Spaziergang mit dem Ortsvorsteher von Mundelfingen

Spaziergang mit dem Ortsvorsteher von Mundelfingen

20. Mai 2020 3 Von Hannah Miriam Jaag
Eingangstor zur Gauchach- und Wutachschlucht

Schon am Ortseingang wird die Besucherin eindrücklich darauf hin gewiesen, dass in Mundelfingen das Wasser nicht in die Donau fließt, wie so mancher Hüfinger glauben mag. Ich habe also die Wasserscheide zum Rhein überschritten und befinde mich in einer der Hüfinger Kernstadt eigentlich so nahen und doch so fernen Welt.

Am-Vieh-Theater Mundelfingen

Der Ortsvorsteher fährt mit mir erst mal am Theater vorbei raus auf die wunderschönen Wiesen oberhalb Mundelfingens.

Mundelfingen

Ortschaftsname und alemannische Gräberfunde weisen mit ziemlicher Sicherheit darauf hin, dass Mundelfingen eine alemannische Siedlung aus der Zeit der alemannischen Landnahme um 250 ist. Der Name “Mundelfingen” mit der für alemannische Ortsgründungen typischen Wortendung “-ingen” bedeutet soviel wie “Siedlung der Sippe des Munolf”.*

Mundelfingen wurde neben “Asolvingas” (Aselfingen) in einer Schenkungsurkunde des Grafen Thiotfrid an das Kloser St. Gallen im Jahr 802 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. So blickt “Munolfinga” heute auf eine 1218 Jahre alte Geschichte zurück.*

Biogas geht auch mit der Natur

Wie so oft ist Mundelfingen Vorreiter bei modernen Technologien. So wurde schon 1890 ein Pumpenhaus oberhalb der Burgmühle errichtet, 1907 ein elektrisches Ortsnetz installiert und heute wird dreimal mehr Energie erzeugt, als Mundelfingen verbrauchen kann. Dies alles mit der Natur. Sogar ein konventioneller Landwirte kann eine Idylle erzeugen, habe ich heute gelernt.

Solardorf und MELAP Modellgemeinde

Nach einer alten Überlieferung war Mundelfingen im frühen Mittelalter eine Filialkirche der Pfarrei Aselfingen. Der Alaholfinger Graf Berchtold besaß im 9. Jh. in “Asolvingas” einen Herrenhof. Bei diesem Hof stand eine Kirche des Klosters St. Gallen. Noch heute heißt ein Verbindungsweg zwischen Mundelfingen und Aselfingen “Totenweg”, was darauf schließen lässt, dass die Toten von Mundelfingen auf diesem Weg zum Gottesacker nach Aselfingen gefahren wurden.*

Vor dem Friedhof

Pfarrer Engeßer ließ zusammen mit dem Bürger Joseph Hasenfratz auf dem alten Kirchplatz, wo sich seit alters her um die Kirche herum der Friedhof befand, 1862 eine Friedhofskapelle errichten.*

Friedhofskapelle

Wer etwas über den Kirchenbau von Peter Thumb wissen möchte, solle die Arbeit von J. L. Wohleb: Peter Thumbs Kirchenbau in Mundelfingen lesen

Paul Willimski (1974)
Karte aus Mundelfingen von 1923 aus der Sammlung von Dieter Friedt

Der Mundelfinger Kirchenbau wurde in den Jahren 1750 und 1751 durchgeführt. Erst elf Jahre später fand die Einweihung durch den Weihbischof Fugger von Konstanz statt.*

Mundelfingen besaß neben der Pfarrkirche seit vielen Jahrhunderten die St. Margarethenkapelle. Über Gründe und Errichtung dieser Kapelle ist kaum etwas bekannt. 1779 wurden an der Kapelle Reparaturarbeiten durchgeführt. 1883 wurde die Kapelle endgültig der altkatholischen Pfarrgemeinde überlassen, die sie heute noch nutzt. *


St. Margarethenkapelle

Es ist anzunehmen, daß schon längere Zeit vor 1619 in Mundelfingen über den Winter Schule gehalten wurde. Die Einrichtung einer “Winterschule” im Vergleich mit anderen Ortschaften unseres engeren Heimatraumes zu einer so frühen Zeit kann nur das Verdienst von aktiven und aufgeschlossenen Ortsgeistlichen gewesen sein. *

St. Georg und Kindergarten St. Theresia 

Trotz MELAP gibt es aber auch in Mundelfingen noch einige schöne alte Häuser, die es leider nicht mehr lohnt herzurichten.

Das wildromantische Aubächle kann weiter oben auch anders und ist dort einbetoniert und wartet auf seine Befreiung. Die Anwohner hoffen, dass vor der Befreiung des Aubächles ein gutes Regenrückhaltebecken kommt.

Aubächle

Es gibt Dinge, die man nicht mehr sehen möchte und im täglichen Leben gar nicht merkt, dass die irgendwo hin gehen. Hier werden sie abgepumpt und nach Donaueschingen ins Klärwerk verbracht.

Abwasserpumpstation

Nicht zuletzt kommen wir zum großen Zankapfel. Ein idyllisches Sträßchen im Grünen, ganz arglos aber viel zu teuer. Zu hoch der Kaufpreis, zu hoch der Vertrauensverlust und zu hoch die Enttäuschungen.

Der passende Übergang ist wohl der Stecklespringer vor der Schule.

de Stecklespringer

Natürlich darf das Rathaus hier nicht fehlen.

Rathaus Mundelfingen

Zum Ende möchte ich hier unter dem Mundelfinger Rathaus Hermann Mäder zitieren. Der letzte amtierende Bürgermeister von Mundelfingen zur Eingemeindung von Mundelfingen nach Hüfingen im Jahr 1974:

…. hat die Gemeinde Mundelfingen am 4. Mai 1974 mit der Stadt Hüfingen einen Eingemeindungsvertrag geschlossen. Ich selbst mußte in meiner Eigenschaft als Bürgermeister die Schließung dieses Vertrages befürworten, obwohl ich nie für eine Gemeindereform in Form einer Eingemeindung war… Schon zu Beginn des 20. Jh. zählte Mundelfingen zu den fortschrittlichsten Gemeinden auf der Baar….

Ja, auch heute noch ist das Solardorf Mundelfingen die fortschrittlichste Gemeinde auf der Baar und es ist traurig, dass Hüfingen nicht bereit ist etwas von Mundelfingen zu lernen.

Ortsansicht Mundelfingen von 1902 aus der Sammlung von Dieter Friedt

* Chronik von Mundelfingen 1974 von Paul Willimski