Ist die Esche „dem Untergang geweiht“?
Die Pressemeldung des Forstministers zum Gesundheitszustand der baden-württembergischen Wälder, wie sie der Schwarzwälder Bote am 20. 12. 2022 unter der Schlagzeile „Esche ist bereits dem Untergang geweiht“ verbreitet hat, ist wahrlich nicht dazu geeignet, Festtagsstimmung zu erzeugen. Selbst der als trockenheitstolerant geltenden Douglasie drohe Gefahr, nachdem sich ein aggressiver Pilz ausbreite, der in anderen Bundesländern schon viele Bestände vernichtet habe. Bereits todgeweiht sei die Esche, auf die man im Klimakampf doch so gerne gesetzt hätte. Seit dem Auftreten des aus Fernost importierten Pilzes mit der so niedlich klingenden Bezeichnung Falsches weißes Stengelbecherchen grassiert das Eschentriebsterben. „Die Esche“, so klagt Forstminister Peter Hauk, „gibt es bald bei uns nicht mehr.“ Genauso war es vor Jahren auch schon der Ulme ergangen, auch sie wurde nahezu komplett ausgerottet durch den aus Fernost eingeschleppten Ulmensplintkäfer in Verbindung mit einem Schadpilz.
Ulmensterben, Eschensterben, Waldsterben: wo mag es da noch Hoffnung geben? Lässt sich nicht wenigstens die Esche noch irgendwie retten, der „Weltenbaum“ der germanischen Mythologie? Zumeist sind sie bereits gefällt worden, wo immer sich Krankheitssymptome gezeigt haben, ob im Wald oder längs von Wegen und Straßen, wo durch abbrechende Dürräste Gefahr für Passanten droht. Ein solcher Sanierungshieb fand im Spätwinter 2021 auch im Buchberg statt, einem vielbegangenen Walddistrikt angrenzend an die Stadt Donaueschingen. Manch ein Waldspaziergänger dürfte sich damals gewundert oder gar beschwert haben angesichts des durch den Holzhieb angerichteten Verhaus.
Umso verblüffter registriert man inzwischen, dass aus den unterhalb des Fällschnitts verbliebenen Eschenstöcken, ob in Knöchel-, Knie- oder Brusthöhe, eine Vielzahl dichtbelaubter junger Triebe (sog. „Stockausschläge“) hervor wachsen. Fast erinnern sie bereits an die Kopfweiden in den Rheinauen, deren Triebe in kurzen Intervallen für Flechtwerk und Faschinen genutzt worden sind. Oder an die Schneiteleschen der Schwarzwaldhöfe, deren Äste regelmäßig „geschneitelt“ (gekappt) wurden. Das Eschenlaub diente als Viehfutter (was die Butter schön gelb färbte), die Äste wurden verheizt.
Während im Wald schon das Herbstlaub abgefallen war, schienen die jungen Eschentriebe gar nicht ausgiebig genug assimilieren zu können – so sattgrün war ihr Laub sogar noch anfangs Dezember, und erst mit dem Schnee fiel es dann vollends ab. Nun wird es spannend zu beobachten sein, wie und ob sie im nächsten Frühjahr in ähnlicher Vitalität wieder austreiben werden. Sollten sie sich tatsächlich wieder zu ausgewachsenen Stämmen entwickeln und damit dem Eschensterben ein Schnippchen schlagen können? Die Aussicht auf Nutzholz, auf künftige Besenstiele und sonstiges Holzgerät, dürfte sich dann zwar kaum erfüllen. Doch um zu fruktifizieren sind stockschlägische Eschen allemal zu gebrauchen, sofern die Triebe nicht zuvor wieder vom Pilz befallen werden und absterben. Die Hoffnung auf Rettung des „Weltenbaums“, so die Weihnachtsbotschaft 2022, stirbt zuletzt. Verfolgen wir also aufmerksam das weitere Geschehen im Wald!