
Kastanien
Liebe Bürgerpostleser,
Axel Ortlieb, Hinterwälderzüchter aus dem Münstertal, schickte mir das aktuelle Kastanienbaumbild. Er hatte dies in Neuenbürg am Rhein aufgenommen und war sehr erstaunt. Ich und ein Großteil von Ihnen vermutlich ebenso, denn Kastanienblüten im Oktober, so etwas aber auch. Kann das wirklich sein? Ich habe es noch nie gesehen und ich glaube auch, dass man auf der kalten Baar so etwas noch nicht sehen kann. Es ist bis jetzt vermutlich auf wärmere Standorte begrenzt.
Denn bei der Recherche fand ich ein ähnliches Bild vom Oktober 2015 im Münchner Hirschgarten. Dort wird Martin Hänsel, Diplom-Forstwirt, folgendermaßen zitiert: „Die Blüte der Kastanien im Oktober macht ihr Leid offensichtlich. Denn es geht ihnen buchstäblich der Saft aus. Mit dem herbstlichen Blattaustrieb und der Blüte versuchen sie, ein Defizit in der Stoffproduktion aus dem Frühjahr und Sommer auszugleichen. Knospen, die eigentlich erst im nächsten Frühjahr austreiben sollten, werden nun aktiviert. Für die Bäume bringt diese Reaktion allerdings keine Besserung: Die austreibenden Knospen fehlen im kommenden Frühjahr und die jetzt gebildeten Triebe können in der Regel nicht mehr verholzen und sterben bei Frost ab„.
Ich muss sagen, dass ich aufgrund der tollen Ergrünens des Grünlandes den Eindruck gewonnen habe, dass es dieses Jahr zweimal Frühling wird. Diese Kastaniengeschichte passt auch in diese Richtung, geht es Ihnen nicht auch so?
Dieses Defizit in der Stoffproduktion der Kastanien hängt mit zwei Faktoren zusammen: Kastanienminiermotte und trockene Sommer sind die zwei Stressfaktoren, unter denen unsere Kastanien leiden. Durch den Fraß der Raupen der Kastanienminiermotte in den Blättern konnten die Bäume nicht genug Photosynthese zur Stoffproduktion betreiben. Die Blätter verlieren Ihre wichtige Funktion zur Photosynthese.
Auch die Sommertrockenheit und die Hitze kann Ursache für die momentane Blüte sein. Bedingt durch den Wassermangel stockt die Photosynthese und die Kastanie versucht dem durch neue Blatt- und Blütenbildung entgegenzuwirken. Was sagt man dazu?
Herzlichen Dank Herrn Axel Ortlieb für die Überlassung der Bilder.
Herzliche Grüße
Franz Maus
Stichwort Stoffproduktion: Die Aussage war zu allgemein. Keine Zweifel sollten bestehen, dass die neu entstandenen Blätter zur Stoffproduktion uber die Photosynthese beitragen. ohne wenn und aber. Die Blütenausbildung bedeutet eine Spezialstoffproduktion, denn daraus entsteht die nachste Generation. Bekannt ist die häufigere und intensivere Fichtenblüte, die der Belastung zugeschrieben wird. Nach dem Motto Überleben durch Vermehrung.
Also das mit der „Stoffproduktion“ möchte ich jetzt mal stark anzweifeln.
Blüten tragen nicht zu einer „Stoffproduktion“ bei, sondern sollen in erster Linie bestäubt werden. Also sind die Auslöser zum blühen Temperaturen, Insekten und die Länge vom Tag.
So konnte festgestellt werden, dass die Behandlung mit Gibberellin die Blüte von Langtagspflanzen auslöst.
Der Beginn der Differenzierung der Blütenknospen liegt sehr nahe an dem Zeitpunkt, an dem die Triebe ihr Wachstum einstellen. Dieser Zeitraum ist durch einen schnellen Anstieg der Kohlenhydratkonzentration im Gewebe gekennzeichnet, wobei trockenes und heißes Wetter diesen Prozess beschleunigt.
Ich vermute mal, dass einfach nach dem sehr frühen Herbst (wegen Trockenheit) und dann dem Regen bestimmte Insekten geflogen sind und deshalb die Kastanien Blüten induziert haben.
Klar erfriert das dann womöglich alles im Winter.
Wobei in Freiburg weiss man nie.