlichen Dank auch Reinhold Mayer für die wie aus dem Rohr geschossene Erklärung des Sachverhaltes. Man hat gespürt, dass dieses Thema ihm sehr am Herzen liegt. Und der Begriff Spritzkern wird sich bei uns eingeprägt haben.
Herzliche Grüße
Franz Maus