Riesenfichte

Riesenfichte

2. Februar 2022 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser,

letzten Mittwoch wollte ich wiederum den Schwarzspecht in der absterbenden Riesenfichte beobachten, aber der Baum war umgesägt aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht des Eigentümers. Na ja, die Spechte werden sicher damit klarkommen und Ersatzfuttergründe finden und aufsuchen. Für mich war der Hammer, dass der Baum in über einem Meter Höhe einen Durchmesser von 140 cm aufwies, so auf die Schnelle habe ich ihn auf 100 cm geschätzt. Die Neugier erwachte in mir, wie alt der Baum wohl sei und ich habe in der Schnitthöhe gezählt, siehe Bild 3. Können Sie es sehen? So etwa 135 Ringe, rechnet man 10 Jahre dazu für die Anfangsjahre, dann kommt man auf ungefähr 145 Jahre. So alt wird auf jeden Fall keine Sau und auch kein Mensch. Ehrlich gesagt, ich hätte bei der Breite mehr gedacht. Interessant ist, dass die ersten 43 Ringe ein sehr schnelles Wachstum zeigen, dass es zwischen dem 50 und 70 sehr langsam herging und bis zum Schluss die Ringabstände ebenfalls relativ klein sind. Es gibt einen Wissenschaftszweig, die Dendrochronologie, mit deren Hilfe man anhand der Ringabstände das Alter von Balken und damit von Gebäuden, in die sie verbaut sind, herleiten kann. Denn ungleiche Ringabstände zeigen die unterschiedlichen Jahre und so gibt es Profile, die einem Alter zuzuordnen sind. Spannend, nicht wahr?

Das zweite Bild hat mich erstaunt. Wieso diese Etage auf der Sägefläche? Des Rätsels Lösung ist einfach, sie beantwortet die Frage, wie man mit einer Motorsäge, die ein 50 cm Schwert hat, einen 140 cm breiten Baum umsägen kann. Da musste gegenüber des Fällrichtung der Baum „schlanker“ gemacht werden durch Herausschneiden von Keilen. Not macht erfinderisch, auf eine solche Idee muss man kommen, Hut ab vor dem Fällmeister.

Das nächst Bild zeigt einen vom Schwarzspecht bearbeiteten Ast vermutlich auf der Suche nach Borkenkäferlarven, die nicht ins Holz gehen, sondern unter der Rinde hausen. Ich finde, es sieht eindrucksvoll aus, er hat ja nicht nur die Rinde entfernt, sondern auch Teile des Holzes. Kunst am Ast könnte man sagen.

Das letzte Bild zeigt, dass auch schon im Holz Schädlinge eingedrungen sind, vielleicht die Larven den Fichtensplintbockes. Man kann nur staunen, wie Spechte es schaffen, gezielt nach den Larven zu hacken. Vielleicht hören sie gut und kommen über die Nagegeräusche zum Ziel.

Zu dem ganzen Thema möchte ich Johann Wolfgang von Goethe zitieren:

Solang Du dies nicht hast, dieses Stirb und Werde, bist Du ein trüber Gast auf dieser dunklen Erde.