Windflüchter

Windflüchter

23. Oktober 2024 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser, 

Das Bild habe ich am Sonntag, den 20. Oktober 2024 von Claudia Kirn aus dem Nordschwarzwald erhalten. Sie war früher in der Tierzucht tätig und hat unter anderem die Vorderwälder- und Hinterwälderjungkühe bewertet. Sie sei an der Ostsee zur Mutter-Kind-Kur. Sie schickte mir dieses ausdrucksstarke Foto mit den Worten: “Bei diesen Bäumen musste ich an Dich denken“. Das fand ich sehr nett von ihr. Ich fragte zurück, ob das Birnbäume wären, was sie eher verneinte. „Pappeln habe ich am meisten gesehen hier in der Ecke“. Aber das sind sie garantiert nicht. Ich war mit meinem Latein am Ende. Haben Sie vielleicht eine Ahnung, was für Bäume es sein könnten? Es wäre eine Meisterleistung, wenn jemand darauf käme, behaupte ich einfach so. 

Sie kennen meinen Ansprechpartner in Forstfragen, Reinhold Mayer. Auch er war begeistert von der Aufnahme und legte los: “Soviel ist mal klar, es ist die Windflüchter-Baumreihe entlang der Straße von Pruchten nach Bresewitz Richtung Zingst“. Es stellte sich heraus, dass er noch nicht persönlich dort war. Das mit der Baumart konnte er nicht aus dem Hute zaubern und im Internet habe er nichts dazu  gefunden. Im Ausschlußverfahren schrieb er, „anhand der Rinde und der etwas verschwommenen Blätter sind es jedenfalls keine Buchen, Hainbuchen, Eichen, Ahorne, Eschen, Kirschen, Nussbäume, Ulmen, Vogelbeeren…, sondern er tippe auf die Schwedische Mehlbeere, sorbus intermedia“. Ja Mensch, noch nie gehört,  gibt’s denn sowas? Schwedische Gardinen kennen wir alle. Daraufhin schaute ich im Kosmos Baumführer Europa nach. „Dieses Gehölz entstand erst in der Nacheiszeit aus einer Kreuzung der Elsbeere mit der Gewöhnlichen Mehlbeere oder der Gewöhnlichen Eberesche. Sie entwickelte sich zu einer eigenen Art und wächst in Skandinavien und um die Ostsee“. Und jetzt kommts, „in Mitteleuropa pflanzen sie Gärtner oft in Alleen und Parks“. 

Wenn das keine Allee ist, dann weiß ich auch nicht. Es fehlt natürlich die zweite Baumreihe, ich vermute, vor lauter „Windflucht“ wurde sie schon lange gefällt, oder man hat sie vorsorglich gar nicht gepflanzt. Der Begriff „Windflucht“ ist mir neu, aber trifft den Sachverhalt einwandfrei. Auf dem Schauinsland gibt es einige Windfluchtbuchen, vielleicht einmal darauf achten.

Ich habe zur Vertiefung des Themas die unzentrierten Jahresringe unten eingefügt. Ich bin sicher, sie wissen noch, wo diese Schwedischen Windflucht Mehlbeeren deutlich dickere Jahreringe haben……Auf der rechten windabgewandten Seite zur Abstützung der Bäume. 


Vielen Dank Claudia Kirn für die Zusendung des Bildes und Dein Einverständnis darüber zu schreiben und ebenso vielen Dank an Reinhold Mayer.

Herzliche Grüße 
Franz Maus