Behlaer Weiher Follow-up

Behlaer Weiher Follow-up

23. März 2021 2 Von Hannah Miriam Jaag

Im November 2020 durften wir lernen, warum der Behlaer Weiher so stark eutrophiert und fast am umkippen ist:
Eine kleine bakteriologische Untersuchung

Im Januar 2021 habe ich dann mal einen Vergleich angestellt, was wir alles verloren haben:
Behlaer Weiher einst und heute

Abwasser mit nachgewiesenen Fäkalbakterien und mutmaßlichen Kotresten
20. November 2020

Seit damals haben viele Leute versucht etwas zu erreichen. So war die erste Anlaufstelle das Amt für Umwelt, Wasser- und Bodenschutz. Dieses Amt schrieb dann, nach mehrfacher Aufforderung, folgende Nachricht:
Bezüglich des Gewässerverunreinigung konnte ein wesentlicher Eintragspfad in das Gewässer am 07.12.2020 festgestellt werden, welcher seitens der Stadt Hüfingen zeitnah verschlossen wurde.
Hiermit war die Sache für das Landratsamt erledigt.

Abwasser
23. Januar 2021

Da es im Januar nicht ganz so aussah, als ob die Behauptung der Wahrheit entsprach, hat hier der NABU Strafanzeige gestellt. Die Anzeige wurde direkt eingestellt.

Abwasser mit nachgewiesenen Tensiden
11. März 2021

Auf Nachfrage des NABU beim Oberstaatsanwalt mit den oben gezeigten Fotos kam als Begründung: “Das Amt für Umwelt, Wasser- und Bodenschutz vom Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis bewerteten die Schaumbildung als natürlich und sahen keine Verunreinigung des Weihers.

Abwasserpilz

Abwasserpilz ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine Lebensgemeinschaft aus diversen Bakterien, die in verschmutzten eutrophierten Gewässern wächst und dabei lange Fäden oder fellartige Überzüge bildet. In der Gewässergütebestimmung dient er als Anzeiger für die Gewässergüteklasse III–IV. Die Gewässergüteklasse IV ist übermäßig verschmutzt. (Polysaprobe Zone. Darstellung in der Gütekarte: rot. Saprobienindex 3,5 bis 4,0. „schlechter“ Zustand) (Wikipedia)

Hier zeige ich ein paar Fotos des “natürlichen Abwasserpilzes” im verschmutzen Bach zum Weiher vom 11. März 2021.

Die Untersuchungen des weißen Schaumes oben wurde von einem Chemiker der Hochschule Furtwangen durchgeführt und wird später in einem gesonderten Bericht veröffentlicht. Aber hier stellt sich mir schon die Frage, warum diese Untersuchungen von Ehrenamtlichen gemacht werden müssen und das Amt für Umwelt, Wasser- und Bodenschutz “erfühlt” seine Wahrheiten. Bis heute war keiner der Männer vom Amt an der Abwassereinleitung.

Versuch der Kontaktaufnahme mit dem Landratsamt

Da leider jeder Kontakt mit dem Landratsamt gescheitert ist, hatte ich am 30. Januar 2021 eine E-Mail an den Ersten Landesbeamten geschrieben, mit der Bitte um Hilfe. Der Mann hat nach 10 Tagen merkwürdig geantwortet. Es ist mir nicht ganz klar, warum der Mann unhöflich war. Aber vielleicht erschliesst es sich ja der Leserin oder dem Leser hier. Deshalb will ich meine E-Mail (mit allen Rechtschreibfehlern) veröffentlichen:

E-Mail an den Ersten Landesbeamten vom 30.01.2021

Aus datenschutzrechtlichen Gründen kann ich hier die Antwort nicht veröffentlichen, wäre aber dankbar wenn mir in den Kommentaren jemand erläutert, warum ich anscheinend sehr beleidigend rüber kam. Ich bin ja lernfähig. Auf jeden Fall hatte ich eine erneute E-Mail geschrieben, die bis heute nicht beantwortet wurde.
Update am 24. März 2021: Es hat sich jetzt alles geklärt und ich weiß, wo mein Fehler lag. Danke an den Ersten Landesbeamten für die E-Mail!

Nach diesen recht frustrierenden Erfahrungen habe ich dann an das Umweltministerium nach Stuttgart geschrieben:

E-Mail an das Umweltministerium vom 10. Februar 2021

Eintragspfade wurden im Dezember 2020 verschlossen?

Die Einleitung von Abwässern in den Bachlauf zum Behlaer Weiher wird ja nicht abgestritten, sondern es wird behauptet dies sei nur ein kurzer “Unfall” gewesen und die Einleitungen seien im Dezember 2020 abgestellt worden.

Ich vermute mal, dass jeder und jedem bei dem Anblick des Bachlaufes klar ist, dass dies nicht stimmen kann. Allerdings müsste man sich dazu vom warmen Schreibtischstuhl aus in das unwirtliche Gelände des Behlaer Weihers begeben. Dies ist nur Ehrenamtlichen zuzumuten.

Abwasser
21. März 2021

Da die Zustände in Behla eigentlich unzumutbar sind, habe ich am 21. März erneut eine E-Mail an das Umweltministerium in Stuttgart geschrieben.

Es ist also wieder so, dass Ehrenamtliche hier Proben ziehen und Untersuchungen starten. Wobei ich dieses Mal Unterstützung eines Chemikers der Hochschule Furtwangen habe.

Bevor ich hier die mikrobiologischen Ergebnisse veröffentliche, möchte ich noch auf den Laich eines verirrten Frosches eingehen. Es ist ja so, dass es früher tausende Amphibien im und um den Weiher gab (Behlaer Weiher einst und heute). Dieses Jahr hatte sich noch ein letzter Frosch verirrt und hier möchte ich eine kleine Abfolge der mutmaßlichen Verwesung des Laiches zeigen. Innerhalb von drei Wochen ist der Laichklumpen langsam vergammelt. Hier können sich keine Kaulquappen entwickeln.

Erneute Untersuchung des Wassers

Probeentnahme von oberhalb des Abflussrohres
Ehrenamt mit Geschmäckle
Probeentnahme am Abflussrohr

Oben sind die Bilder der Probeentnahme am 21. März 2021. Ich habe eine Probe am Bachlauf vor dem Abfluss genommen und eine am Abfluss selber.

Sowohl am Bachlauf oberhalb des Abflusses, als auch am Abfluss selber sind sehr hohe Nitrat-Werte (über 50 mg/l). Nitrit ist nur am Abfluss selber erhöht (über 10 mg/l).

Nitrit wird durch eine chemische Reaktion in Gewässern und in Kläranlagen von Nitritbakterien (Nitrosomonas) durch Oxidation bei ab 20°C gebildet. Nitrate werden dagegen durch bakterielle Nitrifikation gebildet. Die Nitrifikation wird bei Temperaturen unter 12°C verlangsamt und unter 8°C eingestellt. (Wasser Wissen).

1. Reihe: Hüfinger Trinkwasser 2. Reihe Bachlauf oben 3. Abfluss

Im November 2020 wuchsen auf LB Platten mit 50 µl der Wasserproben bei 37° über Nacht unzählige “Fäkalcoliforme” kurz auch als CFU (coliform units) bezeichnet. 

Wasserproben vom November 2020 auf EMB und LB Platten bei 37° über Nacht. (53=Wasser aus dem Abfluss)

Bei den neuen Proben zeigt sich erstaunlicher Weise ein ganz anderes Bild.

1.000 µl Wasserproben vom 21. März 2021 auf EMB Platten bei 37° über Nacht. (57-Wasser aus dem Abfluss, 58-Wasser aus dem Bachlauf)

Ich kann diesmal keine nennenswerte Anzahl an lebenden Fäkalcoliformen nachweisen. Im Bachlauf oberhalb sind gar keine Fäkalcoliforme, aus dem Abfluss kommen einige wenige, die aber dieses Mal teilweise antibiotikaresistent sind. Staphylokokken sind jetzt gar keine nachzuweisen.

Dieses Mal habe ich das braune Abwasser unter das Mikroskop gelegt.

40 x Vergößerung
10 x Vergrößerung

Oben nur mal zwei Beispielfotos. Ich habe jetzt nicht sehr viel Erfahrung mit dem Mikoskopieren, aber es sieht schon nach verdauten Kadavern aus. Wenn ich jetzt tippen müsste, würde ich sagen, die braune Brühe ist Aas. Also Reste von toten Tieren. Da keine Fäkalcoliforme gefunden werden können, wurden die Kadaver wohl nicht im Darm von Warmblütern vergärt. Hierauf weisen auch die vielen Tenside.

Fazit

Das Abwasser aus dem Rohr hat sich die letzten Monate verändert. Das einzige was wir mit Sicherheit sagen können: Es ist nicht natürlich und schon gleich gar nicht normal!

Die einzige Konstante ist, dass wir sehr viele Abwasserpilze haben, Faulschlamm im Weiher und viel totes verwesendes Material. Laich ist nicht überlebensfähig.

Was wir inzwischen auch wissen ist, dass der letzte Bürgermeister mit seinem Team versucht hat Abhilfe zu schaffen. Seit Amtsantritt des neuen Bürgermeisters 2016 hat sich die Situation deutlich verschlimmert. Es wurden zwei Biotope mit tausenden Amphibien vernichtet. Der Bürgermeister hat keinerlei Ambitionen dieses Problem zu lösen. Er meint, es interessiert keinen. Womit ich ihm wirklich Recht geben muss.