Honigtau

Honigtau

15. Juni 2022 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser, 

nach den Schwärmern mal etwas anderes. Am 2. und 3. Juni 2022 ist mir beim Fahrradfahren ins Geschäft und nach Hause aufgefallen, dass unter wenigen Bäumen die Teerfarbe richtig schwarz beziehungsweise gräulich eingefärbt war.


Das hat natürlich meine Neugier geweckt und ich habe die Blätter angeschaut, die haben richtiggehend geglitzt.

Wer erfreut sich an der süßen Flüssigkeit?

Lindenblatt

Ich bin gespannt, ob Sie erkennen, dass das kein Käfer ist, sondern eine Larve, die zu den asiatischen Marienkäfern gehört. Fällt einem da noch etwas ein? Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie auf den Saft aus ist, es könnte auch etwas anderes sein. Auf der Espe sieht man, dass die Flüssigkeit auch grau sein kann und nicht nur farblos.

Espenbaum

Jetzt die spannende Frage, wo kammt das Phänomen her, wie entsteht es? Aus Wikipedia kommt als Antwort, dass „Honigtau“ die Bezeichnung für diese Flüssigkeit ist. Es wird von verschiedenen Insekten, vor allem Blatt-, Schild- und Mottenschildläusen und Zikaden als zuckerhaltiges Produkt ausgeschieden. Diese Insekten ernähren sich vom Saft aus den Siebröhren verschiedener Pflanzen und durch den hohen Druck in diesen Röhren nehmen die Tiere viel Flüssigkeit auf und geben diese in Form von Honigtau wieder ab. 

Dieser Honigtau bildet die Nahrungsquelle für viele Insekten. Ameisen halten sich Blattläuse wie Milchkühe. Die meisten anderen lecken den Honigtau von Blättern oder Nadeln ab. Er ist reich an Zuckern, vor allem an Frucht-, Trauben- und normalem Zucker, daneben kommen auch Maltose, Fructomaltose und Melezitose sowie weitere Oligosaccharide in kleineren Mengen vor. Daneben enthält der Honigtau auch Fermente, organische Säuren, Vitamine und Adenosinphosphate.

Mögen Sie auch den Waldhonig so, wie ich es tue? Jetzt kommt seine Entstehungsgeschichte. Denn Honigbienen sammeln gelegentlich Honigtau statt Nektar. Dieser stellt dann die Grundlage für verschiedene Honigsorten dar, die als Blatt-, Tannen- oder Waldhonige bezeichnet werden. Die Farbe und das Aroma dieser Honige variieren je nach Herkunft sehr stark, vor allem bei den von Tannen und Fichten stammenden Waldhonigen. Auch einige Hummelarten sammeln Honigtau. 

Für den Imker ist Waldhonig aber dann ein Problem, wenn der Dreifachzucker Melezitose einen Anteil vom 10 bis 12 Prozent übersteigt. Dann entsteht Zementhonig, der nicht aus den Waben zu bekommen ist. Das ist überhaupt nicht schön. Ich kann mich noch gut erinnern, Ende der 60er Jahre half ich meinem Opa beim Imkern. Es herrschte zunächst große Freude, als die Völker pro Tag 2 kg Honig zunahmen. Leider war es Zementhonig, es war zum Weinen. 

Eine Frage ist noch offen, was frisst die Larve auf dem Lindenbaumblatt wirklich oder noch? Ich denke, auf jeden Fall auch die Insekten, die Honigtau herstellen.

Herzliche Grüße
Franz Maus