Es lässt sich trefflich werben mit dem Dreiklang Natur – Wald – Reh, auch in der Schwarzwälder Gastronomie. Wo ihm doch unsere ungeteilte Sympathie gehört. Ganz besonders angesprochen fühlen sich davon die Gäste der Geroldsauer Mühle, des im Schwarzwaldstil ganz aus hellem Weißtannenholz neu errichteten Gasthauses unweit von Baden-Baden – am Tor zum Schwarzwald.

Wie kann einer da bloß den Forstleuten glauben, die im sanftäugigen Bambi (silberne Exemplare sind in der Bäderstadt unlängst erst als populäre Medienpreise verliehen worden) vorrangig den „Waldschädling“ erblicken, gar den Verursacher des „Waldsterbens von unten“, mithin einen heiklen Gegenspieler für den im Zeichen des Klimawandels so unabdingbaren Waldumbau hin zu mehr Resilienz? Die notwendige Reduzierung überhöhter Rehwildbestände sollte da vielleicht doch besser geräuschlos und unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen. Womöglich ist das Wald-Wild-Problem auch schuld daran, dass man auf der Speisekarte der Geroldsauer Mühle den Rehbraten vergeblich sucht. Ob aber die Wirtsleute, erst recht ob die Gäste wohl je einen Gedanken daran verschwendet haben, dass mit dem Angebot und Verzehr von heimischem Wildbret ja auch ein Beitrag geleistet werden kann zur Wiederverbreitung der vielerorts verlorengegangenen Baumart Weißtanne?
Unstrittig ist, dass die Tanne mit am stärksten leidet unter allzu vielen Rehen, ja, dass der „Schwarzwälder Charakterbaum“ sein Überleben in der Vergangenheit zumeist einem rehwildarmen Ausnahmezustand zu verdanken hatte: Etwa jenen der ungebremsten „Franzosenjagd“ in den Nachkriegsjahren oder den in den Wirren der 1848er Revolution, als die aufständischen Bauern sich nicht nur das Ende der Jagdfron erkämpft hatten, sondern kurzzeitig auch „freie Büchse“ genossen, vom Adel beschimpft als „Vernichtungskrieg gegen das Wild“. Inzwischen setzt man freilich mehr denn je auf die Weißtanne, wo doch die Fichte in der Klimakrise auszufallen droht, was allenthalben zur Intensivierung der jagdlichen Bemühungen zwingt. Und es schließen sich derzeit weitere Frage an: ob nicht auch die natürlichen Regulatoren von Pflanzenfressern wieder besser ins Spiel gebracht werden sollten, der Winter sowie die Fressfeinde Luchs und Wolf. Auch ob denn die Winterfütterung des Rehwilds überhaupt noch zu verantworten ist im klimagestressten Wald und der immer milderen Winter? Doch leere und zerfallende Futterraufen sind, zumal in winterlichen Notzeiten, dem Image der Jäger als Heger des Wilds wahrlich nicht zuträglich.
Doch die Bauwirtschaft setzt wieder mehr denn je auf den CO2-neutralen Baustoff Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Wo Tannenjugend aber erfolgreich durchstarten soll, um im künftigen (stabileren und widerstandfähigeren) Bergmischwald wieder ausreichend vertreten zu sein und um trotz des Ausfalls der Fichten weiterhin wertvolles Bauholz liefern zu können, muss demnach effizient gejagt werden. Und auch Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss werden oft unerlässlich sein – mag das Jagdgesetz (in Baden-Württemberg das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz JWMG) noch so fordern, dass der Wildbestand so einreguliert werden muss, dass die Hauptbaumarten sich ohne Schutz ansamen und heranwachsen können.


Ein besonders unschuldiges Anschauungsbeispiel für das (oft so konfliktträchtige) Zusammenspiel von Wald, Wild und Jagd hat der Fotograf im Spätjahr 2020 im Wald der Gemeinde Brigachtal im Schwarzwald-Baar-Kreis festgehalten: Ein offenbar ebenso tier- wie kinderlieb gesonnener Zeitgenosse (sollte es sich gar um den örtlich zuständigen Jagdpächter gehandelt haben?) hatte in Wegnähe eigens für junge Waldbesucher eine Futterkrippe gebastelt und mit einer hölzernen Rehfamilie umstellt. Hockten da nicht auch noch ein Auerhahn oder ein Waldkauz auf dem Krippendach? Sogar Tannenjugend, noch etwas schütter zwar, hatte sich bereits eingefunden, die Gipfelknospen – sieh einer an! – sorgfältig mit blauen Klammern vor Verbiss geschützt.
Fünf Jahre nach seiner Entdeckung, im Sommer 2025, zeigt sich das nämliche Ensemble dem Fotografen zwar merklich gealtert und ramponiert, auch ist die Krippe am Kippen und die hölzernen Rehskulpturen samt Kauz und Auerhahn scheinen in Auflösung begriffen zu sein. Doch frohwüchsig und unbeschädigt zeigen sich die Weißtännchen rundherum. Was zeigt, dass die Umwandlung des von Fichten dominierten Altbestands in einen Mischwald offensichtlich Fortschritte macht: Wild und Wald befinden sich in Balance – was für ein mustergültiges Lehrstück!


Den Tannen gehen jetzt auch Elche an den Kragen. Und plötzlich ein ganz neuer Blick.
Sohn Fabian hat seit über 20 Jahren keine BaWü Abendschau mehr gesehen. Und wer überfällt ihn beim zufälligen Reinspickeln urplötzlich auf dem Bildschirm: Freundin Rosi und Gerhard Friske aus Oberwolfach / Rankach. Aufgewachsen im Baarschwarzwald, Unteres Bregtal. Schwester von der Opernsängerin Ilona Nymoen- Hennemann, die gerade das Freilichtschauspiel an der Arena beim 1250-er Wolterdinger Jubelwochenende mit einer Arie eindrucksvoll bereichert hat. Wie der Name aussagt innigst mit dem Norge- Elgg Land verbandelt. Soweit die Vorgeschichte und die nun kommenden ziemlich komplizierten Zusammenhänge. Aber es kommt noch besser.
Fabian berichtet also aufgedreht mit anhängendem SWR Videoclip, dass Rosi vom Balkon in Rankach aus einen Elch gesichtet hätte, ihn abgelichtet, Ehemann Gerhard hatte gerde kein Gewehr zur Hand, und seither seien die Paparatzi, sogar die DPA, hinter ihr und dem Neueinwanderer , dem Elch hinterher. Im Wolfachtal ist die Sensation perfekt.
Da Freund Wolf ganz aktuell im Hieronymus das Reh als Jungtannen Gourme, also Tannenfressfeind, thematisiert, würde einem natürlich jetzt forstwissenschaftlich interessieren, wies nun mit diesen nun einsickernden Schwarzwaldelchen in Punkto Tanne aussieht ? Dass der aus Pommern, Polen einwandernde Elch vielleicht vor den dortigen Wolfsrudeln verduftet, wirft die Frage auf, wieso der gerade in Ober- „Wolfach“ rumstreicht. Hat er nicht mitbekommen, dass die Wölfe auch im Schwarzwald Fressorgien, bald Elchorgien feiern? Gespannt darf man sein ob auf der Speisekarte der Geroldsauer Mühle wieder Wild auf der Karte steht: „Frischer (plattgefahrener) Elch von der Schwarzwaldhochstrasse“. Natürlich mit T- Shirt Neuauflage mit Elgg- Geweih.
Woher der Elch kommt wundert einem schon.
Verdacht Nr. 1: Ilona Nymoen hat ihn aus Norge im Kofferraum gebracht ? als Gastgeschenk an Schwester Rosi? Nr. 2: In einem Baden- Badener Oligarchen Gehege entlaufen ?
Nr. 3: Skandinavischer Zoohandel ?
Nr.4 : Demnächst an einem Telegraphenmast wie bei den zahlreichen entlaufenden Kätzechen: „Wer hat mein elegantes, entlaufendes Elchle „Moosy“ gesehen? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es darf gerätselt werden.
Seit heute Früh aber schauen wir in den Relaxferien mit ganz anderem Blick, mit ganz anderen Augen auf den Lago: Da müsste jetzt doch eine Walfisch, Orka, Blauwahl Fluke auftauchen. Delphine wären doch das Mindeste.
„So Geschichten sollte man am Morgen aufschreiben, wenn die Träume noch wach sind“, sagt Thomas Hürlimann.
Buon Giorno, Hilsen fra Piemont, Buon Appetito con Carne di Elche und: en Schöne
Umberto Mauz
Elch Erwin (Schwarzwald) und Elch Emil (Bayerischer Wald) haben sich zwar bestens in die Naturschutzforderung einfügen lassen, endlich auch bei uns die Megaherbivoren (Wisente, Auerochsen, Elche usw.) wieder in die Freiheit zu entlassen, um für „lichte Wälder“ mit ihren Lichtbaumarten sorgen zu können. Was Bambi allein bislang ja nicht gelungen ist. Nun mussten beide wieder eingefangen werden. Emil, immerhin, wurde weg von der Autobahn über die bayrisch-tschechische Grenze abgeschoben, Erwin muss wieder im Zoo darben. Nix also vorerst mit dem Elchtest in the länd!