Rohrdommel

Rohrdommel

12. März 2025 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser, 

diese spannende Geschichte beginnt am 9. Februar 2025. Reinhold Mayer aus Tennenbronn schickte mir das Bild und schrieb: „Wir haben heute im Wald oberhalb des Kesselbergs bei Oberkirnach (über 1.000 m NN) eine Rupfung gefunden. Diese Feder ist 20 cm lang. Kann es wirklich eine Rohrdommel sein?
Wow, eine gerupfte Rohrdommel im Schwarzwald. Mein „google lens“ kam zum gleichen Ergebnis. Ehrlich gesagt finde ich das Erkennen von Vögel anhand von Federn sehr schwierig. Ich wälzte mein dickes Buch über Federn, das ich mir vor Jahren anschaffte, und hielt auch einen Turmfalken für möglich. Jemand brachte eine Waldohreule ins Spiel. „Mein“ Hinterwälderzüchter und Naturmensch Paul Franck aus Kraichtal-Neuenbürg bot folgende Hilfestellung an: „Eulen fliegen lautlos, deshalb die Feder am Ohr auf- und abbewegen, wenns sehr leise ist, dann war es eine Eule“. Reinhold Mayer machte das und kam zum Ergebnis Eule. Was alle Experten erkannt hatten, dass eine Raubsäugetier die Rupfung vorgenommen hatte, wissen Sie wieso?

Weil die Federkiele durchbissen waren, man sieht das sehr deutlich auf dem Bild oben. Jetzt, was war es nun für ein Vogel? Ein Eulenexperte tippte auch auf Rohrdommel und leitete die Federbilder an einen Federexperten weiter. „Das sind definitiv Rohrdommelfedern“ schrieb er. Ouod erat demonstrandum. Klasse. 

In Deutschland kommt die Rohrdommel als ziehender Brutvogel vor allem im Nordosten, besonders in der Mecklenburgischen Seenplatte vor. Sie lebt in ausgedehnten Schilf- oder Röhrichtbeständen am Wasser. Man schätzt den Bestand nur noch auf einige hundert Brutpaare. In Westdeutschland ist sie weitgehend verschwunden. 

Jetzt noch zur Deutung des Fundortes Schwarzwald: Möglicherweise befand sie sich auf dem Durchzug nach Nordwesten und machte Rast in einem Feuchtgebiet mit Biberteichen am Rohrbach 500 m unterhalb des Fundortes. Vielleicht ist sie dort Opfer eines Fuchses geworden, der sie zur Rupfung wegschleifte. Manchmal trifft eben auch das Unwahrscheinliche zu. 

Ich habe aus dem kosmos Vogelführer die Abbildung oben eingefügt, das die Rohrdommel im Laufen und im Flug zeigt. Bekannt ist ihre Pfeilstellung bei Gefahr, sehen Sie, wie hervorragend sie getarnt ist?

Reinhold Mayer und allen beteiligten „Detektiven“ vielen Dank.

Herzliche Grüße
Franz Maus