Weidenbohrer
Liebe Bürgerpostleser,
jetzt kommt die Fortsetzung zum Thema Weidenbohrer, aber eine, die sich gewaschen hat. Sie erinnern sich, Anfang Juni kroch die Raupe in das Erdreich meines Schlupfbehälters. Die Frage war, wie lange es dauert, bis er fertig verpuppt ist und wann wird er schlüpfen. Also voll verpuppt sei er erst mit etwa 20 Tagen, und schlüpfen soll er sechs bis acht Wochen nach dem Einbuddeln. Das finde ich kurz. Wissen Sie noch, wie lange es beim Schwalbenschwanz dauerte? Sehr lange acht Monate.
Am 23. Juli 2024 erhielt ich aus der weiteren Nachbarschaft eine Bildnachricht von Kurt Zimmermann mit den Bildern: „Ein Totenkopfschwärmer ist geschlüpft“. Nun, das mit dem Totenkopfschwärmer war schnell geregelt, denn der ist noch zwei Zentimeter größer und hat einen Totenkopf auf dem Haupt. Nein, das war der frischgeschlüpfte Falter des Weidenbohrers.
Einfach tolle Bilder!
Dankeschön an Kurt Zimmermann.
Da ich tagsüber unterwegs war, bin Ich abends noch hin zu den Zimmermänners Birgit und Kurt.
Man sieht, dass die Flügel voll ausgebildet sind. Als es dämmrig wurde, hat er sich aus dem Staub gemacht. Übrigens, Männchen haben 8 cm Flügelspannweite, die Weibchen sogar 10 cm. Der Saugrüssel des Weidenbohrers ist verkümmert, deshalb kann der Falter keine Nahrung aufnehmen und stirbt nach wenigen Wochen. Den nachtaktiven Falter bekommt man selten zu Gesicht, da er tagsüber gut getarnt schläft. Umso schöner ist es, ihn vor die Linse bekommen zu haben.
Nachdem ich das gesehen hatte, habe ich am anderen Tag meinen Schlupfbehälter untersucht und siehe da, die Puppe war noch da. Na ja, es wird nicht mehr lange gehen, dachte ich. Täglich kontrollierte ich, es tat sich aber nichts. Vier Wochen später, am 21. August 2024 wurde es mir zu bunt. Ich durchsuchte den Boden und jetzt, ob Sie es glauben oder nicht, ich fand null und nichts in Richtung Puppe. Ich wollte es nicht wahrhaben, ich leerte den Inhalt langsam in einen anderen Eimer und wieder zurück und nochmals, es war nichts zu finden. Ach Du grüne Neune, was könnte passiert sein? Ich vermute, der Kerle ist geschlüpft und da der Deckel nur lose aufgelegt war, hat er ihn mit seiner Kraft hochgewuchtet und ist entfleucht. Sie müssen bedenken, er muss sich ja aus dem Boden kämpfen. Das nächste Mal passiert mir das nicht mehr, das wird der Deckel beschwert.
Herzliche Grüße
Franz Maus
Beitrag vom 12. Juni 2024
Liebe Bürgerpostleser,
unser Nachbar Wolfgang Schorp klingelte bei uns am 5. Juni 2024. Da ich ihn nicht gleich in Empfang nehmen konnte, sprach er in die Sprechanlage: „Du Franz, ich stell Dir etwas vor die Haustür, es ist etwas Grandioses“. Oha, dachte ich und beeilte mich natürlich, das Objekt zu sehen. Mann oh Mann, war ich baff, eine große rotgefärbte Raupe hatte er in einem Eimer platziert. Da ich diese fast 10 cm lange Raupe schon ab und zu gesehen habe, war mir sofort klar, dass es eine Weidenbohrerraupe ist. Als Wolfgang dann erklärte, dass er sie beim Verebnen eines Ameisenhaufens im Rasen entdeckt hatte, war mir vollkommen klar, dass sie in den Boden wollte, um sich dort zu verpuppen. Er ist damit nicht allein, so verpuppen sich zum Beispiel auch der Totenkopf- und der Windenschwärmer.
Also, können Sie sich vorstellen, was ich gemacht habe? Genau, ich vermute es zumindest. Ich habe zügig einen Fünflitereimer halb mit Gartenboden gefüllt und die Raupe darauf platziert. Sofort begann sie sich in den Boden zu schieben und in sage und schreibe nur vier Minuten war sie im Erdreich verschwunden. Schauen Sie auf die Bilder. Ich glaube, die Raupe hatte richtige Legenot. Sie kam mir vor, wie ein Mensch, der dringend auf die Toilette muss.
Wie kommt die Raupe in Wolfgangs Garten? Nun, dort befindet sich an der Grenze ein schon etwas lädierter Weidenbaum. Und in diesem hat die Karriere vor zwei bis vier Jahren begonnen, als die Mutter dieser Raupe ihn als Ei in die Rinde gelegt hat. Er ist dann als Räupchen in den Stamm gekrochen und hat Löcher gebohrt, mit zunehmender Entwicklung richtig große. Gewaltig kann man da nur sagen. Dass sich eine Raupe von Holz ernährt , ist auch staunenswert.
Also, die Grundlage der Falterzucht ist gelegt, irgendwann wird der Falter aus dem Boden kommen. Der Eimer ist mit perforiertem Deckel verschlossen.
Da bin ich gespannt, weil den Weidenbohrer sieht man als Nachfalter kaum, auch weil er gut getarnt ist. Was schätzen Sie, wie lange die Raupe braucht bis sie vollkommen verpuppt ist? Sage und schreibe drei bis vier Wochen. Ich werde Sie dann freilegen um zu sehen, wie das Ganze aussieht. Natürlich wird die Puppe wieder im Boden – wie vorgefunden – vergraben. Ich will ja auch den Falter sehen.
Beitrag vom 5. Mai 2022
Liebe Bürgerpostleser,
das ist wieder eine spannende Geschichte. Dieses Frühjahr ist rechts vor der Bahnunterführung Hüfingen nach Hausen vor Wald das Gehölz stark auf den Stock gesetzt worden. Für meinen Geschmack etwas zu stark für die Natur und speziell für die Vogelwelt.
Als die Schlüsselblumen dort blühten, schaute ich mir das Ganze aus der Nähe an. Verwundert erblickte ich die unterschiedlich vielen Löcher auf den Weidenstöcken, die auch noch unterschiedlich dick waren. Fast jeder Stock hatte diese Löcher.
Nach einem kurzen effektiven Austausch mit Dr. Hans- Peter Straub waren wir uns einig, das sind die Fraßgänge einer Raupe. Ja sag mal, ist das nicht der Hammer? Raupen, die lebendes Holz fressen? Für mich war noch interessant, dass die meisten Gänge ausgekleidet waren, hat das der Baum gemacht als Gegenreaktion gegen den „Aggressor“ oder war es die Raupe selber? Sehr gut sieht man das auf Bild 3 links. Tatsache ist, dass sich die Raupe zwei bis vier Jahre lang in der Weide im wahrsten Sinne des Wortes durchfrisst, ehe sie den Stamm verlässt, um sich im Boden zu verpuppen. Und daher rühren auch die unterschiedlich dicken Gänge. Die Weiden überleben dies im Normalfall.
Ein solches Prachtexemplar sah ich vor fast genau vier Jahren und habe darüber einen Bericht verfasst. Wissen Sie noch, wie der Nachfalter heißt? Ganz einfach, bezeichnender Weise Weidenbohrer, ein Schmetterling aus der Familie der Holzbohrer. Anhand der zahlreichen Gänge vermute ich, dass der Falter dort nicht selten ist. Als Nachtfalter ist er halt für uns Menschen schwer sichtbar.
Herzliche Grüße
Franz Maus