Schleckeis vum Feroldi

Schleckeis vum Feroldi

2. Juni 2021 2 Von Hubert Mauz

Jo so wars „ Buebejohr z` Eschinge i de 50- er / 60- er Johr.

De Nonno vu Pineto

Am Adria Strand i de Appruze: En friendliche Nonno mit Strohut radelt gmietlich und guetgluunt d` Promenade ab mit sim Dreirädrige- Fahrrädle. Mit Kennerblick taxiert er d Gäs`cht. Natürli sieht er uf de erscht Blick, woher die Touris kummet und er woass genau wen er abohre will. Nämlich die giitzfreie, lebensfrohe Tedesci, dieselle wo e Gnusswelt bewahrt hond oder im Begriff sind, sie wieder zu erobere. Des sind sini uusgsuchte, handverlesene Aasprechpartner. „Buon Giorno Singnora“ de galant ergraut Papagalli vum aalte Schlag woass genau dass mer zerscht d` Wiiber aabohre muen: „ Wie geht ?, wo habbe Haus in Allemania ? Ahh, si, si , da habe io au gudde Collega, habe au Ristorante, ganze gute italienische Mama- Cucina….., und ……will jetzt au Eisdiele, Gelateria, mache. Habbe sie scho Eis esse in bella Gelateria „Appruzzo“, andere Seit von Promenade ? Serr gut Eis, bene, tutto bene ! benissimo Gelato aahhhh „ Und so nebebii: „Macht meine Sohn, Maurizio, ganz gutte Sohn “. „Heute Abend, i bin au da, auf Terrassa, mache wir bissele kleine Parliamento in Gelateria, si ? Va bene , Buon Giorno, bis heut Abend , Molto Grazie e arrevederci“. Obwohl sini Absichte nit ganz so uudorchsichtig sind wie er animmt, mag mer den nette, friendliche Nono sofort und nimmt die Iiladung zum Obed- Eis gern aa.. Nochem „ Bona serra, cara Singniora, serra Signiore „ und nach eme kleine Schwätzle erschliesst sich die erstuunlich, amüsant und herzig Poesie vu sim Lebe meh und meh.

I de 60-er Jahr häts für den Taglöhner usre kleine Frazione, eme Dörfle a de Ostabhängen vu de Abruzze, kaum e Uskumme, scho gar nit e Iikumme und erscht recht nit e Fortkumme gäe. “Habe meine junge Donna an Hand genommen und habe, wie viele Collega, mit due Pappedeckel – Koffer Reise nach Alemannia gemacht, nach Wolfburgo, bei VauWä. Habe gute Geld verdient aber viele Heimweh und au viele Zeit an Wochenende. An Freitag war bei VauWä, ab Mittag, basta, fertig mit Sweisse und lavorare. Meine Frau habe auch arbeite. No , dann habe wir, subito Käfer mit Schibbdach gekauft , wie bei bello Topolino cingue- cento. Un dann habbe eine Collega verkauft eine picolo Bambini – Carussello. „ Mama ich kaufe diese Macina, basta „. Dann Macina auf kleine – Anhänger an Käfer- VauWä jede Freitag auf Piazza vor Karstad, Mercato, du wisse , manchmal bis Sonntag – Abend. Mamas von Bambini konnte ruhig in Karstad kaufe schöne Kleider, Schuh e rosso Intimissimi , Papas lasse ihre Bimbis fahre bis Mamas mit schöne Sache und so, zurück. Ohne mio Carussello Bimbi habe immer viel weine und Patrone von Karstad habe auch Spass un Profitto, weil viel Klamotte verkaufe un habe mir sogar Strom geschenkt. Eine Plattespieler singt ganze Tag „O sole mio“ und „Azzurro“ un „Gelazo a Limon“ wegen Bella Italia – Gefihl. War serr gute Geschäft, serr gut, viele 50 Pfennigmoneta jede Abend, un alle haben viele Spass mit meine Carusello. So ich habbe subito viele gute Mark für meine nächste, grosse Traum: Ein Gelateria in Wolfburgo. Un, subito, ich war Patrone von picolo Eisdiele „ Da Abruzzi“. Carrusello habe dann wieder an andere Abruzzo- Collega verkauft, Viele Arbeit aber immer grosse Auge von cari Bambini in fredo Wolfburgo wege meine gute tschinkeli Eis. Meine Sohn und meine Tochter sprechen perfetto Wolfburgo deutsch. War auch wieder gutte, serr gutte Geschäft. In meine bella Terra Abruttesi habe dann au viele, oh molto bene, Tourismo angefange. So wir sind bald zurück in meine Paese Amiata mit viele duro, (h)arte Deusch Mark, ehhh, war viele Millione Lire. Unsere finalissimo Visione, ganze gross Traum, war Gelateria am Lido Abruttese. So wir sind in viele, viele lange Trasporti, immer noch mit gutte Cabrio- Käfer und Carusello – Anhänger mit ganze Wolfburgo- Eisdiele e Eis- Macina und Bambini über Nurnbergo, Munico, Brennero, Ancona viele mal und molto Kilometri zurück in Abruzzi gefahre.“

„Habe meine Sohn Maurizio nicht schöne, bella Gelateria mit ganz gutte Eis, Gelato ? Alles nur wege bello Carusello und Bambini di Wolfburgo. Grazie bene, Grazie bimbi e Grazie Wolfburgo, e Grazie mi bello , mi moltobello Carusello“

Friendlich, respektvoll aber doch liicht distanziert, fascht ängstlich, begrießt er e italienischs , schwer gstyltes, ufgmotztes , goldkettle- verhängts Ehepaar. Sie guet zeh Johr jinger als er und sie chiki Nonna. Dere obe üppige Matrone und dem makelos gfärbte, so im Stil vum Grande Cavalliere Silvio Berlusconi, bietet er en separate Tisch aa. Artig wered se begriesst mit Kissle vom herflitzende Filio Mauro und de rassige Schwiegertochter. Später kunnt au no Nonna schaffig, verschwitzt us de Eiskuchi.

„ Sin Schwiegereltere von meine Sohn, habe gross Villa und viele schnelle Lancia und Alfa. Habe an meine letzte Tage auf Erde noch viele contatto mit diese Patron“. Schelmisch lauert er uf mine ratlose Auge und iiser Gsiecht. Wie zigfach giibt hebt er resignierend d` Schultere, loot sin knizze Schalk aus de kleine Äugle blitze , beugt sich liicht vor, legt beruhigend si Hand uf min Unterarm und er, und ich, schmunzle lang und gnussvoll bespasst i iis inni: Über den uralte, eigetlich abdroschene, uusglutschte Witz :

„ Is meine Totegraber, hat gudde, serr gudde Beerdigung- Funeraio Geschäft, si, si ………….eine ganz tott- sichere Geschäft “.

„Habbe viel grosse Mersedes Totewage. Italiener wolle nur mit Mersedes fahre an letzte Tag, nix Fiat oder Lanca. Will jetzt in Wolfburgo baue lasse grosse, schöne, schwarze VauWä- Bus. Muss aussehe wie Capella mit Clima, eletrische Kerze, mit Verkleidung von Apruttesi Pinie un Olivi- Holz, nix Blech un perfetto Music Box , besser wie bei meine Carusello- Plattespieler, extra für Adagio von Galuppi e Verdi“.

Während dene ganze Täg isch mir natierli unsern Feroldi, unsern erschte Italiener mit sim guete Tschinkele- Eis i de Waffel vum Bahofskiosk nit us em Kopf gange. 10 Pfennig hät on Bolle überall im Städtedreieck kostet. Die stabil Währung isch in de natural- Währung, nämlich noch de Bollegrösse reguliert wore. Z` Hifinge, bei me booremer Beck nebe de Kirch, war de Bolle Alu- Suppeschapfe gross, z` Briilinge Email- Sosseschapfe mässig und bim Feroldi i Original italienische Eiszange Grösse. Zange Chromstahl us Vincenca . I de Grösse ebe ganz de Statur von dene kleinere Italienerli, dene Tschinkeli aapasst. S` Markezoache aber vum Feroldi i sim herzige Kiosk gegenüber vum Bahhof, dert wo jetzt de Sternebeck isch und früher d` Post war, des war sin einmalige „ Ableger „ . En normale Eisverkäufer kaa nu vier Eiswaffle zwische sine 5 Finger iiklemme und mit de Eiszange die Waffle lade und fille. De Feroldi aber hät wundersamerwiis sage und schreibe fünf mit enand lade kinne. Er hät nämlich en Ast, wie mir gsait hond, ebe sellen Ableger am Dumme aagwaase ghet. Daß es bi iis Kröpf am Hals gäe hät, des hommer gwisst und bei Liit usem Wälderwald am Martini Märt au gsänne. Dass mir nit au so Kröpf grieget, gege des hond mir Jod- Tablette in de Schuel vertoalt griegt. De Ferroldi muess konni kriegt haa i sim abglegene Appeninne Dörfle, suncht wär ihm nit so en Ableger gwaasse. Aloanig aber die Kuriosität vum Feroldi, der Doppeldumme, hät dech de Geiz und die Gsparrigkeit vergesse lau, dass sine Bolle ziemlich kleiner waret aber viel sahniger als die Wassereis- Bolle vu de Konkurrenz in dene Eschinger Konditoreie oder z` Hüfinge oder gar z` Brielinge beim Klotze- Beck. Die Verhoassung dass dert vill meh Eis für 10 Pfennig griegt häsch, hat om ab und zu verleitet, ebe doch gi Hifinge oder gar über de Berg gi Briilinge z` rädle. Au do schafft halt Lust Leidenschaft und manchi Anstrengung vergisst mer vor luuter Giiz. Wege dem Giiz häsch in Kauf gnomme, dass uf so Iisgries, wo vum Iishuus gstammt hät, ummekaue häsch messe dass es im Muul knackt hät. Und denno häsch wieder vum Eis vum Ferry troomt und häsch der fescht vorgnomme, dass s` näschtmol die herte Pfennig wieder ver de puure Genuss iisetzisch: Nämlich ver echts, sahnigs, fruchtigs Tschinkeli – Iis vum Feroldi.

Sit dem Nono us de Apruzze guck ich die verschnörkelte, barocke Kinderkarussell, grad au am Kloosemärt z Hifinge, mit ganz andere Auge aa, sieh den Glanz i dene Kinderauge im neue Liecht und denk manchmol drüber noch, ob de hittig Karusellbremser und Betrieber au sii Glick macht mit sinere Traummaschie, genauso wie de trollig Nonno us de Abruzzen ?

Zwar hät de Feroldi, z` Eschinge am Bahhof, koe Carrusello und au kon Schwiegervater als Totegräber ghet. Aber halt s` bescht Eis im Städtledreieck. Sogar die Bregtäler, wo mit de Bregtalbah aakumme sind, hond manchmol, wenn sie 10 Pfennig übrig ghet hond, scho während de Aafahrt geg Eschinge uff de herte Holzklassebank, vum Ferri sim Schleckiis troomt und sind standepee vum Perron eweg zu sim Kiosk dorri grennt. Gmeinsam mit siinere pummelige Frau und de willige, schaffige Techter hät er als erschter die Tschinkeli- Genusskultur gi Eschinge brocht. Obst und Südfrücht, wie Tomate, Zitrone, Pfersich, Truube, Orange und Feige. Spagetti, Pasta, Gnoggi, Gorgonzola, Salami und Parmesan hät er dene wunderfizige Hausfraue aabote und sie honds , e weng verschämmt, au gern kauft. De Vater hät ab und zue au e Brisago oder en Bündel Krummi Hund, die schruubeartige Zigarillo, beim Ferri kauft.
De Magnet aber war im Sommer im Feroldi sii Schleckeis: Citronegschmack, Pfirsich, Melone, Pistazie und Mocca waret Eissorte, die häsch sunsch nähnets griegt. Obwohl die Bolle ziemli kleiner waret wie des Wassereis mit meh Eisscherbe vum Eisweiher und Eishuus drin wie Milch, Rohm, Zucker , Kakoo, Erdbeer- oder Himbeermues bei de booremer Beck. Dieselle booremer Landbolle vum Gleichauf, vum Reiterbock oder vum Hengschtler. De Gluschte und de Genuss beim Feroldi war uuübertroffe, halt pico bello. Bollegrösse hin oder her. Ganz abgsehe vu sim unvergessene, stadtbekannte und legendäre „ Ableger „. Sie Tochter, d Maria, isch zwar noch dem de Kiosk im Weag war und abbroche wore isch, zruck gi Venetie , i die Julische Alpe, is Friaul, is Piavetal. Sie hät aber bis hit no Kontakt zu Eschinge und schwätz immer no e trolligs Booremerisch. Nochfolger Eismacher i de Region waret denno d` Spinazzis mit em Venezia, die Zampollis, Pampanins und Da Angelos.

Jo so wars , und s `nächstmol verzell ich eich die Gschecht vum Riedeburger Feroldi, em Angelo.