Petition „Kleinod Windgfällweiher“ an Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer übergeben

Petition „Kleinod Windgfällweiher“ an Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer übergeben

18. März 2021 0 Von hieronymus

PRESSEMITTEILUNG der Regionalen Initiative für Artenvielfalt am 17.03.2021

5013 Unterschriften und einen zehnseitigen Infobrief haben die Initiatoren der Petition „Kleinod Windgfällweiher“ am Mittwochvormittag in Freiburg an Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer übergeben. Mit ihrer Initiative wollen Dagmar Schäfer, Heidemarie Bauer und Hubert Böll aus Feldberg erreichen, dass am Windgfällweiher weder ein großes Hotel, noch ein Reisemobilpark mit 120 zusätzlichen Plätzen entsteht. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer dankte den Initiatoren der Petition für ihr Engagement für den Naturschutz am Windgfällweiher. Sie machte deutlich, dass das gerade während der Pandemiezeit verstärkte Bedürfnis der Menschen nach Erholung in der freien Natur und der Naturschutz mitunter in einem Spannungsfeld stehen. Dieses gelte es verantwortungsvoll aufzulösen, indem Erholungssuchenden Zugang zur Natur ermöglicht werde, ohne dabei geschützte Gebiete spürbar zu belasten oder gar zu zerstören. Große Bedeutung komme hier der Lenkung von Besuchern und touristischen Einrichtungen zu. „Ich bin überzeugt, dass bei den Unteren Bau- und Naturschutzbehörden ein hohes Bewusstsein dafür besteht, die Interessen der Erholungssuchenden und des Naturschutzes sorgfältig abzuwägen. „Die höhere Naturschutzbehörde meines Hauses steht in engem Austausch mit dem Landratsamt und wird die weitere Projektentwicklung am Windgfällweiher aufmerksam begleiten.“

Mit ihrem Engagement wollen die Initiatoren der Petition auch auf eine Situation aufmerksam machen, die sie für untragbar halten: „Wir stehen an einem Kipp-Punkt durch eine Wirtschaftsweise, der es an erster Stelle um Wachstum, Effizienz und Rendite geht. Finanzkrise und Geldpolitik haben dazu führt, dass weltweit nach Investitionsobjekten gesucht wird und ein Zugriff auf alles stattfindet. Dieser Zugriff macht nun auch vor den Höhenlagen des Schwarzwalds keinen Halt mehr – auch nicht vor dem Windgfällweiher. Verlierer sind dabei Natur und Gemeinwohl“, erklärt Dagmar Schäfer. Die Initiative mahnt an, dass der Hochschwarzwald zwar noch Kleinode wie den Windgfällweiher hat, diese aber zu späten, zu kleinräumigen und zu wenig wirksamen Schutz genießen. Erst 2007 kam ein Drittel des Weihers in den Genuss, als FFH-Schutzgebiet zu gelten. „Schilder oder die Umsetzung eines Managementplanes fehlen bis dato“, kritisiert auch die NABU- Ortsgruppe. „Das Planungsgebiet liegt in einer feuchten Senke, die gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels nicht zugeschüttet und zerstört werden sollte“, sagt Dagmar Schäfer. Die Kommunen erhoffen sich Gewerbeeinnahmen und eine kostengünstige Lösung für den coronabedingten Besucherdruck. „In Wirklichkeit wird aber Infrastruktur für 400 zusätzliche Personen, die dann rund um die Uhr vor Ort sind, geschaffen. Der Weiher ist zu klein für solche Vorhaben, die umliegenden Lebensräume des eiszeitlichen Reliktes mit ihrer besonderen Flora und Fauna würden unumkehrbar mit Füßen getreten“, sagt Dagmar Schäfer. Die Petition richtet sich auch an Landrätin Dorothea Störr-Ritter sowie den Gemeinderat Lenzkirch und Bürgermeister Andreas Graf. Nicht nur die Bevölkerung aus Feldberg und Lenzkirch sieht den Verlust ihres wertvollen Naherholungsgebiets. „Mehr als 1300 Kommentare aus nah und fern setzen dabei ein klares Zeichen“, sagt Heidemarie Bauer mit Blick auf die Kommentare unter der Petition, die außerdem breite Unterstützung durch alle Ortsgruppen des Schwarzwaldvereins Hochschwarzwald, den NABU Bezirksverband Südbaden, den BUND- Regionalverband Südlicher Oberrhein, den BLNN, der Fraktion der Grünen im Kreistag, Greenpeace Freiburg sowie die Naturfreunde-Ortsgruppe Freiburg erfährt.

In ihrem Infobrief an die Regierungspräsidentin stellt die Initiative auch Forderungen: An erster Stelle für einen angemessenen fachlichen Schutz durch großräumige Ausweitung als Naturschutzgebiet oder Schonwald, Bannwald oder Waldbiotope. Durch einen geeigneten Biotopverbund sollen unter anderem die Sommer- und Winter-Lebensräume der Amphibien, die den Windgfällweiher im Umkreis von drei Kilometern als Laichhabitat nutzen sowie die Lebensräume der ansässigen Reptilien, Insekten, Fledermäuse, Biber und Vögel nachhaltig verbessert und gesichert werden. Die Initiative schlägt dringend eine Zusammenarbeit der Hochschwarzwaldgemeinden mit dem Landkreis zum Thema „Lebensqualität für unsere Bevölkerung und ihr Schutzgut Natur“ vor und bietet ihre Mitarbeit an. Bestätigt in ihrem Engagement für das Windgfällweihergebiet sehen sich die Initiatoren der Petition auch durch die Klage der EU gegen Deutschland wegen jahrelanger Verstöße gegen geltendes Naturschutzrecht. „Die Karten der LUBW mit den Biotopen im ganzen Hochschwarzwald bestehen aus einem Flickenteppich. Es fehlt ein Verbund“, so die Kritik der Initiatoren.

„Auf jeden Fall kann man kein Chaos regeln, indem man die Ausgangslage noch verschlimmert und noch mehr Camper direkt ins Gebiet packt“, findet Hubert Böll. „Es braucht eine entschiedene Zusammenarbeit von Behörden und Kommunen für das Allgemeinwohl und eine Regionalplanung“, ist sich die Initiative einig. „Die Natur und die Bevölkerung brauchen dabei von Anfang an eine Stimme! Nicht erst am Ende des Verfahrens, wenn das kommerzielle Projekt nach gewohnter Tradition durchgesetzt wurde. Wir fordern einen Stopp des Flächenfraßes, der auf Kosten unser aller Lebensqualität geht.“

INFO: Die Petition sowie alle Kommentare sind unter www.openpetition/kleinod.de zu finden